Cover des Buches Die spanische Tänzerin (ISBN: 9783352009037)
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Rezension zu Die spanische Tänzerin von Alli Sinclair

Das Magie des Flamencos

von Betsy vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Ein wunderschöner Roman voller Gefühl, Leidenschaft, Spannung, Drama und der Magie des Flamencos. Absolute Leseempfehlung!

Rezension

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Betsyvor 7 Jahren
„Wer sich dem Flamenco öffnet, öffnet sich der Liebe.“

Charlotte fährt auf Bitte ihrer kranken Großmutter Katarina nach Spanien um die Herkunft eines Bildes aufzuklären, welches diese von ihrem Vater geschenkt bekam und der vor dem gegebenen Versprechen ihr zu erzählen was es mit dem Bild auf sich hat verstarb. Auf ihrer Reise findet Charlotte nicht nur erstaunliches über ihre Großmutter heraus, die damals eine bekannte Flamencotänzerin unter dem Franco-Regime war und für diese Leidenschaft sogar mit ihrer Familie brach, sondern lernt auch Mateo, einen Flamenco-Gitarristen, kennen, der sie bei ihrer Suche nach Informationen unterstützt und durch den auch sie in den Bann des Flamencos gezogen wird. Genau wie damals Katharina muss sie sich mit ihren eigenen Bedürfnissen auseinander setzen und sich entscheiden was sie vom Leben will und ob sie bereit ist sich der Liebe und der Leidenschaft zu öffnen, wie dies Katarina bei ihrer großen Liebe Raul gelang, deren gemeinsame Geschichte einen zutiefst berührt.

„Sie fühlte sich so nah wie nie, el duende entstehen zu lassen: Diesen Augenblick, in dem eine magische Kraft die Luft erfüllt, den Künstler mitreißt und er das Publikum auf eine Reise mitnimmt, bei der es eine Weltentdeckt, die nicht erklärt, sondern nur gefühlt werden kann.“


Die Geschichte wird auf 2 Zeitebenen erzählt, nämlich einmal in der Gegenwart mit Charlottes Suche nach Informationen über das Bild und dann im Jahre 1944 (mit einer kurzen Sequenz im Jahre 1936) als Katarina ihrer Leidenschaft fürs Flamenco tanzen gefolgt ist, wegen derer sie von ihrer Familie verstoßen wurde und unerwartet ihre große Liebe Raul wieder trifft, den sie nie vergessen konnte. Beide Erzählstränge ziehen den Leser auf seine Weise in seinen Bann, aber immer spielt der Flamenco mit seiner Stärke, seinem Ausdruck und seiner Leidenschaft eine wichtige Rolle. Während Charlotte selbst berauscht wird von den Klängen der Flamencomusik und durch Mateo in eine gänzlich andere Welt eintaucht, erfährt sie nach und nach auch mehr über ihre Großmutter und was es mit dem Bild auf sich hat, das letztendlich auch Auswirkungen auf ihr Leben hat. Nebenbei erfährt man dann ebenso aus Sicht der jungen Katarina wie ihr Leben damals in Spanien verlief und was ihr der Flamenco bedeutet. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten und ihrer Angst sich dem Tanz völlig hinzugeben und einfach loszulassen, nicht mehr zu denken, sondern nur zu fühlen, strebt sie dennoch nach nicht weniger als dem Erlebnis von el duende, der Verschmelzung von purer Emotion und Leidenschaft, was ihr letztendlich nur in Anwesenheit von Raul gelingt.

„El duende ist Magie, für die es keine Worte gibt.“

Wie Charlotte, fragt man sich natürlich auch als Leser lange Zeit warum Katarina Spanien wohl verlassen hat und ihrem alten Leben den Rücken kehrte, aber auch was mit ihr und Raul passiert ist, deren Liebesgeschichte einen bezaubert und zutiefst berührt. Umso interessierter folgt man ihrer Geschichte und erlebt wie beide den Flamenco dazu einsetzen etwas zu verändern und dabei noch näher zusammenrücken, aber auch wie es sie in Gefahr bringt und damit für hochdramatische und spannende Momente sorgt.

