Großartige Erzählkunst einer sehr intelligenten Frau
von BeaMilana
Rezension
Es ist wahr, wenn in dem Klappentext von der messerscharfen, emotionalen Intelligenz der kanadischen Autorin Alix Ohlin die Rede ist. Mit sehr viel Feingefühl und psychologischer Beobachtungsgabe erzählt sie in ihrem Roman "In einer anderen Haut" von der Suche nach menschlicher Tiefe im gemeinsamen Zusammenleben.
Vier Protagonisten sind es die, getrieben von innerer Leere, Einsamkeit und dem Drang helfen zu wollen, Beziehungen an verschiedenen Orten dieser Welt aufbauen, flüchten und scheitern. Am Ende der Erzählung (aber in der Mitte des Romans, denn er ist nicht linear erzählt) findet das Paar zueinander, welches sich zehn Jahre zuvor voneinander getrennt hatte. Wieder bildet das Helferyndrom den Grund für eine zaghafte Annäherung. Ob Grace und Mitch, beide Therapeuten von Beruf, es diesmal schaffen miteinander leben zu wollen, nach allen Wirrungen und Verwirrungen, die wir zuvor mit ihnen erleben durften? Das Ende bleibt offen...
Mir gefällt, dass Alix Ohlin sich nie in den Vordergrund drängt, nichts erklärt, beschönigt oder gar bewertet, sondern mit sehr viel Liebe und Kenntnis der inneren Zwänge ihren Figuren folgt (auch wenn deren Kommunikation mir oft zu verschlossen vorkommt und eine scheinbar unüberwindbare Kälte zwischen ihnen herrscht).
Für diesen außergewöhnlichen Roman zolle ich ihr meine Bewunderung und Hochachtung. Großartige Erzählkunst!