Cover des Buches (K)ein Masseur für eine Nacht (ISBN: B0189S8FVA)
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Rezension zu (K)ein Masseur für eine Nacht von Amelie Jacobs

Fast Psycho, dann romantisch

von EvyHeart vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Sehr romantisch...

Rezension

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EvyHeartvor 8 Jahren
"Kein Masseur für eine Nacht" hat mehr Inhalt, als ich vermutete. Bis zum letzten Drittel.

Das Cover wirkt aufgrund der cyanfarbenen Schrift etwas zu bunt, zu locker, aber die Komposition gefällt mir - simple und relativ ausdrucksstark.

Beim Buch als Gesamtheit bin ich gespalten. Das "Highlight" ist ein männlicher Ich-Erzähler, was dem Leser eine neue Sicht eröffnet, wenngleich verkrampft - statt einer romantischen Heldin haben wir einen schüchternen Typen, der sich von einer Frau verführen lässt und seiner Chefin nicht abgeneigt ist. Frauen spielen in dieser Geschichte eine dominante Rolle. Ich hatte erwartet, dass dieser Rollentausch neue Sichtweise eröffnet, Tiefe in die Geschichte bringt. Aber das war nicht der Fall. Denn im entscheidenden Moment gibt es eine Cliffhanger und eine alte Frau, die über Liebe philosophiert. Überraschung!

Die männliche Perspektive funktioniert für mich nicht. Während Mia Morgowski und Tobias Keller ihren Figuren Selbstironie und männliche Freunde zur Verfügung stellen, erleben wir hier Gefühle, Metaphern, Details. Das Geschehen wird fluffig ausgeschmückt und wirkt weiblich. Es gibt einige offensive Worte (übrigens werden die Brüste beider Protagronistinnen als "Melonen" bezeichnet), aber das war es.

Die Dialoge sind manchmal lebensnah, oft verkrampft und pathetisch.

Die große Stärke des Romanes ist der Ausdruck. Der Text lässt sich flüssig lesen und wirkt erfahren, entspannt. Die Autoren hat den Text durchkomponiert, aber es fällt nicht auf. Das finde ich wichtig.

Inhaltlich ist das Buch für mich im letzten Drittel abgestürzt. Am Anfang wusste nicht nicht, worauf es hinaus lief. Bis sich ein Psychothriller abzeichnet. Doch am Ende wird nicht nur die Kitsch-Keule ausgepackt, sondern auch mit Akten nicht gegeizt.

Die Szenen gefallen mir gut, sie sind nett und detailiert beschrieben, aber am Ende war mehr Sex als Inhalt.

In der Hitze des Gefechtes haben sich neben Tipp- außerdem Logikfehler eingeschlichen - wenn ein Mitarbeiter geht, dann ist das traurig. Aber es kostet (anscheinend...) mehr, wenn jemand Überstunden macht, als wenn man einen weiteren Mitarbeiter bezahlen muss?

Außerdem störte mich, dass Andrew (warum die Geschichte in Amerika spielt, auch wenn das für die Handlung nicht relevant ist, weiß ich nicht) Francesca ständig als "die Blondine" bezeichnet - obwohl die beiden "gute" Freunde sind. Ich finde das abfällig und unpassend.

Fazit: "Kein Masseur für eine Nacht" ist besser, als ich gedacht habe. Es ist keine billige Erotik-Geschichte, sondern sehr durchdacht. Dennoch steht die Romantik über allem und die männliche Perspektive fand ich unnötig. Vielleicht hätte personal gereicht? Die Szenen sind gut, aber... es hat nicht "zoom!" gemacht.
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