Cover des Buches Amaias Lied (ISBN: 9783649616870)
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Rezension zu Amaias Lied von Ana Jeromin

Rezension zu "Amaias Lied" von Ana Jeromin

von elane_eodain vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Spannende & gut gestrickte Geschichte für junge Leser, die in ein sonniges Barcelona führt, das eine Schattenseite offenbart ...

Rezension

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elane_eodainvor 9 Jahren
» Jungen, die Zaubertricks vorführten, bunte Stände voller Blumen, Zeitschriften und Andenken und Männer mit ockerfarbener Haut, die seltsam klingende Pfeifen verkauften. Und Musiker. Überall Straßenmusiker jeden Alters. Marja entdeckte sogar zwei Mädchen, die nicht älter sein konnten als sie selbst. In weißen Sommerkleidern standen sie auf einem kleinen Podest, hielten sich bei der Hand und sangen mit zarten Stimmchen ein spanisches Lied, das wie ein Schlaflied für Kinder klang. «

INHALT: Marja ist sogleich überwältigt von Klang der Stadt Barcelona, wo sie mit ihrer Familie einen Urlaubstag verbringt. Und so passiert es, dass sie beim Bestaunen eines Straßenkünstlers zunächst bestohlen wird und dann bemerkt, dass ihre Familie nicht mehr da ist. Verzweifelt sucht sie nach ihnen, erfolglos.
Da hört Marja verloren und erschöpft einen bezaubernden Gesang, dem sie folgt und der sie zu einer abgelegenen Taverne und einer freundlichen Frau führt. Marja vertraut der Frau und bringt sich damit in Gefahr ...

» Der Tag an dem das Unglück geschah, war sonnig und klar. Doch in Amaias Erinnerung würde der Tag, an dem sie ihre Kinder verlor, für immer grau und verregnet bleiben. «

GEDANKEN: Hatte ich bisher die Bücher für Erwachsene und Jugendliche der Autorin (die unter anderen Namen veröffentlich wurden: Franka Rubus, Anika Beer) gelesen, so war ich nun auf das erste Kinderbuch gespannt.

Die Geschichte besteht aus zwei Handlungssträngen. Zum einen wird von den Erlebnissen der 12-jährigen Marja erzählt, die sich während ihrem Besuch in Barcelona ereignen, zum anderen - in kursiver Schrift abgesetzt – vom Unglück, das Amaia erlebte.
Laufen diese beiden Geschichten anfangs nebeneinander, kommt man früher oder später dahinter, wie sie zusammenhängen und gewähren so einen interessanten Blickwinkel auf die Charaktere, was manche Überraschung mit sich bringt.

Marja ist ein typischer (fast) Teenager, genervt von ihren Eltern, der kleinen Schwester und dem durchgeplanten Urlaub. Unverhofft ist das Mädchen von Barcelona aber völlig verzaubert, bis es merkt, dass es allein in einer Stadt dasteht, in der sie sich nicht verständigen kann.
Amaia ist Schlimmes widerfahren, was sie zu Handlungen treibt, die vermeintlich böse sind, wofür man aber dennoch Verständnis und Mitgefühl aufbringen kann.
Dann sind da noch Alejandro, ein spanischer Straßenjunge, der ebenso verschiedene Gesichter zeigt, für den Marja im Laufe der Geschichte sowohl Ärger als auch Dankbarkeit empfindet, sowie die verlorenen Kinder in ihren weißen Kleidern, die glockenklar ihr Lied singen und in den Bann der Hexe ziehen.

Mir gefällt sehr, dass die Charaktere nicht schwarz oder weiß gezeichnet, sondern vielschichtig sind, die Gründe für ihr Handeln haben, ob dieses nun gut oder böse sein mag. So kann man beim Lesen Verständnis für jede Figur entwickeln, kann mitfühlen und wird zum Nachdenken über die Motive angeregt.

Die Geschichte ist spannend, die Grundstimmung ein wenig düster und gruselig, trotz des hellen und heißen Handlungsorts. Hier erkennt man die Handschrift der Autorin. Aber Ana Jeromin schafft es auf beeindruckende Weise, die Spannung durchweg aufrechtzuerhalten ohne auf Schockeffekte zurückgreifen zu müssen. Ihre Ideen sind großartig und ich glaube für die Zielgruppe von Lesern ab 10 Jahren sehr gut nachvollziehbar.

Und auch das Ende – zu dem ich natürlich nicht zu viel verraten möchte – ist sehr passend. Es ist kein HappyEnd, denn ein Auge lacht, das andere weint. Dennoch ist es ein sehr rundes Ende, das den Leser zufrieden zurück lässt und gleichzeitig Platz für eigene Gedanken lässt.

Der Handlungsort Barcelona wird sehr lebendig und einnehmend beschrieben. Hier merkt man, dass die Autorin selbst schon vor Ort war und sich wie Marja von der Stadt bezaubern lies. Deshalb eine kleine Warnung: Es ist möglich, dass man nach der Lektüre große Lust verspürt selbst die Ramblas entlang zu flanieren, den Klang der Stadt zu hören und vielleicht sogar eines der Nachtwächterkinder zu sehen ... ;-)

Ich hatte großes Lesevergnügen mit „Amaias Lied“, das erste Kinderbuch aus der Feder einer meiner Lieblingsautorinnen!

FAZIT: Eine spannende und gut gestrickte Geschichte für junge (und auch ältere) Leser, die in ein sonniges Barcelona führt, das eine Schattenseite offenbart.

(Zitate aus "Amaias Lied" von A. Jeromin)
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