Cover des Buches Die Wächter von Avalon (ISBN: 9783943987140)
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Rezension zu Die Wächter von Avalon von Amanda Koch

Atmosphärischer erster Band mit kleinen Schwächen

von Silberschweif vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Nachdem ich zuerst mit der Protagonistin nicht recht warm wurde, wird es nach den ersten Seiten doch sehr spannend und fesselnd-

Rezension

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Silberschweifvor 9 Jahren
Nachdem es die ersten knapp 100 Seiten schien, als würden diese Geschichte und ich nicht miteinander warm werden, wurde sie danach zunehmend atmosphärischer und konnte mich doch noch von sich überzeugen.
Ein Kompliment hat die Herstellungsqualität des Hardcovers verdient: von Cover, Gestaltung und Bindung war ich sehr begeistert, vor allem das hochwertige dickere Papier hat beim Lesen überzeugt.
WorldbuildingDie Geschichte beginnt mit einer langen Passage, die allein aus Esmés Sicht geschrieben ist und in der "normalen" Welt spielt. Mit der Einführung von Raven als zweiter Hauptfigur beginnen wir dann jedoch auch die sehr spannende Welt Amadurias und Avalons kennenzulernen. Amaduria ist eine magische Welt, die nur von magischen Wesen betreten werden kann. Das Zentrum der Magie liegt auf der heiligen Insel Avalon.Leider wird Amaduria jedoch durch den Dämon der Finsternis bedroht, der seiner Gefangenschaft entkommen ist und nun Allianzen schmiedet, um die Macht Avalons an sich zu reißen. Verhindern müssen dies die vier Wächter Avalons, die kurz vor der Initiation stehen: Raven, Ian, Quinlan und Evolet. Koch baut hier eine sehr komplexe und realistische Welt auf, die detailreich und in gut platzierten Häppchen gezeichnet wird, so dass sie problemlos zu begreifen ist.Sowohl der Weltenentwurf als auch die Geschichte wirken geradezu ätherisch und es kommt eine mystische Atmosphäre auf, die durch die Entlehnung aus der Artussage gespeist wird und mich sehr für sich eingenommen hat.
SpannungsbogenWie schon erwähnt hatte ich mit dem ersten Viertel des Romans meine Probleme. Esmé als Protagonistin erschien mir zunächst leider unsympathisch - und das war meinem Lesevergnügen wirklich abträglich, da sie zu Beginn die Geschichte allein trägt. Wir steigen damit ein, dass Esmé beschreibt, sie würde sich in ihrer Welt und Familie fremd fühlen, während sie spürt, dass sie sich innerlich verändert. Um genau diese Tatsache kreist die Geschichte einfach zu lange: die Spannung fehlt, mit den immer gleichen Wortwendungen wird immer wieder Esmés unveränderter Zustand beschrieben, als drehe sie sich in einem gedanklichen Hamsterrad. Mit dem Auftritt von Raven in der Geschichte und in Esmés Leben wird es dann jedoch bald spannender. Endlich nimmt Esmés Veränderung Form an und man erfährt als Leser nach und nach, was eigentlich Sache ist, während sich zugleich die Bedrohung für Amaduria und die Wächter aufbaut. Ab diesem Zeitpunkt steigt die Spannung kontinuierlich und gipfelt in einem wirklich spektakulären Showdown, in dem sich die Ereignisse geradezu überschlagen.
CharaktereObwohl Esmé mit fortlaufender Seitenzahl auf dem Sympathie-Barometer steigt, fand ich sie zu Anfang fast schon unausstehlich. Sie suhlt sich in ihrem Selbstmitleid, keinen Zugang zu ihrer Familie, keine Freunde und keinen Plan für die Zukunft zu haben. Zudem behandelt sie ihre Eltern mit einer solchen Kälte, die vor allem ihre Mutter nicht verdient. Das gipfelt dann sogar darin, dass sie völlig ohne jeden Gewissensbiss ihre Eltern ohne Aufklärung hinter sich lässt - in dem Wissen, dass sie sie womöglich nie wiedersieht. Wie mies ist das denn?Mit Raven zusammen gefällt sie mir jedoch sehr gut. Sie ist ihrer Veränderung gegenüber sehr aufgeschlossen und akzeptiert sie schnell. Etwas haltlos fand ich die Liebesgeschichte zwischen den beiden. Bevor sie sich überhaupt richtig kennenlernen, lieben sie sich, da Esmé ihn in zahlreichen Visionen gesehen hat und diese Liebe einfach irgendwie da ist. Trotz der wenigen realen Zeit, die sie miteinander haben, ist ihre Liebe praktisch bodenlos und unendlich. Mein Kitsch-Herz findet das super, aber dann meldet sich der Logik-Verstand hier doch mit einem kleinen Stirnrunzeln zurück.
SchreibstilAmanda Koch hat einen sehr angenehmen und flüssigen Schreibstil, auch wenn sie gerade bei der Schilderung von Esmés Gefühlswelt wenig abwechslungsreiche Phrasen nutzt. In ihrer Geschichte wechseln die Perspektiven im Text übergangslos: im einen Satz wird noch aus Esmés Sicht geschrieben, im nächsten aus Ravens. Zu Beginn musste ich mich daran erst noch gewöhnen, dann fand ich es jedoch vorteilhaft, weil Koch dadurch ohne großes Federlesen die verschiedenen Sichten auf die Geschehnissen verweben kann.
FazitWo die Geschichte zu Anfang Startschwierigkeiten in Bezug auf Spannung und Protagonistin bereithielt, wurde es anschließend immer besser, je komplexer das faszinierende Worldbuilding wird. Die Spannung baut sich ab dem zweiten Viertel kontinuierlich auf und kann mit guten Plot Twists bis zum spektakulären Finale meine Aufmerksamkeit halten. An die Hauptfigur Esmé musste ich mich eindeutig erst gewöhnen; die Liebesgeschichte war süß aber etwas unrealistisch - dafür wird man allerdings durch die magische und fesselnde Atmosphäre der Geschichte entschädigt.
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