Cover des Buches Krieg der Bastarde (ISBN: 9783940666420)
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Rezension zu Krieg der Bastarde von Ana Paula Maia

Rasant erzählter Roman mit Tiefgang

von danares_ vor 11 Jahren

Rezension

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danares_vor 11 Jahren
Der Zauberberg in Brasilien: das ist ein Häufchen Koks, von dem man runterkommen muss, bevor man die Ware in einem Beichtstuhl an eine einbeinige Regisseurin verkauft – freilich nicht, ohne vorher den Priester mit neuem Kirchenmobiliar bestochen zu haben.

Es ist eine ganze Sporttasche voller Kokain, die Amadeu aus der Chefetage einer Porno-Produktionsfirma gestohlen hat. Er will die Drogen zu Geld zu machen und damit die Schulden seiner Freundin Gina bezahlen. Der Diebstahl bleibt nicht unbemerkt. Die beiden Ganoven Edgar und Pablo werden auf Amadeu angesetzt. Sie durchforsten die Stadt nach ihm. Auch Gina sucht Amadeu. Alle suchen Amadeu – nicht wissend, dass dieser bei einem tragikomischen Unfall längst sein Leben verloren hat.

Ana Paula Maias Roman Krieg der Bastarde ist bevölkert mit liebenswerten Kriminellen, die sich mit kleineren oder größeren Verbrechen über Wasser halten. Edgar, als Waisenkind bei Nonnen aufgewachsen, begeht seinen ersten Mord in einem Kühlhaus. Opfer ist seine grausame Chefin Dona Betinha. Mit einem Hackmesser zerlegt er sie in Steaks. Und während Edgar die verbliebenen Knochen zu Hundetrockenfutter zermahlt, läuft ein ihm unbekanntes Lied im Radio, das ihn zu Tränen rührt: „If I had to do the same again, I would my friend, Fernando…“

In Krieg der Bastarde kämpfen aber nicht nur Menschen, sondern auch Hunde um’s Überleben – wie etwa der Pudel Fofinho, der eine fünfköpfige Familie aufgefressen haben soll. „Schwere Zeiten sind das, wenn Hunde ihre eigenen Herrchen fressen, mitten am Tag“, sinniert Edgar. „Man kann nicht mal mehr dem Hund vertrauen, dem besten Freund des Menschen“, findet auch Pablo.

Der Showdown schließlich findet in der Bibliothek des alten Lozonni statt. Dieser hat kurz zuvor in Anwesenheit von Edgar, Pablo und Gina bei einem an John Irving erinnernden Slapstick-Unfall sein Leben verloren. Polizist Miranda, mit einem Notizblöckchen bewaffnet, droht alles auffliegen zu lassen. Aber vorher doziert er noch über Verbrechen und Strafe, als er in der Bibliothek das Werk „vom Russen“ entdeckt. „Die Geschichte handelt von einem Kerl, der eine alte Frau mit dem Beil abmurkst”, erklärt er – und liefert damit zugleich das Stichwort für Edgars großen Auftritt…

Außergewöhnliche Charaktere, amüsante Dialoge und groteske Gewaltszenen à la Tarantino – Krieg der Bastarde ist ein rasant erzählter Roman, der mit jedem Satz nach einer Verfilmung ruft. Auf der aktuellen Weltempfänger-Bestenliste von litprom belegt Ana Paula Maias Roman – verdientermaßen - den dritten Platz.

Erstveröffentlichung auf http://danares.wordpress.com

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