Amor Towles

 4,3 Sterne bei 445 Bewertungen
Autor von Ein Gentleman in Moskau, Eine Frage der Höflichkeit und weiteren Büchern.
Autorenbild von Amor Towles (©Dmitri Kasterine)

Lebenslauf

Amor Towles, geboren 1964 in Boston, Massachusetts, hat in Yale und Stanford studiert. Sein Debüt "Eine Frage der Höflichkeit" erschien 2011. Sein zweiter Roman "Ein Gentleman in Moskau" (2016) stand zwei Jahre auf der Bestsellerliste der New York Times, war 2016 Finalist des Kirkus Prize in Fiction & Literature und wurde 2018 für den International Dublin Literary Award nominiert. Seine Werke wurden bislang in über dreißig Sprachen übersetzt. Towles lebt in Manhattan.

Quelle: Hanser 

Sein Buch "Lincoln Highway" erscheint im Juli 2022 bei Hanser.

Alle Bücher von Amor Towles

Cover des Buches Ein Gentleman in Moskau (ISBN: 9783548290720)

Ein Gentleman in Moskau

(151)
Erschienen am 09.11.2018
Cover des Buches Eine Frage der Höflichkeit (ISBN: 9783423148641)

Eine Frage der Höflichkeit

(107)
Erschienen am 16.02.2023
Cover des Buches Eve (ISBN: 9783446281257)

Eve

(81)
Erschienen am 22.07.2024
Cover des Buches Lincoln Highway (ISBN: 9783423148931)

Lincoln Highway

(63)
Erschienen am 15.08.2024
Cover des Buches Lincoln Highway (ISBN: 9783957132833)

Lincoln Highway

(16)
Erschienen am 28.07.2022
Cover des Buches Ein Gentleman in Moskau (ISBN: 9783844917048)

Ein Gentleman in Moskau

(14)
Erschienen am 08.09.2017
Cover des Buches Eve (ISBN: B0D8JC8ND2)

Eve

(4)
Erschienen am 22.07.2024
Cover des Buches Rules of Civility (ISBN: 9781594135514)

Rules of Civility

(5)
Erschienen am 07.08.2012

Videos

Neue Rezensionen zu Amor Towles

Hausarrest im Hotel Metropol

Ein Mann in den besten Jahren, nämlich Count Alexander Ilyich Rostov, wird 1922 im Alter von 33 Jahren von den russisch-bolschewistischen Behörden festgenommen, verhört und verurteilt. Er hat seinen Namen unter ein angeblich volksverhetzendes Gedicht gesetzt. Das vergleichsweise milde Urteil setzt ihn unter lebenslangen Hausarrest im Hotel Metropol in Moskau, wo der Graf sowie so abgestiegen ist. Seine wohlhabende, inzwischen wahrscheinlich enteignete Familie besitzt ein Gut in Nischninowgorod, zur Zeit der Revolution befand sich Rostov sicher in Paris – aber er kehrte wegen seiner Großmutter zurück nach Russland. „Hast du diese Entscheidung je bereut?“ befragt ihn eine Figur aus dem Roman, worauf der Graf eine wahrhaft philosophische Antwort gibt. 

Der Kommentar und das Leseerlebnis:
Das Leseerlebnis ist erfreulich! Obwohl …
Der Autor, Amor Towles, setzt seine Leserschaft wie schon in seinem ersten Roman „Rules of Civility“ zunächst auf einen kalten Topf, will sagen, sein Roman entwickelt sich wirklich gemächlich, Towles nimmt sich über 500 Seiten lang Zeit. Der Topf wird langsam erhitzt, wird immer wärmer! Und das Ende ist spannend. 

Wie der Graf aus seiner großzügigen Hotel-Suite ausziehen muss, um in einem ungemütlichen Turmkämmerchen zu hausen, wie er sich allmählich mit seiner Situation auseinandersetzt, abfindet und sich darin einrichtet, ist das übergeordnete Thema des Romans. Und immer wenn sich die geneigte und sehr geduldige Rezensentin allmählich zu langweilen beginnt, immer, wirklich immer exakt an diesem Punkt, führt Towles etwas Neues ein. Manchmal sind diese Neuerungen Personen, manchmal Ereignisse. Jedes Mal wird man davon überrascht – und beginnt dann zu schmunzeln und das Langatmige zu verzeihen. Es hat seinen Sinn!

