Alissa Ganijewa

 3,9 Sterne bei 23 Bewertungen
Autor*in von Eine Liebe im Kaukasus, Verletzte Gefühle und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Alissa Ganijewa, geboren 1985, wuchs in Machatschkala/Dagestan auf und lebt heute als Literaturkritikerin und Autorin in Moskau. Ihr Debüt, die unter männlichem Pseudonym veröffentlichte Erzählung Salam, Dalgat, löste heftige Reaktionen aus. Die russische Mauer, ihr erster Roman, wird zur Zeit in mehrere Sprachen übersetzt.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Alissa Ganijewa

Cover des Buches Eine Liebe im Kaukasus (ISBN: 9783518425541)

Eine Liebe im Kaukasus

 (19)
Erschienen am 08.08.2016
Cover des Buches Verletzte Gefühle (ISBN: 9783990294581)

Verletzte Gefühle

 (3)
Erschienen am 31.01.2021
Cover des Buches Die russische Mauer (ISBN: 9783518424254)

Die russische Mauer

 (1)
Erschienen am 17.02.2014

Neue Rezensionen zu Alissa Ganijewa

Cover des Buches Verletzte Gefühle (ISBN: 9783990294581)
dunkelbuchs avatar

Rezension zu "Verletzte Gefühle" von Alissa Ganijewa

"verletzte Gefühle" ist ein weitschweifiger Ausflug in die korrupte Welt einer russischen Provinzstadt.
dunkelbuchvor 2 Jahren

Ein Abbild der heutigen russischen Gesellschaft. Macht und Korruption sind die Zauberworte für Erfolg und man fragt sich, wie die Schriftstellerin in diesem Gefüge derartig kritisch schreiben kann.

Cover des Buches Eine Liebe im Kaukasus (ISBN: 9783518425541)
Mary2s avatar

Rezension zu "Eine Liebe im Kaukasus" von Alissa Ganijewa

Anspruchsvoller Roman aus fremdartiger Kultur
Mary2vor 4 Jahren

Patja stammt aus Dagestan, ist 25 Jahre alt und noch immer unverheiratet. Nach einem beruflichen Aufenthalt in Moskau kehrt sie in ihre dörfliche, traditionelle Heimat zurück. Dort wartet zur Freude der Familie ein Verehrer auf sie, den sie nun kaum mehr loswerden kann.

 

Auch der junge Anwalt Marat aus demselben Ort sieht sich mit der Erwartung der Eltern konfrontiert, möglichst bald zu heiraten. Die Feier ist schon organisiert, es fehlt aber noch die Braut. Marats Mutter präsentiert fortwährend mögliche Kandidatinnen, der Sohn muss nur noch auswählen.

 

In Alissa Ganijewas Roman treffen die beiden Protagonisten aufeinander und verlieben sich – entgegen der Familienvorstellungen.

 

Sprachlich mit großartiger Erzählkunst entsteht ein Gesellschaftsbild des ländlichen Dagestans. Da prallen Aberglaube und islamische Strömungen aufeinander, es treffen sich Aufklärung und archaische Traditionen. Skurrile Gestalten durchziehen die Handlung und bestimmen den Fortgang der Geschichte. Insgesamt wird der fremde Kaukasus ein wenig erhellt, ein Gefühl des Unverständnis bleibt jedoch auch am Ende bestehen.

 

Hilfreich ist ein Glossar, das die verwendeten arabischen und awarischen Ausdrücke erklärt.

Außerdem hat die Übersetzerin Christiane Körner mehrere Seiten „Hinweise für uneingeweihte Leser“ angefügt. Erst mit diesen Hinweisen erschließt sich die Bedeutung bestimmter Elemente, wie „der Wein“, „das Meer“, „der Punkt“. Wenn man diese Hinweise erst zum Schluss liest, entgeht dem Leser während der Lektüre eine ganze Menge. Auch kann die wahre Qualität des Romans erst mit diesen erweiterten Kenntnissen erfasst werden.

 

Fazit: „Eine Liebe im Kaukasus“ ist zu Recht ein hochgelobter Roman, erfordert aber spezielle Kenntnisse und ist anspruchsvoll.

