Dieses Buch ist ein ganz Besonderes. Nicht weil es von Familie, einer Demenzerkrankung und dem Sterben erzählt. Sondern weil es einen packt direkt da, wo es weh tut. Was tust du, wenn deine Mutter dich nicht mehr erkennt, wenn sie sich verändert, vor deinen Augen, immer zerbrechlicher wird und immer anstrengender? Was ist die Essenz der Liebe? Wann ist eine Begegnung wahrhaft authentisch? Wo ist die Schnittstelle von Vernunft und Menschlichkeit? Wieviel kann man ertragen und warum gerade ich? Almut Pfriem gelingt hier ein Kunststück, das gar nichts Gekünsteltes an sich hat. Sie schreibt aus zwei Perspektiven: der ihrer Mutter, die demenzbedingt immer mehr abbaut und aus der einer Tochter, die ständig hin-und hergerissen zwischen, Liebe, Pflicht und Überforderung, ihr Bestes versucht, nicht ohne immer wieder zu scheitern, zu verzweifeln. Es wird hier nichts geschönt. Es tut wirklich weh, wenn alte Wunden aufreißen und die Angst und die Müdigkeit ihren Preis fordern. Diese Mutter ist kein Lämmchen, sie hat Kraft und Charisma und doch braucht sie in dieser schweren Lebensphase alle ihre Kinder ganz dringend. Das könnte nun eine deprimierende Geschichte sein, die mit dem Tod endet, als Gipfel der Zerstörung. Aber genau das Gegenteil ist der Fall. Die Heldinnen, Mutter, Tochter und weitere vier Geschwister, gelangen im Verlauf zu großer Nähe, wahrer Intimität. Almut Pfriem lässt die Leser dicht herankommen. Sie schreibt ehrlich und unmittelbar. Das berührt ganz tief. Gerade weil es nicht einfach ist, sondern wirklich schwierig, kommen die Geschwister näher zusammen, schließt sich im Tode ein Kreis. Diese Familie lebt und erlebt intensiv. Almut Pfriem hat das auf eine feine und weise Art erfasst und festgehalten. Ich wünsche diesem schönen Buch viele ergriffene Leser und Leserinnen.
Neue Rezensionen zu Almut Pfriem
Neu
Gespräche aus der Community
Neu
Starte mit "Neu" die erste Leserunde, Buchverlosung oder das erste Thema.