Cover des Buches Der Sommer der silbernen Wellen (ISBN: 9783841421388)
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Rezension zu Der Sommer der silbernen Wellen von Amanda Howells

Ein ganz besonderes Buch!

von leselurch vor 11 Jahren

Rezension

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leselurchvor 11 Jahren

*Worum geht's?*
Mia und ihre Familie fahren über die Sommerferien zu Verwandten in die Hamptons. Nachdem Mias erste große Liebe Jake nach nur zwei Monaten mit ihr Schluss gemacht hat, kommt ihr diese Auszeit nur allzu recht. Endlich kann sie wieder Zeit mit ihrer Cousine und besten Freundin Corinne verbringen, über all ihre Sorgen reden und auf andere Gedanken kommen. Doch als Mia ihr begegnet, ist sie wie ausgewechselt. Corinne verhält sich plötzlich distanziert und kalt und hat nur noch wilde Partys mit anderen Jugendlichen aus der High Society im Kopf. Mia ist sich sicher, dass sie Corinne wieder näher kommen kann, wenn sie es denn nur schafft, sich den anderen anzupassen. Aber dabei fühlt sie sich eigentlich nur noch unwohler... Als sie auf einer Party schließlich auf Simon trifft, scheint der Sommer doch noch eine gute Wendung zu nehmen.

*Meine Meinung:*
Es gibt Bücher, die so tief unter die Haut gehen, dass sie einen in eine gemeine Zwickmühle bringen: Einerseits möchte man unbedingt über sie sprechen und schreiben, sie weiterempfehlen und jeden dazu bringen, sie zu lesen. Andererseits lassen sie einen so sprachlos zurück, dass genau dies zu einer schwierigen Aufgabe wird. Denn jedes Wort, was man über diese Bücher verliert, scheint ihm nicht einmal im entferntesten gerecht werden zu können. Auf "Der Sommer der silbernen Wellen" von Amanda Howells trifft dies genau zu.

"Der Sommer der silbernen Wellen" klingt wie eine zuckersüße Sommerlektüre: ein Mädchen fährt gemeinsam mit ihrer Familie zu nahen Verwandten, die ein Haus in den Hamptons besitzen. Es soll ein wundervoller Sommer werden, voller Partys und Freundschaften - und der ganz großen Liebe! Was sich zunächst nach entspannendem Lesestoff für sonnige Stunden am Strand anhört, beginnt tatsächlich sehr amüsant und erfrischend, aber schon bald wird klar, dass hinter der Geschichte viel mehr als ein kurzweiliger Sommerroman steckt. Es geht um die schwierige Zeit des Erwachsenwerdens, die Höhen und Tiefen von Freundschaft und Liebe, das Bedürfnis nach Verbundenheit und Sicherheit, vor allem aber um die Suche nach der eigenen Persönlichkeit und der inneren Ruhe. Amanda Howells spielt zwar mit bekannten Klischees, nutzt sie aber gezielt aus, um ihren Lesern die Wahrheit hinter diesen Illusionen zu zeigen. Die gesamte Geschichte baut darauf auf, dass man als Leser die hässlichen Ecken und Kanten in der perfekten, runden Welt erkennt. Hinter den sorgenlosen Partys mitsamt Drogen und Alkohol und den aufgesetzten lächelnden Gesichtern steckt mehr, als man vermuten mag.

Protagonistin und Erzählerin der Geschichte ist die sechzehnjährige Mia. Sie ist ein ruhiges, vernünftiges und zurückhaltendes Mädchen, das nicht mit sich selbst zufrieden ist und mit vielen Komplexen zu kämpfen hat. Wissbegierig saugt sie jede wissenschaftliche Information auf, die sie bekommen kann, um die Welt um sie herum besser zu verstehen. Von wilden Partys, auf denen der Alkohol nur so fließt und jeder seine Hemmungen verliert, hält Mia nichts - und doch möchte sie um jeden Preis dazugehören. Dafür verstellt und belügt sie sich sogar selbst, auch wenn sie sich tief in ihrem Inneren dagegen sträubt. Selten ist mir eine Protagonistin begegnet, die mir mit ihrer unsicheren, aber sarkastischen und nachdenklichen Art auf Anhieb so sympathisch war wie Mia. Ich konnte mich mit Mia identifizieren, jeden ihrer Gedankengänge und all ihre Gefühle so gut nachvollziehen als wären es meine eigenen. Und schließlich konnte ich aus Mias Geschichte und ihrer starken Entwicklung so viel für mich selbst mitnehmen, dass ich es gar nicht in Worte fassen kann.

