Rezension zu "Der längste Sommer ihres Lebens" von Amelie Fried
Kein Sommermärchen, wie das Cover nahelegt, sondern ein Unterhaltungsroman mit aktuellem und ernstem Hintergrund.
Obwohl leichte Unterhaltung nicht mein bevorzugtes Genre ist, habe ich den Roman gern gelesen. Ich habe mich von den drei Frauen verschiedener Generationen in die Lokalpolitik und zu den Klimaklebern mitnehmen lassen. Es war eine gute Reiselektüre.
Die Inhaberin eines Autohauses will Bürgermeisterin werden und vieles besser machen als der korrupte Amtsinhaber. Sie hat zwei Kinder, einen schwer pubertären Sohn und eine gerade erwachsen gewordene Tochter. Die verlässt die eingefahrenen Bahnen und das Elternhaus und schließt sich einer radikalen Umweltgruppe an. Mutter und Vater sind bestürzt, reagieren unterschiedlich auf die neuen Entwicklungen. Das Autohaus, die Karriere und schließlich auch die Ehe der Lokalpolitikerin sind in Gefahr, denn die lokale Zeitung schlachtet den Skandal aus. In den Sozialen Medien wird gepöbelt, die Glaubwürdigkeit der Kandidatin scheint dahin. Und dann besteht auch noch Lebensgefahr für die Tochter.
Amelie Fried hat bei den Klimaklebern, bei Lokalpolitikern, in einem Autohaus und im Gefängnis gründlich recherchiert und die Probleme, von denen man jeden Tag in der Zeitung liest, unterhaltsam und ohne Kitsch in einen Roman gepackt. Man erfährt vom Hungerstreikcamp, liest über das Polizeiaufgabengesetz in Bayern und die Präventivhaft.
Allein die Oma, die Vertreterin der dritten Generation, ist allzu schematisch geraten: von der strengen Chefin zur empathischen Frau auf dem Weg zu neuen Ufern.