Die Idee war an sich nicht schlecht, jedoch konnte ich das Buch nicht beenden, da es mir schnell zu verwirrend wurde. Zu oft kamen ohne Vorwarnung irgendwelche Flashbacks, die die Handlung nur störzen und nicht ergänzten, was das Leseerlebnis eher unübersichtlich als interessant machte. Auch die Charaktere waren für mich nicht interessant genug, dass sich ein Weiterlesen lohnen würde.
Lebenslauf von Almudena Grandes
Alle Bücher von Almudena Grandes
Lulú
Luftschlösser
Die wechselnden Winde
Das gefrorene Herz
Der Feind meines Vaters
Kleine Helden
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Rezension zu "Kleine Helden" von Almudena Grandes
‚Wir sehen zu, wie einer nach dem anderen ins Unglück stürzt, und denken, na ja, solange es mich nicht trifft ... Und jetzt hat es auch uns erwischt, klar, es musste ja so kommen. Wie hätten wir davonkommen sollen, wenn alle anderen um uns herum ihre Arbeit verlieren?‘ (Seite 37)
Almudena Grandes nimmt den Leser in ihrem Roman ‚Kleine Helden‘ mit in ein Viertel im Zentrum Madrids. Der Name des Viertels wird nicht verraten, und das spielt auch keine Rolle, denn im Vordergrund stehen die Bewohner, die sich durchs Leben kämpfen.
Sie alle haben Sorgen, denn die Zeiten haben sich geändert, überall hört man von Arbeitslosigkeit, Armut, Konkurrenz, Sparmaßnahmen, Verzweiflung, Zwangsräumung und Zukunftsangst.
Grandes stellt in ihrem Roman unzählige Protagonisten vor und gibt dem Viertel so ein Gesicht und viele individuelle Geschichten, die alle auf ihre eigene Weise vom Scheitern und Hoffen handeln. ‚Kleine Helden‘ vereint einen Mikrokosmos des Lebens in Spanien in sich, und man sieht die Straßen, Gassen, Kneipen und Plätze des Viertels vor sich, spürt das Flair der Stadt. Das hat mir vor allem deshalb so gut gefallen, weil ich Madrid bereits selbst bereist habe und weil ich Madrid für eine der schönsten Städte überhaupt halte.
Die schiere Vielfalt an Figuren macht das Buch lebendig, aber auch schwierig zu lesen, wenn man - wie ich - Probleme damit hat, sich Namen zu merken. Zwar habe ich mir beim Lesen Notizen gemacht, aber ich habe trotzdem bisweilen den Überblick verloren, was meine Lesebegeisterung etwas getrübt hat.
Grandes‘ Sprache ist anspruchsvoll, aber eingängig, ihre Schilderungen sind lebendig, und die Protagonisten wurden überzeugend charakterisiert, so dass mich ihr Schicksal sehr bewegen und mitreißen konnte. Im Verlauf empfand ich die Namensflut jedoch als mehr und mehr verwirrend, so dass mich der Roman in der zweiten Hälfte weniger fesseln konnte als zu Beginn.
Rezension zu "Kleine Helden" von Almudena Grandes
Mitten hinein ins Alltagsgeschehen eines Madrider Altstadtviertels vor Beginn der spanischen Wirtschaftskrise führt uns der vor drei Jahren im Original, erst im Juli 2018 auf Deutsch beim Hanser-Verlag erschienene Roman „Kleine Helden“ der Autorin Almudena Grandes (58), die als eine der erfolgreichsten Schriftstellerinnen ihres Landes schon mehrfach preisgekrönt wurde. Es sind die „Otto Normalverbraucher“ dieses quirligen Viertels, die, egal ob als Ureinwohner oder Einwanderer, seit Jahren wie in einem Dorf mitten in der Großstadt leben, sich kennen, sich lieben, sich zanken, sich sorgen.
