Rezension zu "Leidende lügen nicht" von Allan Rexword
Zum Buch:
„ Hey Leute, herzlich willkommen zu einer brandneuen Folge von - Leidende lügen nicht - ! Wir sehen hier gerade eine freaky Geistervilla“ flüsterte sie theatralisch. „Schaut euch mal um.“
Mit diesen einladenden Worten begrüßt Amateur – Youtuberin Karin ihre begeisterten Follower zu einer weiteren schaurigen Episode auf ihrem Kanal. Irgendwo im Nirgendwo Ostdeutschlands folgt sie grausigen Gerüchten von ruhelosen Geistern, die in einer Villa, halb zerfallen und Schauplatz einer Familientragödie, ihr Unwesen treiben.
Wagemutig betritt Karin die dunkle Villa und schaut sich mit klopfendem Herzen um. Immer dabei, ihre Follower, die bequem in ihrem Zuhause sitzen und den Nervenkitzel spüren wollen, den Karin sich aussetzt. Karin ist sich der Gefahr durchaus bewusst, sei es wegen der Baufälligkeit der Objekte, die sie besucht oder wegen unliebsamen Begegnungen, die sie zu vermeiden sucht. Was ihr mitunter leider nicht immer gelingt. Doch mittlerweile ist sie gut ausgerüstet und geht mit Stemmeisen, Taschenlampe, die sich auch gut zur Verteidigung nutzen lassen, Militärmesser und Pfefferspray auf Geisterjagd. Ob ihr diese Dinge auch dann helfen werden, wenn sie denn tatsächlich auf übernatürliche Erscheinungen trifft, wird sich zeigen …
Doch ganz behutsam schleicht sich ein dumpfes Klopfen an ihre Ohren. Irgendwo im Inneren des Hauses nimmt Karin wiederkehrende Geräusche wahr. Sie scheint diesmal kein Glück zu haben und vermutet, dass sie nicht allein in dieser riesigen Villa ist. Was ihr dann auch die schweren Schritte, die sich in ihre Richtung bewegen, bestätigen. Schnell versucht Karin einen Ausweg zu finden. Aber anstatt einer Hintertür findet sie nur einen alten steinernen Treppenaufgang, der sie weiter in die tiefen Eingeweide dieses Ungetüm von Haus trägt. Vorläufigen Schutz findet Karin unter einem Staub und Spinnweben verhangenem Bett. Doch die Schritte folgen ihr und kommen stetig näher. Wohl oder übel kappt Karin die Verbindung zu ihren Followern, da sie mit ihrem Licht des Smartphones nicht noch weitere Aufmerksamkeit auf sich richten will. Doch auch in diesem Zimmer scheint sie nicht allein zu sein …
Lutz und Rüdiger sind professionelle Schatzjäger und auf der Suche nach dem Tresor des stinkreichen Dr. Karl Müller, ein Dosenfabrikant, der durch dubiose Geschäfte zur Wendezeit ein Vermögen verdient hat, der aber auf tragische Weise mit seiner gesamten Familie am ersten Weihnachtstag im Jahr 1993 durch eine Kohlenmonoxid-Vergiftung starb. Mitten in ihrer Suche lässt sie ein Geräusch aufhorchen. Sofort eilen sie in den Eingangsbereich, wo auch ihre ganze Ausrüstung herumliegt und suchen den Auslöser des Geräusches. Im angebauten Bereich der Villa, das früher als Kurhaus benutzt und später der SED für ihre undefinierbaren Zwecke diente, hören sie in einem Zimmer eine Frauenstimme. Doch als sie das Zimmer betreten und näher begutachten, finden sie dieses leer vor …
Karins Weg kreuzt sich mit dem von Lutz und Rüdiger auf unerklärliche Weise und alle drei müssen zu ihrem Schrecken feststellen, dass die Villa mehr verbirgt und weniger preisgeben will, als ihnen lieb ist. Letztendlich wird allen dreien ihre Abenteuer- / Sensationslust zum Verhängnis und es beginnt ein Kampf auf Leben und Tod.
Persönliche Eindrücke:
Schon der Einstieg in das Buch kommt mit dem Prolog sehr mystisch und schaurig daher. Wunderbar mit Worten und einem eindringlichen Schreibstil baut Allan Rexword die Familientragödie rund um den Großfabrikanten Dr. Karl Müller auf. Er beschreibt sehr malerisch und doch schonungslos den Tod der gesamten Familie.
Mit Karin, die exakt dreißig Jahre auf dem Tag genau an diesem geheimnisumwobenen Ort der Tragödie landet, lässt der Autor eine sehr mutige junge Frau agieren, die scheinbar keine Gefahren strotzt und sich todesmutig auf den Kampf ihres Leben einlässt. Um hier nicht zu viel zu verraten, so muss doch gesagt sein, dass Karin so einige übernatürliche Erscheinungen erlebt, die mir auch jetzt noch Schauer über den Rücken jagen lassen.
Lutz und Rüdiger sind die typischen Schatzjäger, zu mindestens so wie ich sie mir ganz klassisch vorstelle, etwas raubeinig und derb. Aber auch ihr Schicksal in diesem Haus wird ganz sicherlich nicht so einfach zu ertragen sein. Also seid auf der Hut beim Lesen.
Der Autor Allan Rexword verwebt die Wege der Charaktere auf durchaus gruselige und für mich äußerst spannende Weise. Er hat mir mit diesem Buch rätselhafte und unheimliche Stunden beschert, so waren doch einige furchtsame und erschaudernde Elemente dabei. Wer also nichts gegen kurze Schreckensmomente der etwas anderen Art hat, da das Buch mit seinen 146 Seiten nicht allzu lang ist, wird hier unterhaltsam belohnt.
Ich kann mir das Buch auch gut als Graphic Novel vorstellen. Schon allein, wegen des unfassbar gut gestalteten Covers. Es in diesem Stil als Bilderband weiterzuführen, wäre vielleicht noch das i – Tüpfelchen. Also wenn der Autor mal Lust hat in diese Richtung zu gehen, ich würde es kaufen. ;`-D
Ob und wer schlussendlich dieser Villa entkommt, erfahrt ihr auch hier wieder nur, wenn ihr das Buch in die Hand nehmt und lest. ;-D
Fazit:
Das Buch „ Leidende lügen nicht“ ist ein unterhaltsamer Mystery – Thriller der auf hohe Spannungs- und Schockmomente setzt. Es ist auch gut als „Einsteigermodell“ für die Angsthasen unter uns geeignet (ich spreche aus Erfahrung), da hier keine Charaktere bestialisch oder unmenschlich blutspritzend dahingemeuchelt werden, sondern durch schicksalhafte und furchtbar sinnlose Verkettungen ihr Leben endet oder eben auch nicht.