Selma ist mit ihrem Leben zufrieden. Sie hat endlich eine Wohnung gefunden, in der sie auch ihre Praxis einrichten kann. Sie spürt, hier will sie leben und als Ärztin ihre Patienten behandeln. Doch ein dunkler Schatten beginnt sich über ihr Glück zu legen. Ihr Nachbar entpuppt sich als Stalker, und schon bald gerät Selmas Leben aus den Fugen.
Es beginnt mit Blumen vor der Tür und endet in einem spannenden Finale. „Selmas Zeichen“ ist ein geniales Buch. Es ist aus zwei Sichtweisen geschrieben. Während der Leser einerseits von der Hilflosigkeit und Angst Selmas gepackt wird, taucht man immer wieder in die verwirrten und kranken Gedanken ihres Stalkers.
Die Autorin schafft es, dass sich die Leser in beide Figuren hineindenken können. Die Emotionen kommen förmlich aus dem Buch und nehmen einen mit. Ein guter Schreibstil und ein immer straffer werdender Spannungsbogen lassen einen das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Es gibt keine Längen während des Lesens, die Seiten fliegen nur so dahin.
Für mich ist es definitiv eines der besten Bücher, die ich in diesem Jahr gelesen habe. Von Seite zu Seite kribbelte die Gänsehaut mehr. Ein Psychothriller, der diesen Namen verdient.
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Amaryllis Sommerer
Alle Bücher von Amaryllis Sommerer
Tatort Kaffeehaus
Selmas Zeichen
Ulrich und seine Täter
Keine Wunde, nichts
Neue Rezensionen zu Amaryllis Sommerer
"Selmas Zeichen" ist ein Psychogramm einer einseitigen Beziehung. Amaryllis Sommerer hat eine besondere Interpretation zum Thema "Stalking" geschrieben. Im Buch wird aus der Sicht des Täters und des Opfers gleichermaßen erzählt. Die Geschichte der beiden zieht sich über Jahre und fesselt von der ersten bis zur letzten Seite. Es gibt Punkte, die ich persönlich nicht so gelungen finde, wie das Ende und auch die "spontane" Reise, an die sich der Stalker hängt. Amaryllis Sommerer schreibt allerdings in einem ganz eigenem Erzählstil, der sich mit keinem anderen Autor vergleichen lässt. Ihre Sprache ist das eigentliche Highlight. Nicht umsonst wurde sie bereits mehrfach für diverse Preise nominiert unter anderem dem Glauser Preis.
Fazit: Lesen Sie, staunen Sie und urteilen Sie selbst. Zartbesaiteten Gemütern würde ich dennoch von der Lektüre abraten ;-)
Rezension zu "Ulrich und seine Täter" von Amaryllis Sommerer
Der Chef ist tot
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Entsetzen unter den Drehbuchautoren einer TV-Familienserie: Ihr Mentor und Chef ist tot. Wie soll es mit ihnen, mit der Serie weitergehen? Wer wird seinen Posten übernehmen? Und wie ist Ulrich eigentlich ums Leben gekommen? Viele Fragen tun sich mit dem Tod von Ulrich auf.
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Es herrscht Panik unter den Drehbuchautoren der Familienserie, irgendwie waren sie alle von Ulrich abhängig. Für den einen war er der Mentor, für die andere der Ex-Mann, für einen weiteren das Sprungbrett zur Karriere zum Kino. Da ist zum einen Barbara, ein männermordender Vamp, vor der kein Mann sicher ist. Dann die verschüchterte Didi, das „alte Mädchen“, das es jeden versucht recht zu machen und nur beim Schreiben aufblüht. Aber auch Ulrichs Ex-Frau Franziska kommt weder über die Trennung, die erneute Heirat von Ulrich und noch weniger über seinen Tod hinweg, der Alkohol ist ihre einzige Zuflucht. Der ältere Amadeus flüchtet sich nach London und Richard sieht plötzlich Aufstiegschancen für sich: er könnte der Nachfolger von Ulrich als Chef der Fernseh-Unterhaltung werden, wenn denn die Geschäftsleitung mitspielt.
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Intrigen, Lügen, Machtgerangel, Ängste, Rache. Amaryllis Sommerer lässt ihre verschiedenen Protagonisten einen regelrechten Seelenstriptease hinlegen und schaut zudem etwas überspitzt hinter die Fassade der Glitzerwelt des Fernsehens, die bei genauerem Hinsehen gar nicht so glitzernd ist. Denn hier kämpft jeder ums Überleben. Ständig drängen neue Jung-Schauspieler, Jung-Drehbuchautoren und Jung-Regisseure auf den Markt und für die Etablierten gestaltet sich der Arbeitsalltag zu einem wahren Überlebenskampf, der ständig ihre Existenz zu bedrohen scheint.
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Sehr wortgewandt, flüssig, stellenweise direkt und mit viel Hintergrundwissen erzählt Amaryllis Sommerer ihre Geschichte rund um den Tod des Jedermann Ulrich, den Chef der Fernsehunterhaltung, der scheinbar ein Superman gewesen sein muss: loyal, aufgeschlossen, integer, kompetent. Doch war Ulrich wirklich so, hatte er keine Geheimnisse gehabt? Man mag es bei den gestörten Charakteren, welche die Autorin einem vorstellt, nicht so recht glauben.
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Die Stimmung der Geschichte ist größtenteils bedrückend, bedingt durch die Protagonisten, die alle sehr problembehaftet sind und unterschwellig spürt man, dass irgendwie einige oder sogar alle etwas mit dem Tod von Ulrich zu tun haben. Grund daran sind die Andeutungen, welche Amaryillis Sommerer gerade am Anfang des Buches einfließen lässt, was neugierig auf die Geschichte macht.
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Aber stellenweise werden einem die Probleme auch einfach zu viel, einige Protagonisten werden in ihren Handlungsweisen vorhersehbar, sodass zwischendurch das Interesse an der Geschichte nachlässt. Zum Ende hin wird der Roman jedoch wieder interessant und die Autorin überrascht schlussendlich sogar ihre Leser bei dem Ausgang der Geschichte um den Tod von Ulrich.
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Fazit: Ein interessante, oft bedrückende, leicht überzogene, aber deswegen gerade zumeist unterhaltsame Geschichte über ein Drehbuchautoren-Team, welches auf die unterschiedlichsten Arten versucht, mit dem Tod ihres Chefs zurechtzukommen.