Wir treffen im Roman auf Junge und Alte, Singles und Familien. Alle haben auf verschiedene Art mit persönlichen, familiären oder beruflichen Alltagsproblemen zu kämpfen. Da ist Bauingenieur Sebastián, der nach dem Zusammenbruch der spanischen Immobilienbranche seinen Arbeitsplatz verliert und nun als Pförtner arbeiten muss. Oder Marita, die Redakteurin beim nationalen Fernsehsender, die schließlich doch entlassen wird. Ihrem Ehemann hatte sein Arbeitgeber schon vorher das Gehalt gekürzt. Oder Amalia, Inhaberin eines etablierten Friseurgeschäfts, die durch die Wirtschaftskrise, da alle plötzlich sparen müssen, nicht nur ihre Stammkunden verliert, sondern sich zu allem Überfluss auch noch gegen die Konkurrenz eines chinesischen Fingernägel-Studios behaupten, das mit geschäftsschädigenden Dumping-Preisen arbeitet.
Als letztendlich noch das Gesundheitszentrums geschlossen werden soll, erwacht in diesen „kleinen Helden“ des Madrider Altstadtviertels die Macht und Kraft der Solidarität. Almudena Grandes will ihren Roman als Mutmacher verstanden wissen. In Zeiten von Globalisierung und Wirtschaftskrise gilt es, sich gemeinsam zu erheben, um gegen die schädigenden Folgen der Finanzkrise, gegen Armut und soziale Ungerechtigkeit zu kämpfen. Denn am Ende sind es doch immer die kleinen Leute, die unter der durch Fehlverhalten von Börse und Politik verursachten Rezession zu leiden haben.
Das von der Autorin behandelte Thema ist nicht nur für Spanier wichtig und wert, den Finger in die Wunde zu legen. Allerdings konnte mich Grandes' Roman nicht ausreichend fesseln, weshalb ich dann doch das 320 Seiten starke Buches nach mehrmaligem Zögern dann doch in dessen zweiter Hälfte enttäuscht abgebrochen habe. Enttäuscht deshalb, da der Roman recht unterhaltsam begonnen hatte und locker geschrieben ist. Doch entwickelt sich das Schicksal der „kleinen Helden“ nicht in einer sich chronologisch aufbauenden Handlung, sondern setzt sich wie ein buntes Puzzle aus einzelnen Geschichten und Situationsschilderungen zusammen, deren Protagonisten mal hier und mal da auftauchen. Wir lernen Marisa und Marita, Pilar und Amalia, Diana und Maria, Aurora und Adela mit ihren Ehemännern und Freunden kennen, ihre Kinder und Enkel, Väter und Großeltern. Kaum hat man beim Lesen die eine Familie in allen drei Generationen mit ihren vielen Namen im Kopf abgespeichert, beginnt schon eine neue Episode mit anderen Bewohnern des Viertels. Hat man sich deren Namen endlich eingeprägt, folgt schon die nächste kleine Geschichte, bis endlich irgendwann in einer anderen Situation die erste Familie wieder erscheint. Doch deren Namen hat man inzwischen längst schon vergessen, weshalb man sie sich wieder neu erarbeiten muss. Als „literarisches Wimmelbild“ wurde dieser Roman mal treffend kritisiert. Durch die Brüche zwischen den einzelnen Episoden kommt keine „Spannung“ auf, überhaupt kein Anreiz, schnell noch die nächste Seite lesen zu wollen. Schlimmer: Unterbricht man das Lesen nur für einen Tag, findet man sich unter den vielen Personen gar nicht mehr zurecht und hat längst vergessen, wer mit wem verheiratet ist und über wessen Kinder gerade gesprochen wird. Eigentlich schade. Denn die einzelnen Geschichtchen sind – jede für sich allein gelesen – humorvoll und flott geschrieben und bei allem Ernst des Themas trotzdem sehr unterhaltsam.
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Zusätzliche Informationen
Almudena Grandes wurde am 07. Mai 1960 in Madrid (Spanien) geboren.