Wenn jemand sein gesamtes Leben an einem einzigen Ort verbringt, lernt man als Leser natürlich das Terrain kennen. Towles beschreibt aber nicht lapidar, was der Protagonist sieht, sondern bindet das Umherstreifen und damit das Beschreiben des Hotels auf das Charmanteste mit dem Aufeinandertreffen des Grafen mit einem vorlauten Mädchen zusammen. Eine ungleichgewichtige Freundschaft entsteht. Ungleichgewichtig vom Alter her, jedoch nicht vom Geist, denn die neunjährige Nina ist geistig auf der Höhe. In den ersten Jahren des Hausarrests hält sie den Grafen mit ihren kreativen Einfällen buchstäblich am Leben. Denn lebenslänglicher Hausarrest ist dazu angetan, den Menschen zu brechen. 

Die Handlung spannt sich über einen Zeitraum von 32 Jahren, beginnend 1922 und endend 1954. Der Autor flicht kurze Reflexionen über den Marxismus-Leninismus ein, über den Sinn des Lebens, etc., bleibt aber trotz dieser kleinen gedanklichen Abschweifungen bemerkenswert unpolitisch. Amor Towles konzentriert sich auf das Menschliche. Darin ist er sehr gut.
"A Gentleman in Moscow" ist ein schöner Roman, mit verstecktem Witz und Eloquenz erzählt, wartet mit liebenswerten Charakteren auf, streut Probleme und Schwierigkeiten (des Lebens und überhaupt) genau im richtigen Maß ein – jedoch … ja, jedoch!
Anders als Eugen Ruges Roman „Metropol“ huscht er über die stalinistischen Säuberungen hinweg, - deren Auswirkungen man im Hotel Metropol doch trefflich hätte beobachten können – widmet sich zu sehr der russischen Seele.
Und das ist die Kritik: Der Roman ist einfach zu wenig politisch. Zu Französisch geradezu, ich nehme ihm das Russische nicht ab, obwohl der Wodka in Strömen fließt. Die zeitweise bedrückende Atmosphäre des Metropol, in dem die Dissidenten festgalten werden und auf ihren Prozess warten, wo Träume von einer besseren (kommunistischen) Welt platzen und statt dessen erst Frust, dann Unglauben, dann Todesangst Platz macht, existiert in diesem Roman nicht. 

Außerdem: die Frauenbilder sind samt und sonders zu zahm. Die Haupteigenschaft, die man Sofia zuschreiben muss, einer weiblichen Person, die erst relativ spät in das Leben des Protagonisten eintritt, dann aber zum bestimmenden Element wird, ist zum Beispiel, dass sie „sittsam“ ist. Allerdings hat sie bei aller Sittsamkeit Esprit und bringt die Note einer gewissen Verspieltheit mit. Ach ja, es ist ein netter Roman. Ein Wohlfühlroman. Ich habe ihn trotz seiner Länge gerne gelesen und hätte er nicht in einer entscheidenden Zeit in Russland, sondern in Frankreich gespielt, hätte er von mir die volle Punktzahl erhalten, so unterhaltsam ist er. Denn Amor Towles komponiert seinen Roman großartig und fügt schon am Anfang Elemente ein, die erst viel später gebraucht werden. Listig! Eins fügt sich zum anderen und der Roman nimmt ab der Mitte ungefähr so richtig Fahrt auf. Sein Held Alexander Ilyich Rostov ist charakterlich nahe an die Figur des Hercule Poirots zu rücken; nur dass der Graf natürlich viel schöner ist. Die Geschichte per se harmoniert nur leider kaum mit der grausamen russischen Realität. Rein von der Atmosphäre her, passt der Roman an die Seine und nicht an die Moskwa. 

Fazit: Ein eloquenter, liebenswerter Roman mit vielen kreativen Einfällen und Flair, dessen Handlung immer mehr Fahrt aufnimmt und genial komponiert ist, jedoch beim politischen Momentum viel zu zaghaft ist, um nicht zu sagen, radikal versagt. 

