Amy Liptrot

 4,2 Sterne bei 80 Bewertungen
Autor*in von Nachtlichter, Wilde Geschöpfe und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Amy Liptrot ist auf den Orkneyinseln aufgewachsen. Als Journalistin schreibt sie für verschiedene britische Magazine. Ihr Debüt »Nachtlichter« begeisterte Leser*innen wie Presse gleichermaßen, stand wochenlang auf den britischen Bestsellerlisten und wurde u.a. mit dem Wainwright Prize for Best Nature and Travel Writing sowie dem PEN Ackerley Prize für autobiografisches Schreiben ausgezeichnet.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Amy Liptrot

Cover des Buches Nachtlichter (ISBN: 9783442718412)

Nachtlichter

(78)
Erschienen am 12.08.2019
Cover des Buches Wilde Geschöpfe (ISBN: 9783442759989)

Wilde Geschöpfe

(2)
Erschienen am 30.05.2024
Cover des Buches The Outrun: Amy Liptrot (Canons) (ISBN: 9781786894229)

The Outrun: Amy Liptrot (Canons)

(0)
Erschienen am 03.09.2019

Neue Rezensionen zu Amy Liptrot

Cover des Buches Wilde Geschöpfe (ISBN: 9783442759989)
marielle_liests avatar

Rezension zu "Wilde Geschöpfe" von Amy Liptrot

marielle_liest
Die Vögel und der Mond

Amy ist auf den schottischen Orkneyinseln aufgewachsen und reist eines Tages nach Berlin - um für unbestimmte Zeit zu bleiben. Sie ist trockene Alkoholikerin und ist auf der Suche nach einem neuen Leben, nach der Liebe, nach sich selbst. Dort verbringt sie ein Jahr mit Abenteuern, wechselnden Wohnungen, Deutschunterricht, neuen Freund*innen und wilden Geschöpfen.

🪶

Die Autorin ist 34 Jahre alt, als sie das Jahr in Berlin verbringt - genauso alt wie ich heute bin. Doch das ist nicht die einzige Gemeinsamkeit zwischen uns. Denn wie sie in der Großstadt die Natur findet, wie sie zwischen all den Gebäuden Vögel an ihrem Ruf erkennt, wie sie, besessen von der Idee, ein bestimmtes Tier zu finden, mitten in der Nacht durch die Straßen zieht und wie sie erstrahlt in einer unmessbaren Begeisterung für all die Lebewesen - das alles hat mich tief berührt, weil ich genauso bin.

Amy hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser und ist ständig auf der Suche nach einem Menschen, der ihr Leben auf die nächste Stufe hebt, der sie vervollständigt und der sie ankommen lässt. Wie unfassbar schwer das ist, und ob das in unserer heutigen Gesellschaft überhaupt noch möglich ist, erzählt sie uns in ihrem Buch.

Ein wahres Highlight ist dabei die Sprache, in der uns die Autorin mitnimmt durch ihre Zeit in Berlin. Dieses Buch ist ein perfekte Mischung aus kreativen Gedanken, aus einem direkten und ungeschönten Stil und aus zauberhafter Poesie.

Amy liebt die Vögel und den Mond, sie ist zerbrechlich und stark, mutig und schwach. Sie ist so nahbar und echt und sie findet schließlich etwas viel Wichtigeres, als das, wonach sie gesucht hat.

Für mich ist das Buch ein wahrer Glücksgriff. Es passt zu mir, ich fühle es und es bestärkt mich darin, loszulassen und zuzulassen. Auf den letzten Seiten muss ich weinen und das ist okay.

Cover des Buches Wilde Geschöpfe (ISBN: 9783442759989)
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Rezension zu "Wilde Geschöpfe" von Amy Liptrot

Meerglas
Wilde Geschöpfe (nicht nur) in Berlin

Von der Alkoholsucht hat sich die Protagonistin befreit, aber wie füllt man die leere Zeit, die sie zu verschlucken droht?

Sie zieht von ihrer britischen Insel nach Berlin und lebt dort als Künstlerin. In poetischen Worten beschreibt die Schottin das bunte und trubelige Leben in der Hauptstadt, durchzogen von Melancholie. 

Es scheint, als befände sie sich in einem Vakuum, als schwebe sie haltlos in Raum und Zeit. Das Pendant zwischen Chats im Internet und einem scheinbar ziellosen Sich-Treiben-Lassen bieten ihr Naturbeobachtungen als Fixpunkte.

Der Mond, die in der Großstadt lebenden Tiere und Erinnerungen an das Meer sind Leuchttürme für ihre getriebene Seele.


Das Buch ist so schön geschrieben! 

