Inhalt:
Boukreev erzählt in Gesprächen mit Koautor DeWalt von seiner Sicht auf die Geschehnisse Rund um das Unglück am Mount Everest 1996. Dabei geht es um viele organisatorische und technische Details wie auch um das Unglück selbst, bei welchem er mehrere Menschen gerettet hat, und dennoch unter Beschuss durch die Medien geraten ist.
Meinung:
Wer Boukreevs Buch liest, hat zuvor vermutlich wie ich Krakauers «Into thin air» gelesen, und ist gespannt, was Boukreev den Vorwürfen Krakauers entgegensetzt. Die Vorwürfe beinhalten, dass Boukreev, Führer einer der beteiligten Expeditionen, angeblich fahrlässig gehandelt hat, indem er erstens seinen Kunden voraus abgestiegen ist, um sich für allfällige Rettungsaktionen erholen zu können, und zweitens ohne Sauerstoff unterwegs war, was die Leistungsfähigkeit beeinträchtigt.
Boukreev sprach leider nur gebrochenes Englisch, und es war kein Russisch-Übersetzer beteiligt. Dazu kommt wohl noch Boukreevs Persönlichkeit als schweigsamer, praktisch veranlagter Mensch. Auf jeden Fall hat sich der Bericht unpersönlich angefühlt. Nebst Sorgen zu logistischen Aspekten bekommen wir kaum einen Einblick in Boukreevs Inneres. Nur, dass es teils zu kulturellen Unstimmigkeiten kam: Boukreev als Ex-Sowjetbürger hatte kein grosses Verständnis für die amerikanische «The customer is king» Mentalität. Auch die Entrüstung angesichts der Vorwürfe spürt die Leserschaft gut.
Doch noch etwas mehr Fleisch am Knochen gibt es dank den ergänzend eingestreuten Interviews, welche im Rahmen des Debriefings kurz nach dem Abstieg gemacht worden sind.
Das Buch ist nichts anderes als ein langes niedergeschriebenes Interview mit Boukreev, in welchem der Fokus darauf liegt, Boukrews eigenwilliges Vorgehen gegen Krakauer und die Öffentlichkeit zu verteidigen. Das machen sie meiner Meinung nach auch gut:
Seite 69:
"In Todd’s [Leiter einer fremden Expedition] opinion Boukreev was not a hand-holder. To hire him with that in mind, Todd thought, would be a gross misappropriation of his talents. “It’s not what he’s designed for. It’s like using a racing car for taking children to school.”
An den grundlegenden Geschehnissen beim Unglück oder meinen Eindrücken davon als Leserin ändert das Buch nichts. Wer wie ich in ein «Rabbit hole» zum Thema Everest-Unglück-1996 gefallen ist, kann sich das Buch gönnen. Für alle anderen reicht das bekanntere «Into thin Air», das aber mit Vorsicht genossen werden muss, wegen der Voreingenommenheit des Autors Boukreev und Pittman gegenüber.





