Cover des Buches Unbewohntes Paradies (ISBN: 9783455402803)
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Rezension zu Unbewohntes Paradies von Ana M Matute

Rezension zu "Unbewohntes Paradies" von Ana M Matute

von Ailis vor 13 Jahren

Rezension

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Ailisvor 13 Jahren
Mein letzter realer Spanienurlaub liegt nun schon weit über 15 Jahre zurück und ich habe nicht mehr viele Erinnerungen. Aber wer Spanien hört, denkt meist an Sonne, Strand und Meer, an Siesta und Fiesta, manche auch nur an Villariba und Villabajo. Mit all dem hat "Unbewohntes Paradies" von Ana María Matute nur wenig gemein. Wer mich nach dieser literarischen Reise fragt, wie Spanien denn nun ist, dem möchte ich antworten: Spanien ist zauberhaft und es ist voller Poesie! Ana María Matute lässt uns dieses Spanien durch die Augen der kleinen Adri erblicken. Als Adri auf die Welt kommt, ist die Ehe ihrer Eltern im Grunde schon am Ende, nur wollen sie es sich noch nicht eingestehen. Leider führt das auch dazu, dass Adri das Gefühl hat, nicht willkommen zu sein. Ihre Geschwister sind einige Jahre älter als sie und wissen mit dem kleinen Nachzügler nichts anzufangen und auch die Eltern sind zu sehr mit sich selbst beschäftigt und vermitteln Adri das Gefühl, nicht mehr als ein geduldeter Gast zu sein. Und so werden das Kindermädchen Tata María und die Köchin Isabel ihre Familie, die auch zu ihr hält, als sie sich mit Beginn der Schulzeit zu einem schwierigen Kind entwickelt. Adri hat keine Freundinnen, denn Adri ist anders als andere Kinder: sie sieht Dinge, die sonst niemand wahrnimmt. Sie sieht, wie das Einhorn aus seinem Bild flüchtet und zurückkehrt, sie sieht seine Spuren im Schnee und sie hört seinen Hufschlag. Ihre Isolation endet erst, als sie während einer langen Krankheit Gavi kennenlernt. Gavi wohnt nebenan und ist der Sohn einer russischen Ballerina, die allerdings mit ihrem Verehrer in Paris lebt, während ein Diener sich liebevoll um den Jungen kümmert. Beide Kinder sind Außenseiter und einsam und so klammern sie sich aneinander. Doch Adri wird älter und rückt so ins Blickfeld ihrer Mutter, die es für ein junges Mädchen nicht schicklich hält, mit einem Jungen befreundet zu sein. Doch Adri und Gavi halten aneinander fest, bis das Schicksal erbarmungslos zuschlägt... Ana María Matute ist es gelungen, die Traurigkeit einer einsamen Kindheit einzufangen, ebenso aber auch die Stärke einer kleinen Kämpferin, die das Leben nicht so nehmen will, wie es sich ihr darbietet. Adri erschafft sich ihren eigenen Kosmos, zu dem einzig Gavi Zutritt findet - Gavi, der ebenso einsam ist wie Adri, aber auch ebenso zauberhaft! Wie zwei Ertrinkende klammern sie sich aneinander und schenken sich ein Leben voller Zauber und Liebe. Die Sprache dieses besonderen Romans ist unglaublich einfühlsam und Ana María Matute ist eine Frau der leisen, aber dennoch kraftvollen Töne. Ihrer kleinen Heldin gibt sie nach und nach eine Stimme, die sich Gehör verschafft und deutlichere Worte findet, um ihre Gefühle zu beschreiben und letztlich zu vermitteln. Und so wie Adri wächst und selbstsicherer wird, so werden auch ihre Worte kraftvoller und lauter. Ich hoffe, dass ich bald wieder in dieses Spanien reisen kann: ein Land, in dem es Einhörner gibt und Feen, Gnome und Riesen und in dem Musik in die Luft gemalt wird.
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