Rezension zu Das Haus der Rajanis von Alon Hilu
Rezension zu "Das Haus der Rajanis" von Alon Hilu
von Erinnye
Rezension
Erinnyevor 13 Jahren
Das frisch verheiratete Ehepaar Isaak und Esther Luminsky erreicht mit einigen anderen jüdischen Siedlern den Hafen von Jaffa. Die Beziehung zwischen beiden ist gespannt, da sich Esther standhaft weigert, sich ihrem Ehemann hinzugeben. Dieser beginnt daraufhin aus Not und Verzweiflung ein Tagebuch, in dem er das Geschehen im neuen Land festhält. Während Esther eine Zahnarztpraxis eröffnet zieht Isaak durchs Land, da er als Agrarwissenschaftler arbeiten und ertragreiches Land aufkaufen will. Dadurch lernt er nach einiger Zeit Afifa und Salach Rajani kennen und es kommt natürlich wie es kommen muss: der sexuell unbefriedigte Isaak beginnt eine Affäre mit Afifa. Mit deren Junge Salach verbindet Isaak hingegen eine Freundschaft, die erst endet, als Salachs Vater die Bühne des Geschehens betrifft, bzw. dieses endgültig verlässt. Salach, selbst abgeschottet vom Rest der Welt und verträumt, verkraftet das Geschehen um ihn herum nicht gut. Er hat Visionen von zukünftigem Geschehen, was ihn tiefdepressiv und beinahe wahnsinnig dazu bringt, sein Leben und Denken ebenfalls in einem Tagebuch festzuhalten. Die Angelegenheit mit Isaak, Afifa und seinem Vater führen letztendlich dazu, dass sich seine einstmalige Freundschaft zu Isaak in grenzenlosen Hass wandelt. So nehmen die Dinge ihren Lauf und enden in einem tieftraurigen Finale. Ein sehr poetisches und künstlerisches Buch. Es ist beinahe Arbeit zu nennen, es zu lesen, da man neben der sehr intelligenten Sprache auch noch die sehr komplexen Charaktere der Figuren verarbeiten muss und diese im Kontext einer komplett anderen Kultur sieht. Im Laufe der Zeit wandelt sich das Geschehen zu einer exotischen und fremdartig schilldernden Blüte, die man als Europäer sehr verzückt verfolgen kann. Das Abgleiten in den Wahnsinn, die Verzweiflung einer enttäuschten Ehe, die Sehnsucht nach Liebe, all dies sind Themen, die aufgeführt werden. Sehr schön ist auch der Perspektivwechselt zwischen Isaak und Salach, die einem mehr über die verschiedenen Kulturen der Beiden verraten als jeder andere Roman es gekonnt hätte. Isaak und Esther stoßen sich beide ab, man fragt sich, warum sie geheiratet haben. Die ständig beschworene Liebe mag man kaum glauben. Überhaupt sind Verrat, Lug und Trug, Hinterhalt und Gier Hauptthemen und hinterlassen einen vom goldenen Glanz des Orients geblendeten Leser. Fazit: ein absolutes Kunstwerk. Das Buch selbst ist wunderschön gestaltet und sehr edel anzusehen. Die Geschichte gleicht dem, kann es aber nicht zur Gänze fortsetzen. Man fühlt sich, als hätte man ein großes Stück Weg zurückgelegt, wenn man dieses Buch gelesen hat. Ansonsten gibt es aber an der stilistisch einwandfreien Sprache viel zu entdecken. Insgesamt ein überdurchschnittlich gutes Buch.