Katogorie: Unterhaltung : 5
Gute Literatur: 4
Verlag: Windmill Books am 02.11.2017

SuB-Abbau: 2025


Eine Aufsteigergeschichte in New York

Eve und Katey sind eng befreundet. Sie tingeln in den 30 Jahren in New York durch die angesagten Bars, sie hängen ab, wie man heute sagt. Nach des Tages Mühe wollen sie Spaß haben. Bedeutet: Alkohol, Flirt (mit Aussicht auf mehr) und Musik. Und Mode. Beide schielen auf die High Society. Dort wollen sie hin, möglichst schnell, selber gehören sie zur Arbeiterklasse, die sich gerade anschickt, den sozialen Aufstieg zu meistern. Katey arbeitet als Tippse in einer Anwaltskanzlei - was Eve macht, bleibt unklar. In der Wahl ihrer Mittel sind die beiden nicht zimperlich. Schließlich machen die beiden jungen Frauen tatsächlich die Bekanntschaft eines vielversprechenden jungen Mannes, von dem sie aufgrund seines Auftretens annehmen, dass er einer von denen ist, die mit einem goldenen Löffel im Mund geboren werden. Das stimmt und es stimmt dann doch ganz und gar nicht. Trotzdem ist Tinker Grey für beide Frauen ein Türöffner. 

Der Kommentar und der Leseeindruck
Es dauert ziemlich lange bis ich mich für diesen Roman so richtig erwämen kann. Das liegt zum einen daran, dass mich die frühen Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts nur peripher interessieren. Zum anderen konzentriert sich der Roman auf Beziehungskram! Aber letztlich, erkenne ich, ist „Rules of Civility“ ein Aufsteigerroman. Aufsteigerromane mag ich!
Die Freundinnen Eve Ross und Katey Kontent pendeln zwischen dem Image eines It-Girls und dem Bild der liberalen, selbständig für sich sorgen könnenden modernen Frau hin und her. Die Tändeleien des Dreiergespanns, Eve, Katey und Tinker nehmen wirklich einen großen Raum ein. Die Frauen werden als Gegensatzpaar konstruiert. Eve ist das schwarze Schaf, schön, risikofreudig, schillernd und unberechenbar, aber berechnend. Sie ist auf ihre Weise taff, und erstaunlicherweise nicht korrumpierbar. Katey ist bodenständiger. Sie muss sich entscheiden, was sie will. Setzt sie auf die Männer der HighSociety und schnappt nach einem Ring am Finger, was ihr mit Hilfe ihrer langen Beine ohne Weiteres gelingen würde, oder will sie sich in der Geschäftswelt behaupten: zum Glück bekommt sie eine echte Chance. Ein Hurra auf Amerika! Freilich gehen auch viele unter! Das ist aber nicht das Thema von Amor Towles.

Während vordergründig Beziehungen beleuchtet werden, spielen hintergründig dezent die Dreißiger Jahre ihren Sound. Jazz und High Society.
Durch die Augen von Katey Kontent, die sozusagen auf der Türschwelle steht und auf die feine Gesellschaft blickt, beleuchtet Amor Towles die High Society der 30er Jahre in New York, eine subtile Gesellschaftskritik: auch bei den Reichen ist nicht alles Gold, was glänzt. Manche sind selbstherrlich, andere rücksichtslos, ihre Spielregeln schwer durchschaubar. Sie sind scheinheilig. Und mancher Jüngling ist naiv heroisch und zieht in den Krieg. Amerikaner haben was übrig für heroisch in den Krieg ziehende Männer - spätestens seit den Sezessionskriegen. Hier kämpft man im Spanischen Bürgerkrieg. Diese Schiene des Romans hätte ausgeleuchteter sein dürfen. Aber Katey, unsere Beobachterin, bekommt mehr nicht mit.

Dass die beiden Girls eine Entwicklung durchlaufen, jede für sich Entscheidungen treffen muss, wieviel es ihnen wert ist, dazuzugehören, zum erleuchteten Kreis der Schönen und Reichen: wollen sie die Rules of Civility erlernen, wie Tinker Grey, verbiegen sie sich oder bleiben sie sich treu und wenn ja, was ist der Preis dafür, - dieser innere Konflikt macht den Roman lesenswert. 

 Fazit: Obwohl ich weder Thema noch Personal goutiere, zieht mich der Autor nach und nach in seine Story, so dass ich völlig vergesse, dass ich sie eigentlich nicht mag. Am Ende habe ich sogar vergessen, dass der Roman „ja nur“ aus den spätern 1960ern rückblendet – und ich von Anfang an hätte wissen können, was aus Katey und Tinker wurde. Eine großartige Sogkraft wurde entwickelt. Doch, das ist Kunst. 

