Rezension zu "Die Hennakünstlerin" von Alka Joshi
Lakshmi sticht aus der breiten Masse heraus, denn sie verhält sich so ganz anders als die anderen Frauen. Lakshmi hat aus guten Gründen ihren Mann verlassen und ist auf sich selbst gestellt. Sie muss sich selbst versorgen und das tut sie sehr gut. Denn Lakshmi schlägt sich nicht nur irgendwie durch, sie handelt mit Ehrgeiz und Kalkül. So kann sie sich selbst, ihren kleinen Gehilfen sowie ihre Schwester versorgen, die plötzlich und unerwartet auftaucht. Zudem träumt die junge Frau von einem ganz speziellen eigenen Heim.
Lakshmi ist klug. Sie setzt ihre Künste bestmöglich und gewinnbringend ein, wird so nach und nach zur gefragtesten Hennakünstlerin in Jaipur, macht aber auch von ihren umfassenden Kräuterkenntnissen Gebrauch. Bei ihren Besuchen bei den Damen der gehobenen Gesellschaft hört sie so manches Geheimnis, das sie sorgsam hütet und meist früher oder später zu ihren eigenen Gunsten einsetzt. Die Dinge könnten besser nicht laufen….bis Lakshmi von ihrer sorgsam verschwiegenen Vergangenheit eingeholt wird, plötzlich alle ihre Träume auf den Prüfstand geraten und sie sich entscheiden muss…
Ich habe diesen Roman von der ersten bis zur letzten Seite genossen. Lakshmi habe ich bewundert. Wenngleich ich nicht immer mit ihrem Handeln konform ging, so lief sie doch zielstrebig auf ihren Weg und schlug letztendlich in einer wichtigen Phase die Richtung ein, die mir am sympathischsten war. Die Hennakünstlerin ist ebenso wie alle anderen Figuren sehr lebendig und authentisch geraten, auch hat die Autorin dieses spezielle Flair, das Land und Leute umgibt, lebhaft eingefangen. Vor meinem inneren Auge entfalteten sich so ein ums andere Mal Lakshmis Hennakünste oder ihre traumhaft schönen Mandalas, die zu besonderen Gelegenheiten erschaffen werden. Die verschiedenen Gesellschaftsstände, die in dem Roman teilweise in aller Härte aufeinanderprallen, werden nachvollziehbar umgesetzt und ich habe als Leser eine Idee davon bekommen, welch unterschiedliche Regeln für die verschiedenen Klassen gelten und wie schwierig es für Menschen der niederen Kasten ist, ihr Gesicht wahrend und ohne Nachteil aus mancher Situation heraus zu kommen – denn ist man einmal verpönt, ist man unten durch. Egal, wen wirklich die Schuld trifft….
„Die Hennakünstlerin“ war für mich beste Unterhaltung mit Mehrwert und ich freue mich auf den zweiten Teil der Reihe, in dessen Mittelpunkt dann Lakshmis eingangs erwähnter kleiner Helfer steht.