Die Fortführung der Abenteuer von Cassia, Ky und Xander fand ich recht schwach.
Ich muss bei englischen Büchern wohl langsam mal das Genre wechseln...
Allyson Braithwaite Condie
Alle Bücher von Allyson Braithwaite Condie
Reached
The Darkdeep
Neue Rezensionen zu Allyson Braithwaite Condie
The Pilot. The Poet. The Physic
Nicht ganz ein Jahr ist vergangen, seit Cassia der Rebellion von „The Rising“ beigetreten ist. Während Ky und Indie als Piloten ausgebildet werden, hat man Cassia nach Central geschickt und ihr vorübergehendes Verschwinden vertuscht. Eine Seuche bedroht die Gesellschaft, eine Seuche, die sie ursprünglich selber geschaffen hat, um ihre Feinde zu bekämpfen und die nun auf die eigene Bevölkerung übergreift. Darauf hat die Rebellion jedoch gewartet, sie horten seit geraumer Zeit das Gegenmittel, und wollen so auf gewaltlose Art und Weise, durch Dankbarkeit, das alte System stürzen. Als die Krankheit jedoch mutiert, beginnt sie Situation außer Kontrolle zu geraden, denn das mutierte Virus ist auch für alle, die geimpft wurden gefährlich und tödlich. Wird es Kassia, Ky und Xander gelingen, ein Gegenmittel zu finden?
Nachdem ich von Band 2 maßlos enttäuscht war, war ich vom letzten Band eher positiv überrascht. Ja, das Buch ist nicht wirklich komplett überzeugend, aber deutlich besser als ich nach Band 2 befürchtet hatte.
Die Geschichte wird aus 3 Ich-Perspektiven erzählt, mal aus Cassias, Kys oder Xanders Sicht, so dass sich langsam ein Gesamtbild der Situation ergibt. Cassias Sichtweise ist jene der unbeteiligten Bevölkerung. Sie sieht, dass es Quarantänezonen gibt, und dass die bisherige Regierung an Kontrolle verloren hat. Mehr Freiheiten für den Einzelnen, bedeuten aber auch Chaos und Desorganisation.
Ky fliegt mit Indie Arzneien und Lebensmittel in die betroffenen Städte. Wirklich viel bekommt er nicht mit, auch er durchschaut nicht, was politisch hinter den Türen passiert.
Xander ist Arzt, er versorgt die von der Seuchte heimgesuchten und versucht ein Heilmittel zu finden.
Obwohl viel passiert, obwohl die Geschichte gut ist, fehlt doch einiges. Zum einen fehlt die emotionale und sinnliche Tiefe. Die Geschichte wirkt fast, wie ein sachlicher Bericht aus drei Perspektiven. Worte die Sinneseindrücke vermitteln würden, Nebensätze, visuelle Eindrücke sind sehr spärlich. Das soll möglicherweise wiederspiegeln, wie die Menschen dieser Welt denken und schreiben, ihnen fehlen diese Ideen und Konzepte, für den Leser hingegen hinterlässt es ein Gefühl der Ferne und der Fremde.
Die Autorin hat sich vielleicht einfach zu viel vorgenommen. Sie wollte die Geschichte nach einem im Buch erwähnten Gedicht ausrichten, dem die Handlung über drei Bände hinweg folg, dies wird immer wieder im Text wie mit dem Holzhammer unterbreitet, funktioniert für ich jedoch nicht. Ich kann den Versuch zur Kenntnis nehmen, mehr aber auch nicht. Überhaupt, die Gedichte, die Besessenheit der Bewohner dieser Welt mit Gedichten kann ich nicht verstehen. Eine Seuche grassiert, sie haben wirklich andere sorgen und handeln mit Gedichten, schreiben Gedichte, die Jagd nach Buchstaben, nach Gedichten wirkt durchweg aufgesetzt, gewollt, gekünstelt, wie für eine bestimmte Leserschaft konzipiert, aber nicht für diese Geschichte.
Es ist verständlich, dass die Rebellen sich der Jugend bedienen, aber siebzehnjährige und achtzehnjährige Piloten? In dem Alter sind die Jugendlichen von heute nicht mal in der Lage, vernünftig Auto zu fahren.
Immerhin, es ist der Autorin hoch anzurechnen, dass die grundlegende Biologie, die der Seuche zugrunde legt, soweit korrekt dargestellt ist, auch wenn die entsprechenden Passagen für den jugendlichen Leser teilweise ermüdend zu lesen sein dürften und die Vergleiche oft hinken. Als Biologe jedoch fragt man sich, warum nicht einfach monoklonale Antikörper zur Bekämpfung eingesetzt wurde, wo es doch so viele Menschen gab, die immun waren, das ist eine recht einfache und grundlegende Technik.
Ich befürchte, dass die Übersetzung ins Deutsche so einiges verhunzen dürfte, schon daher, weil die sego lilly/ mariposa lily / Calochortus nuttallii keinen deutschen Trivialnamen hat. Red letter day / red garden day dürfte im Deutschen auch verloren gehen.
Das Dreiecksdilemma wird auch ein wenig feige gelöst, indem die Probleme in gewisser Weise einmal aus dem Weg geräumt und einmal einfach glücklich aufgelöst werden.
