Diese Geschichte habe ich bereits letztes Jahr gelesen. Sie hat mich aber derart stark beeindruckt, dass ich auch jetzt noch eine ausdrucksstarke Rezension schreiben kann. Ich habe allerdings nicht dieses Hörbuch, sondern das Ebook gelesen. Ich habe nur deswegen dieses Hörbuch in meine Bibliothek aufgenommen ( ist ja auch ein gar nicht so anderes Medium vom Ebook ) , damit ich über diese mir eben wichtige Short Story eine Kritik schreiben kann. In jeder Ambrose Bierce - Anthologie dürfte dieser Meilenstein enthalten sein.
Diese Geschichte hat nachhaltigen Eindruck auf die literarische Welt gemacht. Sogar solche Größen wie Stephen King, Clive Barker und Neil Gaiman nehmen Bezug auf sie. Sie ist für das 19. Jahrhundert sehr modern geschrieben mit unglaublich surrealen Elementen. Um was geht es?
Im amerikanischen Bürgerkrieg verbieten die immer erfolgreicheren Nordstaatler, dass sich Südstaatler keiner sensiblen Infrastruktur, wie zum Beispiel Brücken nähern dürfen unter Androhung der Todesstrafe. Sie haben eben vor Sabotage und Anschlägen Angst.
Die Geschichte beginnt damit, dass Peyton Farquhar, Pflanzer aus Alabama, mit einem Strick um den Hals auf einer über den Fluss ragenden losen Holzbohlen steht, deren anderes Ende von dem Gewicht eines Yankees gehalten wird. Der Strick ist an einer der Streben der Owl Creek Bridge befestigt. Wenn also der feindliche Offizier urplötzlich sein Gewicht wegnimmt, wäre jenes das Ende Peytons.
Es ist nicht ganz klar, ob Peyton einen Anschlag verüben wollte und ob es dabei Tote gab. Das spielt jedoch keine Rolle, weil er eine Vorschrift der Beinahesieger mißachtet hat. Oder hat er gar spioniert? Jemand, dem er vertraute hatte ihn wohl hereingelegt.
Er ist in einer offenbar ausweglosen Situation. Doch er hat Glück im Unglück! Der Strick reißt, er stürzt in den Fluss, kann seine Hände befreien und sich über 24 Stunden mühsam, am Rande des Zusammenbruchs ausgehungert in die Arme seiner Frau retten. Oder?
Hier beginnt das Unheimliche. Was ist ( Alp ) Traum oder Wirklichkeit? Ist die drohende Hinrichtung überhaupt real? Wird er sich tatsächlich retten können? Oder ist alles doch ganz ganz anders?
Diese unerhörte Modernität hebt diese Short Story aus dem Kontext der Zeit hervor. Die Themen, die hier behandelt werden sind auch zeitlos. Krieg, die Brutalität und der Sadismus des Menschen, Hoffnung, Träume, Wünsche...
Die Geschichte ist authentisch geschildert und Peyton ist äußerst sympathisch. Man hat nach dem Lesen, nach den letzten Worten den definitiven Wow-Effekt. Nach dem Motto: DAS hätte ich jetzt nicht gedacht!
Diese Geschichte ist zwar relativ kurz, ist aber im 20. Jahrhundert wie eine Bombe eingeschlagen! Als Kind seiner Zeit wurde dieses literarische Meisterwerk sträflichst unterschätzt!
Diese Geschichte wurde bereits mehrfach verfilmt und hatte immensen Einfluss nicht nur auf Autoren, sondern ebenso auf die Filmwelt.
Herausragendes Beispiel einer inspirierten Adaption, die auf wichtigen Motiven der Short Story beruht: CARNIVAL OF SOULS von Herk Harvey aus dem Jahre 1962 mit Candace Hilligoss in der Hauptrolle. Ein ebenso unterschätztes Juwel, seiner Zeit voraus und zu Unrecht nicht ausreichend gewürdigt worden! Ein richtig schöner Gothicgruselfilm, Geheim - und Insidertipp von mir!
Ambrose Bierces Geschichte ( n, ja, alle anderen lohnen sich genauso ) lesen und den Film ansehen! Sonst verpasst Ihr etwas!!!