Die einzelnen Kapitel sind unterteilt in verschiedene bildhaft-romantische Betitelungen über den Mond ("Ährenmond", ""Hungermond", "Wolfsmond") und vermischen Erleben, Erinnerungen und Gedanken der Schriftstellerin. 


In feinen Nuancen kann der Leser die Seelenschmerzen und die Einsamkeit der Erzählerin spüren. Ihre Identitätssuche spiegelt sich wieder in ihrem Umfeld. Ihre Bekannten und Freunde betitelt sie als "B", eine homogene Masse, in der sie sich bewegt, immer auf der Suche nach sich selbst. Aber es geht auch um Liebeskummer, Verletzungen, ums Ankommen und Finden und letztendlich um Heilung.

Am Schluss bleibt die Frage offen, wer die wilden Geschöpfe sind: die in Berlin lebenden Tiere? Oder doch  die Mitmenschen?


Cover des Buches Nachtlichter (ISBN: 9783442718412)
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Rezension zu "Nachtlichter" von Amy Liptrot

HansDurrer
Der Entzug ist nicht das Ende, sondern erst der Anfang

Amy Liptrot ist auf den Orkneyinseln aufgewachsen, einer vom Meer umtosten, windgepeitschten Inselgruppe im Norden von Schottland zwischen Nordsee und Atlantik. Der Hof der Eltern liegt auf der Hauptinsel, auf demselben Breitengrad wie Oslo und Sankt Petersburg. Der Vater leidet an Depressionen und landet zeitweise in der Psychiatrie, die Mutter rettet sich in den Glauben, sie selber flüchtet nach London und in den Alkohol. "Ich trank, bis ich wie tot vor mich hin stierte."

Ihr Trinken wird von Jahr zu Jahr schlimmer. "Das Trinken ergriff von mir Besitz. Während andere arbeiteten und auf Pubabende verzichteten, um die nächste Stufe hinaufzuklettern, leerte ich Bierdosen am Telefon und unterdrückte das Geräusch beim Öffnen, während ich von unerfüllten Ambitionen erzählte."

Sie unternimmt ernsthafte Versuche mit dem Trinken aufzuhören, jedes Mal hält sie etwa einen Monat durch. Schliesslich beschliesst sie, das Trockenwerden an die erste Stelle zu stellen. Sie gibt  ihren Job auf, geht zum Arzt und wird an die örtliche Drogenberatung weiterverwiesen. In der Therapie, die auf dem Programm der Zwölf Schritte der Anonymen Alkoholiker (AA) basiert, lernt sie unter anderem: "Ich werde meine Leben lang anfällig bleiben für Rückfälle und andere Formen von Sucht."

Das Entzugsprogramm ist hart, die wenigsten schaffen es. Sie lernt: Jedes Verlangen ist temporär, immer geht der Drang zu trinken vorüber. Die Gruppengespräche sind hilfreich. "Zu hören, wie Leute im Gefängnis gelebt hatten, in Krankenhäusern, unter fahrendem Volk, in Grossfamilien in Russland oder in Stepney Green zeigte mir Erfahrungswelten, die Lichtjahre entfernt waren von denen mediengesättigter Hochschulabsolventen und ihrem Genörgel auf Twitter."

Sie schafft den Entzug, doch das ist nicht das Ende, sondern erst der Anfang, denn wirklich schwierig ist es, trocken zu bleiben. Sie merkt, dass London nicht mehr richtig ist, sie geht zurück nach Orkney, dahin, wo sie sich nie zugehörig gefühlt hat – und wird wieder zum mürrischen Teenager. Doch sie trinkt nicht und weiss, dass jedes Mal, wenn sie darauf verzichtet, obwohl ihr danach ist, sie neue Nervenbahnen im Gehirn stärkt.

 Sie beschliesst, einen Winter auf Papay zu verbringen, einer der kleinsten bewohnten Inseln im äussersten Norden von Orkney, sechseinhalb Kilometer lang, gut anderthalb Kilometer breit, 70 Einwohner. "Es ist ein Trugschluss zu glauben, Insulaner könnten 'allem entfliehen': An einem so kleinen Ort müssen wir mit unseren Nachbarn mehr Kontakt pflegen als in der Stadt. Im Grossen und Ganzen kommen wir gut miteinander aus."