Die Nebencharaktere haben auf den ersten Seiten einen netten Eindruck gemacht, konnten mich aber nicht sofort für sich gewinnen. Sie alle wirkten sehr oberflächlich, zu glatt, zu gestellt und hatten klischeehafte Rollen inne, denen man schon unzählige Male begegnet ist. Von der nervigen kleinen Schwester über die Mutter, die ihren Traum durch ihre Kinder lebt, bis hin zu den wunderschönen, grazilen High-Society-Teenagern, die nichts als ihr Partyleben im Kopf haben - Amanda Howells hat wirklich an jeden gedacht. Für eine Sommerlektüre, die einem bloß die Zeit am Strand versüßen soll, mögen diese Charaktertypen ausreichen. "Der Sommer der silbernen Wellen" ist jedoch alles andere als! Die Autorin hat jeder Figur ein Gesicht gegeben, das mit den Klischees eine Wahrheit verstecken soll. Je näher man die Personen kennenlernt, desto deutlicher wird, wer sie wirklich sind, mit welchen Problemen sie zu kämpfen haben und welche Vergangenheit sie haben. Jeder Charakter hat seine eigene Geschichte zu erzählen, die seine Ecken und Kanten offenbaren und beweisen, dass sie alles andere als oberflächliche Rollenspieler sind.

Das Einzige, was in "Der Sommer der silbernen Wellen" nicht mit Klischees spielt, ist die romantische Liebesgeschichte zwischen Mia und Simon, dem Jungen von Nebenan, mit dem niemand etwas zu tun haben will. Er ist ein Freigeist, ein Künstler, der stets darum bemüht ist, auf seinen Bildern das Schöne der Welt einzufangen. Was als kleiner Sommerflirt zwischen den zwei Jugendlichen beginnt, wird schon bald zu einer tiefgründigen und emotionalen Beziehung, die nicht nur Mias Herz höher schlagen lässt. Durch die Zeit, die sie zusammen verbringen, lernen Mia und Simon nicht nur einander besser kennen, sondern auch sich selbst. Sie lernen, das Leben aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten, und bringen damit selbst einen als außenstehenden Leser zum Nachdenken.

Amanda Howells hat mich in ihrem Roman alle Emotionen der breit gefächerten Gefühlspalette erleben lassen. Ich habe mit Mia unter ihren Komplexen gelitten, habe über ihre zynischen Gedanken grinsen und über ihre lustigen Momente herzhaft lachen müssen und mein eigenes Herz rasen gespürt, als ihres höher schlug. Ich habe alle Charaktere lieben gelernt, auch wenn ich einige von ihnen anfangs hasste. Jeden von ihnen wollte ich mal an den Schultern rütteln, nur um ihn anschließend wieder fest in die Arme zu schließen. Ich war fröhlich und traurig und alles dazwischen, habe gelacht und geweint und mal beides zugleich. "Der Sommer der silbernen Wellen" ist ein Buch voller berührender und bewegender Momente, voller starker und komplexer Entwicklungen, die mich mitgerissen haben. Zwischen den zwei Buchdeckeln stecken so viele Lebensweisheiten, die man für sich selbst mitnehmen kann!

*Cover:*
Auf den ersten Blick hätte ich wohl nie erwartet, dass hinter diesem schönen Cover mit den tollen Verzierungen eine so bewegende Geschichte steckt.

*Fazit:*
"Der Sommer der silbernen Wellen" ist eines jener Bücher, über das man unbedingt sprechen möchte, für das man aber niemals die richtigen Worte finden kann. Amanda Howells hat mich mit ihrer Geschichte, die ich zunächst für eine zuckersüße Sommerlektüre hielt, absolut überrascht und begeistert. Was hier zwischen den Buchdeckeln steckt, ist eine Geschichte über das wahre Leben hinter den Fassaden, die einen als Leser in einen wilden Strudel der Gefühle reißt. Man ist fröhlich und traurig und alles dazwischen, man muss lachen und weinen und manchmal beides zugleich. "Der Sommer der silbernen Wellen" ist für mich ein ganz besonderes Buch, das ich am liebsten in jedes Bücherregal der Welt zaubern würde. Ein Highlight, zu dem ich im Grunde nur zwei Worte sagen kann: Lest es! Für "Der Sommer der silbernen Wellen" vergebe ich 5 Sterne.
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