Immerhin, einige Fragen werden gelöst. Wirkliche Gesellschaftskritik wird jedoch nicht geübt, welche Wahl die Menschen treffen werden, was es außerhalb der Gesellschaft gibt und gab? Hingegen ist ein wenig aktuelle Gesellschaftskritik vorhanden, es ist jedoch fraglich, ob die Autorin das wirklich so meint: „I realize all over again that we don’t need to trade our art—we could give, or share.“
Zum Inhalt: Auch im zweiten Teil der Trilogie um Cassia & Ky sehen die beiden sich mit der harten Realität konfrontiert, dass die "Society" sie nicht zusammen sein lässt und ihnen auch sonst vorschreibt, wie sie ihr Leben zu leben haben.
Nachdem Ky in die Outer Provinces geschickt wurde, um dort im Krieg gegen die Gegner der "Society" zu kämpfen, versucht Cassia, ihn dort zu finden. Dort hört sie von einer Art Rebellion gegen die von ihr mittlerweile so verhasse "Society" und neben dem Wunsch, endlich ihren Ky wiederzufinden, schmiedet sie auch den Plan, sich dieser Rebellion anzuschließen. Unabhängig voneinander flüchten beide in die "Carvings" eine Art Felsenformation, wo sie sich nicht nur vor der "Society", sondern auch vor dem für sie vorgeschriebenen Leben zu verstecken versuchen. Doch werden sie sich auch gegenseitig finden?
Meine Meinung: Ich war ja schon vom ersten Teil der Reihe recht begeistert. In "Matched" wurde zunächst einmal das Leben innerhalb der "Society" beschrieben und schon damals habe ich mich gefragt, ob mir dieses behütete und dadurch sichere Leben gefallen oder ob ich mich auch dagegen aufgelehnt hätte. Doch schon damals ließ Ally Condie ja erkennen, dass da auch vieles mehr Schein als Sein war.
In "Crossed" kommt dieses Bild von der schönen, sicheren Welt auch völlig zum Zusammenbruch. Die gesamte Stimmung des Buches ist von Anfang an komplett anders als es noch in "Matched" der Fall war. Während sich da der Leser auch noch schon eingelullt gefühlt hat von dieser schönen durchstrukturierten Welt, in der jeder seinen Platz zu haben scheint, wird er hier gleich mit der Realität von Cassias und Kys neuer Umgebung konfrontiert: Raue Natur, wenig Komfort, überall um sie herum Tod und Angst vor dem nächsten Angriff, Krieg halt. Schon allein diesen krassen Gegensatz, den man fast greifen konnte, fand ich sehr beeindruckend.
Der Erzählstil ist immer aus der Ich-Perspektive geschrieben, wechselt jedoch zwischen Kys und Cassias Sicht. Das ist auch gut so, denn einen Großteil des Buches verbringen sie unabhängig voneinander. Sie erleben und sehen ähnliche Dinge, welche man dann aus beiden Sichten geschildert bekommt. Auch hier war ich recht beeindruckt davon, wie Frau Condie die unterschiedlichen Sichtweisen darstellt. Beide sind komplett unterschiedliche Charaktere, Cassia ist wohlbehütet aufgewachsen und das raue Leben dort draußen ist für sie völlig neu, während Ky schon früh im Leben genau daran gewöhnt wurde. So nehmen sie die Umgebung natürlich auch unterschiedlich wahr und arrangieren sich auf völlig verschiedene Art und Weise damit.
Die Charaktere selbst fand ich auch wieder gerade so schön kompliziert, dass man sie noch verstehen und ihre Entscheidungen nachvollziehen kann, aber nicht so sehr, dass sie stellenweise unnatürlich wirken. Dadurch kam es eigentlich auch an keinem Punkt dazu, dass ich sie übertrieben fand. Auch die Nebencharaktere wirken gut durchdacht und haben ihre eigene Geschichte, spielen dadurch nicht nur Cassia und Ky in die Hand. Dadurch konnte ich zumindest zu jedem eine Beziehung aufbauen, ob positiv oder negativ.
Einziges Manko war hier eindeutig der Handlungsstrang. Klar, 384 Seiten sind nicht so besonders viel, aber selbst dafür muss ich im Nachhinein sagen, dass sie relativ wenig Handlung beinhalten. Teilweise passiert mehrere Seiten lang gar nichts, es werden nur Sachen beschrieben oder kleine, teilweise unbedeutende Details werden zu sehr aufgebauscht. Blicke ich zurück, muss ich sagen, dass ich die eigentliche Handlung des Buches, inklusive des Endes, in 3 Sätzen zusammenfassen konnte. Insgesamt habe ich so den Eindruck bekommen, als ob Frau Condie hier das Hauptaugenmerk auf die Charaktere gelegt hat, denn auf deren Entwicklung und Geschichte wird hier wirklich gut eingegangen. So könnte ich mir vorstellen, dass der dritte Teil dann vollgeladen ist mit jeder Menge Action, für welche aber dieses Hintergrundwissen zu Cassia, Ky und ihren Freunden von großer Bedeutung ist. Mal sehen...
Insgesamt hat mir "Matched" ein kleines bißchen besser gefallen als "Crossed", aber schon allein der eingangs erwähnte richtig krasse Stimmungswechsel hat das Buch für mich auf jeden Fall lesenswert gemacht.
Diese und weitere Rezensionen findet ihr auch auf meinem Blog: http://rabbitholereading.blogspot.com
Gespräche aus der Community
Community-Statistik
in 104 Bibliotheken
auf 17 Merkzettel
von 6 Leser*innen aktuell gelesen