Kategorie: Gesellschaftsroman
Verlag: Penguin, 2011
SUB-befreit 2025


 

Cover des Buches Eve (ISBN: 9783446281257)
Magdalena99s avatar

Rezension zu "Eve" von Amor Towles

Magdalena99
Wundersame Eve!

          Eve - unscheinbar, geheimnisvoll und plötzlich auf der Bildfläche. Woher kommt sie und was macht sie nun hier in Hollywood?

Auf einmal ist Eve da. Sie hat sich von ihrem Verlobten getrennt und wollte eigentlich auf Reisen gehen, doch in Hollywood machte sie Halt und dachte nicht mehr an ihre weitere Reise. Eve lernt die erfolgreiche Schauspielerin Olivia de Havilland kennen, freundet sich mit ihr an und Eve schützt Olivia vor aufdringlichen Journalisten und Fotografen. Doch eines Tages bekommt Olivia einen Umschlag persönlich zugestellt und als sie ihn öffnet, sieht sie augenscheinlich wie ihr Leben den Bach runter gehen könnte. Doch Eve versucht alles um das zu verhindern.

Anfangs bin ich gar nicht in die Geschichte reingekommen. Für mich war alles etwas durcheinander und ich wusste nicht genau, was nun wichtig war oder eher nebensächlich. Da hätte man sich die ersten fast 100 Seiten sparen können. Danach kam dann die eigentliche Handlung ins Spiel, welche mir recht gut gefallen hat. Außerdem waren die Personen im Buch sehr interessant und alle hatten einen eigenen speziellen Charakter. Vor allem Eve gefiel mir gut. Sie wurde als selbstbewusst und kokett beschrieben, was für die Zeit um 1940 nicht selbstverständlich war.

Da es meine erste Satire war, die ich gelesen habe, finde ich diese für den Anfang ganz gut und werde in Zukunft vielleicht öfter eine lesen.

Gespräche aus der Community

Wann habt ihr das letzte Mal eine richtig gute "Road Novel" gelesen? 50er Jahre, Abenteuer, Gefahren, skurrile aber liebenswerte Figuren? Auf dem Lincoln Highway, der ältesten Autobahn der USA, findet die Handlung von Amor Towles' gleichnamigen Roman "Lincoln Highway" statt.
Begleitet vier Jugendliche auf einer verrückten Reise mit einem unterwarteten Ende in unserer neuen Leserunde im Literatursalon!

1.170 BeiträgeVerlosung beendet
SalanderLisbeths avatar
Letzter Beitrag von  SalanderLisbeth

So, da ja einige "Eine Frage der Höflichkeit" lesen möchten, mache ich hier mal ein eigenes Thema auf. Ich warte noch, ob sich weitere Interessenten finden und dann schicke ich das Buch los.
Hier nochmal alles zum Thema Wanderbuch:
Also es funktioniert eigentlich wie bei den anderen Wanderbüchern auch (ich hab mir da mal aus den anderen Themen alles zusammengesucht): Erfragt bei eurem Nachfolger die Adresse, wenn das Buch bei euch angekommen ist und schreibt kurz eine Mitteilung in den Thread, wenn das Buch bei euch eingetroffen und weitergeschickt worden ist. Das das Buch gut behandelt wird, davon bin überzeugt ;)
Ihr sagt einfach hier bescheid, wenn ihr gern mitlesen möchtet und ich trage euch in die Liste. Ich schicke es an den ersten los und jeder hat dann zwei Wochen Zeit um es zu lesen und weiterzuschicken. Geht es verloren, dann teilen sich der Absender und der Empfänger die Kosten für ein neues Exemplar. Na dann mal los und viel Spaß :)

eeyorele schickt an:
1) steffchen3010
2) Nicki81
3) Arista
4) The iron butterfly
5) MelE
6) Bücherwurm
7) SharonBaker
8) Sissy84
9) Lesejulia
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Zum Thema
88 Beiträge
Eeyoreles avatar
Letzter Beitrag von  Eeyorele
Buch kam heute bei mir an :) Vielen Dank für Tee und Karte voll lieb :)

Zusätzliche Informationen

Amor Towles wurde am 24. Oktober 1964 in Boston (Vereinigte Staaten) geboren.

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