Für Lyrikkenner bestimmt ein Spaß und für Novizen ein guter Einstieg.
Persönlich haben mich Lyrik und Gedichte nicht oft beschäftigt oder interessiert, da ich auch nicht oft damit in Berührung gekommen bin. Dennoch hat mich The Magic Border überaus angesprochen, da ich Arlo Parks als Songtexterin und Sängerin kenne und ihre Musik mich bewegt.
Und dieses Buch hat mich überrollt und eingenommen. Gerade ihre Texte, die als Song betitelt sind, gehen einem unter die Haut und direkt ins Ohr. So habe ich mich dabei erwischt auch ein paar Texte einer Freundin vorzulesen, um den Texten auch Ton zu geben. Mein Favorit ist "Puppy", ein Text über die Akzeptanz der Unausweichlichkeit von schmerzenden Erfahrungen im menschlichen Dasein. Mit wenig Worten und viel Melodie wurde bei mir viel Emotion wachgerüttelt.
Andere wenige Texte haben mich eher kalt gelassen, doch ich bin nun voller Tatendrang mich mehr mit Lyrik und Gedichten zu befassen. Und so werde ich immer wieder mal zu The Magic Border zurückkommen und schauen, was sich hinter diesen Texten versteckt, wofür beim ersten Lesen meine Augen und Ohren verschlossen geblieben sind.
Auch das Cover finde ich von Farbgebung und Komposition sehr schön. Ich hätte mich lediglich über wenige Bildunterschriften bei den Fotos gefreut, da ich mich für die Namen der abgebildeten Personen interessiert habe.
Amanda Mukasonga
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von Amanda Mukasonga
Keinen Eintrag gefunden.
Neue Rezensionen zu Amanda Mukasonga
„Beim Schreiben von Lyrik geht es für mich um tiefe Innerlichkeit.“ Mit diesem Satz beginnt Arlo Parks ihr einführendes Statement zu ihrem Buch „The Magic Border“. Und sie erläutert weiter: „Wenn ich schreibe, fühle ich mich, als würde ich lernen, schwierige Dinge weicher zu machen und sie dann zu externalisieren.“
Einen Menschen macht in seinem Leben, seinem Empfinden, seiner Kunst, nicht nur eines aus. Und so ist es interessant und auch mutig, dass die Künstlerin hier ihre Gefühlswelt aus Lieben, Ängsten, Zweifeln, Sprache, Poesie, Musik und Bildern der Öffentlichkeit zur Einsicht übergibt.
Ich habe beim Lesen des Buches das aktuelle Album von Arlo Parks „My Soft Machine“ gehört, wodurch ihre Texte, die so viel Liebe, Zweifel, Fragen und Sehnsüchte enthalten, die vom leichtgängigen Rhythmus der Musik und ihrer sanften Stimme zärtlich umspielt werden, noch intensiver wirken. Auf diese Weise ist ein sehr poetisches Gesamtkunstwerk entstanden.
Ihr Blick auf dem Cover aus einem freundlichen Himmelblau heraus, richtet sich nicht an die Betrachtenden dieses Fotos, sondern sucht vielleicht die magische Grenze zwischen der Poesie ihrer Seele und der Wahrhaftigkeit des Lebens.
Der Übersetzung von Amanda Mukasonga hätte etwas mehr Geduld und Sorgfalt gut getan. Schon im Inhaltsverzeichnis ist nicht alles ins Deutsche übertragen worden. Mal eine vertauschte Reihenfolge von Zeilen und mal eine nicht sehr treffende Formulierung, die dem Original nicht gerecht wird, lenken kurz ab, schmälern aber nicht wirklich das Leseerlebnis, dieses Buches, dass man bestimmt öfter zur Hand nehmen wird.
I know some things don't get easier
I know some things hurt forever
Zaghafte Striche auf dem Papier, die zu Buchstaben, zu Wörtern werden, Wahrheiten und Gedanken. Wortketten, die sich um das Herz gelegt hatten, sie lösen sich auf, fallen wie Herbstlaub aufs trockene Gras, auf die Seiten. Werden etwas Handfestes, werden sichtbar, diffundieren vom Innen ins Außen. Sie überschreiten die magische Grenze: „The Magic Border“.
Arlo Parks ist eine britische Singer-Songwriterin, die 2021 mit ihrem Debütalbum „Collapsed by Sunbeam“ weltweit bekannt wurde. Im Vorwort ihrer Sammlung von Gedichten und Fragmenten beschreibt sie, wie wichtig das Schreiben für sie ist, weil sie an einem Punkt feststellte, dass es ihr hilft, „[to] feel visible both to others and to myself“, dass alles Schwere leicht wird, einfacher; Schreiben erde sie, es sei der Schlüssel, zum Kern ihrer Persönlichkeit vorzudringen. Und doch gebe es Unterschiede zwischen dem Schreiben von Songs und Gedichten. Gedichte zu schreiben, das gehe tiefer, sei intimer: „Poetry was my place, my little clearing in the forest, where I could quietly put everything I was holding.“ (XIV)
"Walking by myself is the only thing that calms me down. The record is nowhere near finished and it's hurting me. I am what I make and sometimes I wish things were different." (Arlo Parks: Lanterns [Outside Tabaré])
Flüchtige Fragmente wechseln sich ab mit Songtexten, Fotografien, kurzen Gedichten; Licht- und Schattenwurf, inhaltlich wie gestalterisch. Über achtzehn Monate schrieb sie an den Texten, die von unerwiderter Liebe und Hingabe sprechen, von Hilfslosigkeit, Orientierungslosigkeit, von Trauma und Schmerz, psychischer Gesundheit. Um ein noch weiteres Bild zu erschaffen, sind der englische Originaltext und die klangvolle deutsche Übersetzung von Amanda Mukasonga gegenübergestellt, was hier sehr passend ist, bezieht sich Arlo Parks auf einige Namen und Orte, die ansonst nicht unbedingt nachvollziehbar wären. Besonders gerne mochte ich die Songtexte, dieses stille Auseinandersetzen mit Texten, die sonst auf einer anderen Sinnesebene ihren Weg in die Gedanken, ins Herz finden. Weißes Rauschen, ein Öffnen der Worthülsen; ein drängendes Streben dem Licht entgegen, raus aus der dunklen Einsamkeit. Dieser Moment, wenn man nicht mehr die Melodie wahrnimmt, nur noch den Text, die Essenz.