Auf „Andra I Kupferrosen“ stieß ich, als ich bewusst nach Veröffentlichungen im SadWolf-Verlag suchte. Der Klappentext weckte meine Neugier und versprach eine Einzigartigkeit, die die konventionellen Wege der Fantasy überschreitet.
Und das tut es auch.
Das Buch kann in das Genre Retrofuturismus eingeordnet werden. An einem historischen Schauplatz wird auf die vergangene Vorstellung der Zukunft Bezug genommen. Konkret befinden wir uns im Berlin des Jahres 1898 und treffen gleichermaßen auf den Deutschen Kaiser, als auch auf kupferne Roboter. Hier liegt die Stärke des Buches. Die Autorin erweckt düstere und kreative Schauplätze gekonnt zum Leben. Da mich die Ästhetik der „Welten“ begeisterte, konnte ich schnell in ihnen versinken.
Aus diesem Grund fesselte mich das Buch zu Beginn. Ich wollte mehr von diesem Setting erleben, die Welten erkunden und verstehen, was hinter ihnen steckt. Außerdem gefiel mir die Erbarmungslosigkeit und die erwachsene Herangehensweise an die Geschichte. So viel sei gesagt: Zimperlich darf man nicht sein.
Aber je weiter ich in den 430 Seiten vordrang, desto mehr verlor mich die Geschichte. Dies lag vor allem an zwei Gründen:
- Die Autorin schafft Metaphern und Wendungen mit künstlerischem Anspruch und Finesse. Umso mehr enttäuschte mich, dass das sprachliche Gerüst jenseits dieser „Höhepunkte“ wackelig und unausgereift wirkte. Es sind klare „Lieblingsworte“ auszumachen, die laufend wiederholt werden („so“, „solch“, „grausam“, „einfach so“, … um nur einige zu nennen) und nicht durch poetischen Anspruch rechtfertigt werden können. Ab der Hälfte nervten mich die Wiederholung so sehr, dass mich jede weitere aus der wunderbaren Welt riss.
- Trotz der Härte der Themen konnte ich keine emotionale Verbindung zu den Charakteren aufbauen. Obgleich ihnen großes Potential innewohnte und ich sie nicht als flach beschreiben würde, blieben sie mir fern. Dafür sehe ich zweierlei Ursachen: Einerseits wechselte die Erzählperspektive meist alle drei oder vier Seite. Dazu gab es unzählige Perspektivfiguren, die mal personal und mal auktorial wiedergegeben wurden. Dies verhinderte, dass ich voll in dem Erleben der Protagonisten aufgehen konnte. Andererseits empfand ich die Beschreibungen der Emotionen als repetitiv und gleichförmig dramatisch. Es gab keine „Höhen und Tiefen“ und keine Steigerung in den Gefühlen der Protagonisten, sodass ich rasch gegenüber dem geschilderten Gräuel „abstumpfte“.
Aus den genannten Gründen werde ich die Reihe voraussichtlich nicht weiter verfolgen. Schade!