Rezension zu Die Identitätsfalle von Amartya Sen
Rezension zu "Die Identitätsfalle" von Amartya Sen
von dfelix
Rezension
D
dfelixvor 14 Jahren
Das Buch des bekannten Ökonomen Amartya Sen beschreibt auf sehr gut nachvollziehbare Weise die Komplexität und Vielfalt menschlicher Identität. Der Autor erklärt, auch anhand seiner eigenen Lebensgeschichte, wie sich Menschen in die Gesellschaft integrieren, in der sie leben, ohne dabei auf eine einzige Identität festgelegt zu sein. Solche Identitäten können z.B.definiert sein durch Staatsbürgerschaft, Herkunftsland, Religionszugehörigkeit, Geschlecht, Ausbildung, politische Überzeugung, Beruf, persönliche Interessen, gesellschaftliches Engagement usw. Jede dieser vielen möglichen Identitäten kann in bestimmten Situationen die Entscheidungen eines Menschen beeinflussen, aber niemals wird nur eine einzige Identität für alle Lebensbereiche entscheidend sein. Das Buch ist gewissermaßen ein Anti-Huntington, da Samuel Huntington in seinem Buch "Kampf der Kulturen" einen sehr viel engeren Identitätsbegriff verwendet, der dann zwangsläufig zu der von ihm postulierten Konfrontation führen muss. Dem Buch von Sen wünsche ich weite Verbreitung, weil es diese verengte Sichtweise verdeutlicht, so dass man erkennen kann, wenn radikale Kräfte versuchen, einen einseitigen Identitätsbegriff für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Wenn man sich den vielfältigen Identitätsbegriff Sens aneignet, könnte dies dazu beitragen, das friedliche Zusammenleben der Menschen zu erleichtern.