Cover des Buches Schnee im April (ISBN: 9783036956022)
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Rezension zu Schnee im April von Aly Cha

Rezension zu "Schnee im April" von Aly Cha

von Saralonde vor 12 Jahren

Rezension

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Saralondevor 12 Jahren
Ein Buch über vier japanische Frauen, ihr Schicksal und die Frage, ob sie es schaffen können, ihm zu entrinnen. Es setzt ein im Jahre 1969, macht dann einen Zeitsprung zurück ins 19. Jahrhundert, um schließlich wieder 1969 anzukommen. Ich war nicht schlecht erstaunt, als ich beim Aufschlagen dieses Buchs las „Aus dem Amerikanischen von Ursula Gräfe“. Hatte ich doch geglaubt, eine Übersetzung aus dem Japanischen gekauft zu haben. Ich lese englischsprachige Bücher normal im Original. Aber na ja, vielleicht auch ganz interessant, mal wieder eine Übersetzung zu lesen. Und ich fand sie dann im Endeffekt auch gelungen. Beschreiben lässt sich das Buch mit einem einzigen Wort: wunderschön! Melancholisch, aber wunderschön. Die Erzählung liest sich leicht, fließend, man taucht völlig ab in die japanische Kultur und ihre Bräuche. Auf der Rückseite steht „Ein anrührendes Bild der japanischen Seele“ – und genau das ist es. Wer dieses Buch liest, möchte sich gleich in den nächsten Flieger setzen und das ursprüngliche Japan, die Schreine, die Dörfer erkunden. Im Hinterkopf ist zu behalten, dass es sich um ein Land handelt, das im 19. Jahrhundert radikal modernisiert wurde. Mit dieser seltsamen, ursprünglichen Religion, dem Shinto. Mit einer adligen Elite und einem Kaiser, der bis zum 2. Weltkrieg als Gott verehrt wurde. Mit den negativen Ausprägungen, etwa der japanischen Mafia oder den Kriegsverbrechen in China. Den familiären und gesellschaftlichen Zwängen, denen ein Adliger im 19. Jahrhundert noch unterlag, und deren dramatischen Folgen. Gezeichnet wird ein Bild einer Kultur, die uns zuerst so exotisch erscheint, dann aber auf menschlicher Ebene doch vertraut ist. Etwa, wenn die Besitzerin des lokalen Kleidergeschäftchens Tratsch mit ihren Kunden austauscht. So können wir uns gleich in die Figuren des Buchs hineinversetzen. Und wir leiden mit den Frauen in diesem Buch, fiebern mit, möchten sie glücklich sehen, ärgern uns über die Ungerechtigkeit, die ihnen widerfährt. Aly Cha hat mit diesem Buch ein ganz wunderbares Debüt vorgelegt. Ich hoffe, wir werden noch mehr von ihr hören.
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