Wer das Buch gewinnbringend lesen möchte, ist gut beraten, die „Hinweise“ vorab zu studieren.

Ich kann nur eine bedingte Leseempfehlung  aussprechen und bewerte mit vier Sternen.

Cover des Buches Verletzte Gefühle (ISBN: 9783990294581)
awogflis avatar

Rezension zu "Verletzte Gefühle" von Alissa Ganijewa

Tango Korrupti ...
awogflivor 4 Jahren

wenn einer draufkommt und entpuppt di
dann bist schwuppdiwupp davon


In diesem ursprünglich österreichischen Lied über politische Korruption fehlen zwei Zeilen, nämlich „nimmst du dir einfach einen Anwalt, der was kann halt“. In der russischen Variante der Packelei ist das anders und geht ohne Rechtsbeistand, denn dort wird gleich gestorben, wenn so etwas ruchbar wird.

Ich begebe mich ja gerne aus meiner Komfortzone, lese sehr oft osteuropäische Autorinnen und bin immer wieder erstaunt, wie überraschend völlig anders im Vergleich zu unserer Literatur für mich das Setting in diesen Romanen ist. Sehr oft bin ich auch äußerst erfreut über die Qualität der Werke, was auch diesmal wieder der Fall war.

Alessa Ganijewa beschreibt eine kleine russische Provinzstadt mit all ihren honorigen Funktionsträgern ganz wundervoll. Dabei operieren einige der höchst ehrbaren Bürger, am Rande der Legalität, beziehungsweise die meisten weit darüber hinaus, indem sie sich in den höheren Ämtern schmieren lassen und ihren Geliebten und Verwandten Aufträge zuschanzen. Auf den ersten Seiten wirkt der Roman ein bisschen russisch stereotyp mit viel Korruption aber auch mit viel Witz und Augenzwinkern.

So entstehen urbane Mythen:


In der Wohnung eines Mannes tauchte an der Decke ein schwarzer Fleck auf, am nächsten Tag starb der Mann an einem Herzinfarkt. Dann das Gleiche in einer anderen Wohnung. […]

Und dann tauchte in der Wohnung von Iwanow ein Fleck´auf… […]. Der ruft bei der städtischen Hausverwaltung an. „Hallo ich habe einen schwarzen Fleck an der Decke. Kann man das richten? Gut. Und was kostet das?“ Man antwortet ihm etwas. „Wie viel?“, fragte Iwanow nochmals und starb an einem Herzinfarkt.

Anschließend setzt in der Geschichte aber eine unfassbare Brutalität ein: Auf Seite 38 sind schon zwei Figuren gestorben, obwohl hier vordergründig zuerst kein Krimi vorliegt, sondern nur zwei ganz normale Arbeitstage in einer Baubehörde geschildert werden.

Andrej Iwanowitsch, Ljamzin, der Regionalminister für wirtschaftliche Entwicklung und Hauptverantwortlicher der Vergabe von Bauaufträgen, ist gestorben, er wurde in der Vorstadt am Straßenrand abgelegt. Wie er wirklich gestorben ist, weiß man nicht, wie er während eines Regengusses an den Zaun einer Baustelle gekommen ist, hingegen schon, denn Kolja, ein Angestellter in der Baufirma von Ljamzins Geliebter Maria Anatoljewna Semjonowa, hat ihn in einem Gewitter aufgegabelt, mitgenommen und dann dort panisch abgelegt, als er plötzlich auf seinem Rücksitz gestorben ist. Am nächsten Tag ist auch Kolja tot, denn ein Lastwagen hat sein Auto zu Brei gefahren.

