Intelligenz ist tatsächliche in ihrer Grundform eine genetische Bedingtheit und lässt sich in der „Gauß´schen Glockenkurve“ in ihrer Verteilung anschaulich darstellen.
Das ist das eine, durchaus bekannte, das als Grundlage des Buches durch die Autoren angeführt wird. Doch wesentlich bedeutsamer als das „Potential“, das Menschen (und hier im Besonderen intelligente Menschen) mit auf den Lebensweg gegeben wird ist der Lebensraum, das Umfeld, die Rahmenbedingungen, die es braucht, um das Potential der Intelligenz nutzen und entfalten zu können. Der Blick auf diese Rahmenbedingungen, ihre Ursachen, Notwendigkeiten und Wirkungen ist es, den die Autoren zum zentralen Anliegen ihres Buches machen.
Hierbei gilt:
„Eine hohe Intelligenz ist uneingeschränkt positiv zu bewerten“.
Aber es gilt auch:
„Diese Anlagen können sich aber nur unter förderlichen Umweltbedingungen entfalten“. Wobei es eben nicht im Umkehrschluss gilt, das „normal intelligente“ oder „unterdurchschnittlich intelligente“ Menschen auch unter besten Bedingungen keine Spitzenwerte erreichen können. Wobei die Grenzen durchaus ein stückweit auch fließend gesetzt werden im Buch. Optimale Bedingungen und hohe Motivation erzeugen durchaus eine breite Steigerung des geistigen Potentials, wobei im Besonderen dennoch gilt, dass gerade jene fünfzehn Prozent mit überdurchschnittlichem Intelligenzquotienten gefördert werden müssen.
Dezidiert und klar stellen die Autoren ihre Ergebnisse dar und ebenso dezidiert lassen sie daraus ein Plädoyer für die möglichst optimale Förderung überdurchschnittliche intelligenter Menschen folgen. Die in den Augen der Autoren dringend nötig ist (und benötigt werden), gerade weil vor allem Gesellschaften westlicher Prägung in der „Intelligenz“ als Grundlage für Wissenschaft und Entwicklung ihre wichtigste Ressource besitzen. Ein weiterhin nicht optimaler oder gar kontraproduktiver Umgang mit der „Ressource Intelligenz“ (wie er im derzeitigen Schul- und Ausbildungswesen leider noch weit verbreitet, auf den „Durchschnitt“ ausgerichtet ist) wird spürbar kontraproduktive Folgen für die Entwicklung und Entfaltung der gesamten Gesellschaft nach sich ziehen.
Im Gesamten aber geht es den Autoren nicht um „geschlossene Räume“ für Intelligenzpotential und nicht um Überreaktionen mit „Lernzwang“ schon von der Geburt an. Aber Entfaltungsmöglichkeiten zu geben, Kinder die Welt auf ihre Weise entdecken zu lassen, daneben aber auch „Kunst von Können“ abzuleiten und für Übungen, stetige Wiederholungen, lernen und Automatisieren von Inhalten eine Lanze zu brechen, das ist ein stetig mitschwingendes Anliegen der Autoren. Wie aber die entsprechende Motivation hergestellt werden kann gerade im Blick auf ständig zu wiederholende Prozesse (die „Pflicht“ gegenüber der „Kür“), da bietet das Buch auch wenig Anhaltspunkte. Hier bauen die Autoren darauf, dass die im Buch vorgestellten Anregungen zur „Begabtenförderung in der Schule“ die „Sekundärtugenden“ auch bei überdurchschnittlicher Intelligenz zum tragen bringen können.
Ein Anliegen im Gesamten, für das beide Autoren im Übrigen überzeugend und fundiert argumentieren, den aktuellen Stand der Intelligenzforschung darlegen und dies im Zusammenhang verständlich erläutern. Nicht unbedingt bahnbrechend neu oder bildungspolitisch sehr konkret stellen sich die Ausführungen der Autoren dar, wohl aber liefert das Buch eine Vielzahl klarer Aussagen zur Begabung, zu deren Wichtigkeit für die Gesellschaft und zu Bedingungen, die es braucht, um das Potential der Intelligenz zur Entfaltung anzuregen.
Im Gesamten eine sehr interessante, verständliche Darstellung der Intelligenzforschung und der Umsetzung deren Ergebnisse in die praktische Förderung. Hierbei bildet das Buch keine einfache Lektüre für „zwischendurch“, sondern wendet sich an ein fachlich interessiertes und durchaus auch versiertes Publikum.