Bei Charlotte wiederum sehen wir eine junge Frau, die mit ihrem Leben nicht wirklich glücklich ist und ihre eigene Leidenschaft für die Malerei aufgegeben hat. Sie ist ihrer Großmutter liebevoll verbunden und hat genau wie diese früher auch Angst sich völlig zu öffnen und das zu tun was sie will. Erst die Geschichten rund um den Flamenco, el duende, die Begegnung mit Mateo und die Geschichte ihrer Großmutter, geben ihr den Mut ihre Gefühle zuzulassen und sich darauf zu besinnen was sie für sich selbst will.

Auch die Figuren von Raul und Mateo sind sehr gelungen, beide wirken recht geheimnisvoll und ruhig, können aber mit ihrer Musik verzaubern und leben ihre Leidenschaft. Sie haben beide zudem Dinge in ihrer Vergangenheit erlebt, die die Gegenwart mehr oder weniger beeinflussen. Es ist teilweise sehr schön wie ähnlich sich Charlotte und Katharina, aber auch Raul und Mateo in mancherlei Hinsicht sind und wie hier zwei wunderschöne Liebesgeschichten erzählt werden, die dann doch auch wieder ganz anders sind.

Was hier des Weiteren so toll gelungen ist, ist dass beide Handlungsstränge gemeinsam so wunderbar harmonieren und einen mitreißen, auch wenn oftmals nicht viel passiert. Natürlich ist die Geschichte rund um Katarina und Raul noch einen Tick spannender und emotionaler, was eben der Zeit in der es spielt geschuldet ist, aber auch Charlotte und Mateo sorgen für viel Gefühl und schöne Momente. Gemeinsam haben sie allerdings die Familienkonflikte, die Emotionen die der Flamenco und seine Musik auslösen sowie den Mut sich auf etwas einzulassen.

Zwar werden hier die schwierigen Verhältnisse unter Franco angesprochen, aber vorrangig mit dem Bezug des Flamencos und mit der Widerstandsbewegung Maquis, die hier noch eine Rolle spielen. Der Autorin ist es hier sehr gelungen die Zeit Francos in Spanien einzufangen, ohne zu sehr ins Detail zu gehen, aber dennoch die Angst der Menschen zu vermitteln und wie sehr selbst ihr Flamenco unter dieser Herrschaft leidet, der um vieles komplexer ist als man es geahnt hätte. Man erfährt viel über diesen Tanz voller Leidenschaft, aber nicht so, dass man gelangweilt ist, weil man genauso gebannt den Erklärungen zuhört und gemeinsam mit Charlotte oder Katarina selbst am liebsten mit den Füßen aufstampfen würde und sich ganz dem Zauber des Moments zu hinzugeben, wo nur noch die Emotion und Leidenschaft zählt und alles andere belanglos wird.

Fazit: Ein Buch, das mich von Anfang bis Ende gefangen genommen hat und begeistern konnte. Die Autorin zieht einen mit ihrem gefühlvollen Schreibstil in die Welt des Flamencos und seiner Magie. Zwei Zeitebenen und zwei Frauen, die beide loslassen und ihr Herz öffnen müssen, um wirklich zu leben. Man erlebt hier pure Leidenschaft zu Musik, Tanz und Malerei, aber auch Gefahr, Angst und Dramatik, sowie wunderschöne Momente voll inniger Liebe. Der Leser erfährt unglaublich viel über den Flamenco und ist selbst gebannt und berauscht von den intensiven Gefühlen die dieser Tanz auszulösen vermag und wie dieser einst Katarinas und nun Jahrzehnte später auch Charlottes Leben verändert. Beide Erzählstränge nehmen einen mit auf eine Reise nach Spanien und erzählen von Liebe und Leidenschaft mit dem Fokus auf Flamenco. Eine absolute Leseempfehlung für dieses Buch, das hier einen Tanz in den Vordergrund stellt, sowie die Kraft und das Feuer das in jeder Frau steckt und es ermöglicht über sich selbst hinauszuwachsen, wenn man sein Herz dafür öffnet, aber auch historische Einblicke in die Zeit unter Franco bietet und wie selbst ein einfacher Tanz für Widerstand sorgen kann. Ein Buch das auf vielen Ebenen berührt und für Emotionen sorgt.
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