Die Nachrichten auf der Insel drehen sich ums Wetter, nicht um Politik. Auch wenn sie es gelegentlich vermisst, "zu sehen und gesehen zu werden, und das Gefühl, dicht am Zentrum des Geschehens zu sein", gibt es in Papay jeden Tag einen Moment, an dem ihr das Herz aufgeht. "Wenn ich mich umdrehe zum Beispiel, das Gesicht in den Nordwind halte und den Küstensaum betrachte, an dem ich gerade entlanggelaufen bin. Ich sehe Schwärme von Stärlingen, Hunderte einzelne Vögel, die sich zu fliessenden geometrischen Gebilden formieren und umformieren, um ihre Feinde auszutricksen, und einander folgen, um einen sicheren Platz für die Nacht zu finden."

Von einer Sucht zu genesen, bedeutet mit sich und seiner Umwelt ins Gleichgewicht zu kommen. Dafür ist innere Sammlung nötig und diese ist nicht für alle gleich, den einen helfen AA-Treffen, anderen Meditation und Amy Liptrot tut es vor allem gut, sich in der Natur zu bewegen (man kann das natürlich auch alles abwechselnd tun). "In Bewegung zu sein, beruhigt mich. Mein Körper ist beschäftigt und mein Geist frei."

Sie beginnt sich für Astronomie zu interessieren, geht nachts raus um Sterne zu gucken, lernt Dinge, die ihr gefallen, zum Beispiel, "dass sich peripheres Sehen am besten dazu eignet, in weite Ferne zu sehen – weil ein Gegenstand mitunter verschwindet, wenn man ihn direkt ansieht." Indem sie die Welt kennenlernt, lernt sie sich selber kennen. Es ist eine echte Bereicherung, an Amy Liptrots vielfältigen Entdeckungen teilhaben zu dürfen.

Sie setzt sich auch intensiv mit den Zwölf Schritten der AA auseinander, obwohl sie sich hauptsächlich auf ihre eigenen Therapieformen – Wandern und Schwimmen – verlässt. Sie weiss jetzt, dass Trinken keine Probleme löst und dass 'trocken zu werden' kein Moment ist, "nach dem alles besser wird, sondern ein andauernder, langsamer Prozess des Wiederaufbaus, mit regelmässigen Rückschritten, Schwankungen und Versuchungen." 

Sich dem Leben zu stellen, erfordert Mut. Nachtlichter ist ein höchst eindrückliches Dokument dieses Mutes.

Gespräche aus der Community

Hallo,

von Zeit zu Zeit sehe ich all meine Bücher durch und versuche dann auszusortieren und mir einen Überblick zu verschaffen. Ich merke, dass es mir zunehmend keine "Freude bereitet" zu viele ungelesene Bücher zu Hause zu haben. Denn irgendwie greife ich nur ganz selten nach den Büchern, die schon hier stehen und lese stattdessen die ganz neuen. Ideal wäre es also wohl in meiner Vorstellung, wenn ich einfach nur noch bei Bedarf 1-2 neue Bücher kaufen und direkt lesen würde. Nun kommt das große ABER: 

Ich habe gestern abend alle ungelesenen Bücher aus dem Regal geholt, genau angesehen und überlegt. Am Ende hatte ich 3 Stapel: 1. Definitiv behalten, 2. Anlesen und dann entscheiden, 3. Definitiv weggeben

Leider war der Stapel Nr. 3 dann am Ende mit 37 Büchern verhältnismäßig klein, Stapel 1 immerhin etwas kleiner als Stapel 2. Zugleich habe ich nun ein Problem - so viele Bücher kann ich einfach nicht anlesen und so entscheiden.

Deshalb dachte ich mir, vielleicht möchtet ihr mir bei der Entscheidung helfen? Ich hänge euch mal ein Fotos der Bücher an, bei denen ich unsicher bin, ob ich sie behalten möchte. Kennt ihr etwas davon? Und was würdet ihr sagen - behalten oder weggeben? Eine Begründung für eure Entscheidung wäre natürlich spannend. Falls die  Bücher auf den Fotos nicht gut genug zu erkennen sind, hänge ich sie euch an.

Ich bin es auch ein bisschen leid, Bücher zu lesen, die mich nicht völlig begeistern. Leider werde ich immer anspruchsvoller und somit ist die Chance, ein echtes Highlight zu entdecken, immer geringer. Aber vielleicht verbirgt sich hier ja doch das ein oder andere.

Ich bin gespannt, was ihr sagt!

PS: Die GEO-Zeitschriften dürfen ignoriert werden ;-)

Zum Thema
99 Beiträge
Daniliesings avatar
Letzter Beitrag von  Daniliesingvor 5 Jahren

Hallo,

ich habe tatsächlich ganz viel verschenkt oder einfach raus an die Straße gestellt. Mittlerweile haben sich aber irgendwie auch schon wieder einige angesammelt. Eine neue Runde ist wohl in Kürze nötig.

Danke dir auf jeden Fall für dein Feedback!

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