Rezension zu "Dein Körper spricht für dich" von Amy Cuddy
Amy Cuddy bietet in ihrem Buch interessante Einblicke in aktuelle wissenschaftliche Forschungen, die sich mit der Wirkung des Körpers auf den Geist beschäftigen. Auf unterhaltsame und anregende Weise gibt sie ihren Lesern gleichzeitig hilfreiche praktische Tipps, wie sie ihre eigene körperlich-geistige Präsenz verbessern können. Mithilfe bewusster Atmung, bewusst eingenommener raumgreifender Körperhaltungen und offener Gesten ist es möglich, so Cuddy, „sich selbst in einem positiven Licht (zu) sehen und sich selbst (zu) vertrauen“. Indem man „so tut als ob“ verinnerlicht man eine veränderte Präsenz und kann in herausfordernden Momenten leichter bei sich selbst bleiben. Zusätzlich verstärken kann man diese Wirkung dadurch, dass man sich seine ganz persönlichen Kernwerte bewusst macht. Die Betonung dessen, was wir im Leben schätzen, verdeutlicht uns noch einmal die Sinnhaftigkeit unseres Lebens und hilft uns, uns "durch die Wahrheit der eigenen Geschichten zu erden" (Cuddy, 2016:70). Selbstzweifel und Ängste werden so nicht auf einen Schlag beseitigt, aber man stellt ihnen ein positives Zeichen entgegen, das mit dem Selbst in Resonanz tritt und im Laufe der Zeit zu mehr Offenheit und Selbstsicherheit führen kann.
Obwohl die Psychologin, wie sie von sich selber sagt, keine begeisterte Anhängerin des Yoga ist, betont sie auch den Yoga als einen wirksamen Weg, der über den Körper beruhigenden und stärkenden Einfluss auf den Geist ausübt. Eine Tatsache, die empirisch schon lange bestätigt wurde, in den letzten Jahren durch vielfältige Studien jedoch auch wissenschaftlich immer wieder untermauert wird.
Inzwischen haben Forscher der Universität Zürich offenbar Zweifel an Cuddy These angemeldet, nach der expansive Körperhaltungen auch signifikante hormonelle Veränderungen im Körper bewirken.[2] Was jedoch stehenbleibt, ist die stabilisierende Wirkung von machtvollen Körperhaltungen auf die Selbstwahrnehmung und das Selbstbewusstsein, die auch die Züricher Forscher bestätigen. Raumgreifende Körperhaltungen haben also durchaus das Potential innere Stärke zu erzeugen und damit auch unsere Fähigkeit zur Präsenz zu verbessern.