Rezension zu "Zahra's Paradise" von Amir
Der 19jährige Mehdi protestiert am 15. Juni 2009 gegen den Ablauf der Präsidentschaftswahlen im Iran und kehrt danach nicht mehr nach Hause zurück. Sein Bruder Hassan begibt sich gemeinsam mit seiner verzweifelten Mutter auf die Suche nach ihm. Es wird ein Weg, in den die staatlichen Institutionen so viel Steine legen, wie sie nur können. Hassan und seine Mutter treffen auf Gewalt, Einschüchterungsversuche, Korruption und Angst. Nur dank der Zivilcourage ihrer Mitmenschen gelingt es den beiden schließlich, die Wahrheit herauszufinden…
“Zahra’s Paradise” erschien ursprünglich als Webcomic, der schnell in mehr als zehn weitere Sprachen übersetzt wurde. Seit 2011 liegt er nun in Deutschland in Buchform vor. Wie das Autorenteam selbst sagt, handelt es sich nicht um eine wahre, sondern eine fiktive Geschichte, die die Tragödie des iranischen Volks widerspiegeln soll. Dennoch finden sich in der Graphic Novel viele reale Ansätze, nicht zuletzt das wohl prominenteste Schicksal vor diesem Hintergrund: Auch Neda Agha-Soltan, deren mutmaßliche Ermordung auf offener Straße in zahlreichen Bildern um die ganze Welt ging, wird in “Zahra’s Paradise” kurz zum Thema.
Wie man sich denken kann, ist Comic in seiner Grundbedeutung hier nun wirklich das falsche Wort. Die Geschichte ist zwischendurch zwar auch witzig, in erster Linie aber trotz eines sehr schönen Hoffnungsschimmers zum Ende alarmierend und herzzerreißend. Die Zeichnungen setzen die Handlung angemessen in Szene, pointiert werden durch doppelseitige Panels oder surrealistische Bildkompositionen Akzente gesetzt.
Für die mit der arabischen Welt wenig vertrauten Leser findet sich im Anschluss ein Glossar mit den wichtigsten Begrifflichkeiten, darauf folgt ein Anhang mit Hintergründen und Quellen zur Entstehung der Geschichte und der politischen Situation im Iran, besonders in Bezug auf Gefangennahmen und Exekutionen. Besonders beeindruckend ist der auf 15 Seiten abschließende Abdruck der Namen aller derzeit 16 901 Bewohner der imaginären Stadt Omid, die eine Gedenkstätte für die Opfer der Islamischen Republik darstellt.