Martha ist leidenschaftliche Kinderärztin in einem Krankenhaus und liebt ihre Arbeit über alles. Doch ihr Leben nimmt eine dramatische Wendung, als ein schwer verletztes Mädchen stirbt und aus der Klinik verschwindet. Denn niemand sonst kannte das Kind, nur Martha kann sich an sie erinnern. Martha wird in einer stationären Therapie untergebracht, wo sie sich von ihren paranoiden Wahnvorstellungen erholen soll. Durch kurz nach ihrer Entlassung verschwindet ein kleiner Junge, an den sich ebenfalls nur Martha erinnern kann…
Mit „Das Moorkind“ hat Alma Lundt einen Thriller geschaffen, der durchgängig mit einer bedrückenden Stimmung daherkommt. Dass sich diese aber aus verschiedenen Quellen bedient, macht den Roman dann doch sehr intensiv. Einerseits ist da natürlich die psychische Gesundheit von Martha, die sich und ihrem Verstand bald selbst nicht mehr traut. Einen so zerrissenen Charakter in den Vordergrund zu stellen, hat mir sehr gefallen, zumal sie eben auch vollkommen neu mit dieser Situation konfrontiert ist. Auch aus Marthas beruflichem wie privatem Leben erfahren die Lesenden einiges – und kaum etwas davon ist erfreulich. Doch es ist vor allem das Thema der Folge mit den verschwundenen Kindern, die für eine besonders dichte und dramatische Stimmung sorgt. Ohne spoilern zu wollen: Was hier passiert, ist schon heftig und hat mich stellenweise wirklich schockiert.
Der Ablauf der Handlung ist sehr spannend und eingängig, wobei das Tempo anfangs noch etwas langsamer ist – der Einstieg ist dennoch packend geraten. Mehr und mehr nimmt die Geschwindigkeit an Ereignissen und Wendungen dann zu, immer mehr wurde ich dabei in den Bann der Handlung gezogen. Nicht alles wirkt dabei natürlich und authentisch, manche Szenen wirken überzogen und nicht alle Handlungen der Figuren wirken logisch oder gut überlegt. Das tut der Spannung aber keinen Abbruch. Auch die prägnanten Sätze und die klare Verwendung von Worten hat mir gefallen und sorgt für eine prägnante Atmosphäre.
„Das Moorkind“ hat mir wegen der düsteren und bedrohlichen Stimmung sehr gefallen, wobei die psychologische Komponente, Marthas Privatleben und besonders das gewählte Thema für eine düstere Ausstrahlung sorgt. Das Tempo nimmt mit der Zeit immer mehr zu, die Handlung verdichtet sich und sorgt für einige packende Momente. Ein lesenswerter Roman, der mit einer Kinderärztin als Hauptfigur sehr eigenständig wirkt.