Die Ermittler vermuten, dass Ljamzin einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist, denn er war in den letzten Wochen total paranoid und seine Korruptionsverstrickungen drohten, öffentlich geoutet zu werden. Die Gerüchteküche brodelt, denn die Spatzen pfeifen es schon lange von den Dächern, dass Ljamzin seiner ehrgeizigen Geliebten Semjonowa, die ihr gutes Aussehen und ihren Sexappeal rücksichtslos gegen jeden Mann einsetzt, viele Bauaufträge indirekt über Verwandte und Scheinfirmen zugeschanzt hat. Aber auch alle anderen sind nicht unschuldig, Die Ehefrau Ella Sergewjena Ljamzina hat als Schuldirektorin auch ordentlich Dreck am Stecken, gerät ins Visier der Ermittlungen, wird öffentlich gedemütigt und stirbt auch unter mysteriösesten Umständen. Angeblich hat sie sich in der Badewanne umgebracht. Die frömmlerische und höchst spießige Stellvertreterin von Ljamzin wird in einen Sexskandal verwickelt und ebenso öffentlich an den Pranger gestellt. Irgendjemand zieht wahrscheinlich hier im Hintergrund die Strippen und hinterlässt eine blutige Spur. Ist es die Geliebte Semjonowa, die ohne irgendwelche Kalamitäten aus der Korruptionsaffäre herauskommt, im Gegenteil, sie ist mächtiger denn je? Hat sie Ljamzin, seine Frau, respektive ihre Rivalin und ihren Mitarbeiter als Mitwisser auf dem Gewissen oder war es der Oberstaatsanwalt Kapustin, der mittlerweile angeblich das Bett der Semjonowa wärmt?

Die feine Gesellschaft, der auch noch der Pope, ein Salonmaler, ein Theaterdirektor und ein Journalist angehören, zerreißt sich das Maul. Spannend ist auch, wie von den Ermittlern auf die alte, historische kommunistische Art Verdachtsmomente gegen Ljamzins Frau konstruiert werden, weil sie vor Jahren im Geschichtsunterricht Stalin irgendwie kritisiert hat, anstatt dass aktuelle und gegenwärtige Korruptionsverfehlungen untersucht werden. Diese absurde politische Kriminalisierung, die es offensichtlich auch noch heute gibt, gemahnt an die finstersten Zeiten der Sowjetunion und dürfte auch heute noch nicht überwunden sein.

Kleine Nebenrollen in dem Drama, das sich nach und nach zu einem veritablen Krimi auswächst, spielen auch noch Tanja, die Haushälterin der Ljamzins, Lena, die Sekretärin des Regionalministers, Viktor der Ermittler und Tolja Angestellter in Ljamzins Ministerium. Alle Figuren bis zur kleinsten Nebenrolle sind sehr gut gezeichnet und tief entwickelt.

Als die ganze Handlung droht, ein bisschen dahinzudümpeln, beziehungsweise zu gleiten, da in der Geschichte einfach nur mehr sehr viel geklatscht, getrickst, gestohlen, manipuliert und gestorben wird, entwickelt sich ganz unvermittelt im Finale durch einen Plottwist noch eine ganz grandiose Auflösung des Dramas und wie es zu den Ereignissen gekommen ist. Ein richtiger Krimi. Habe ich überhaupt nicht erwartet, ich war wirklich verblüfft. So etwas liebe ich! Im Wolfspelz schlummert ein verletztes Häschen, das sich zum Psychopathen entwickelt (wer den Zeichentrickfilm Pets und den weißen Psychohasen gesehen hat, weiß wovon ich spreche, alle anderen klicken hier). Insofern erklärte sich dann auf den letzten Seiten auch der Titel des Romans, der mir ja ursprünglich signalisierte, ich hätte einen typischen Frauenroman vor mir. Da war ich aber richtig auf dem Holzweg.

Fazit: Leseempfehlung! Ein spannender Mikrokosmos einer nicht gerade sympathischen russischen Kleinstadt: Korruption, Verflechtung von Lokalpolitik und Wirtschaft, Klatsch, Manipulation, wahnsinnig viel Brutalität und recht widerliche, schmierige Protagonisten ergeben letztendlich einen spannenden Krimi mit einem schlüssigen, völlig überraschenden Ende.

Gespräche aus der Community

Bisher gibt es noch keine Gespräche aus der Community zum Buch. Starte mit "Neu" die erste Leserunde, Buchverlosung oder das erste Thema.

Community-Statistik

in 44 Bibliotheken

auf 7 Merkzettel

Listen mit dem Autor*in

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks