An die Schneeflöckchen, Mimimi und Weichspülgeneration oder Leute die es stört:
!!!ACHTUNG DIESES REVIEW KÖNNTE VIELLEICHT ODER EVENTUELL KLEINERE ODER GRÖSSERE SPOILER ENTHALTEN!!!
Da ist die einzige Warnung die ihr bekommt, ihr lest weiter auf eigene Gefahr.
Smilla soll Rumba, den Lover ihres ehemaligen Bundeswehr Kameraden und jetzt Unterwelt Boss Konrad, aus einer Heilanstalt rausholen. Was eh schon schwierig war gerät mit Vollgas völlig außer Kontrolle…
Es beginnt eigentlich so harmlos. Smilla mischt einen Dealer auf der seine Rechnungen nicht zahlt. Dann erhält sie den Auftrag Rumba raus zu holen aus der Heilanstalt. Und hier bekomme ich gemischte Gefühle. Einerseits wäre es wahrscheinlich effektiver wenn man nicht in die Heilanstalt geblendet hätte um das was dort vor sich geht viel zu früh rauszuhauen. Es wäre wesentlich schockierender gewesen wenn Smilla zuerst mit dem Leser zusammen mit der Situation konfrontiert worden wäre. Natürlich gibt diese frühe Konfrontation die Möglichkeit neue Figuren einzuführen und diese aufzubauen. Das Eine wiegt das Andere auf.
So geht es auch weiter. Ich kann das Gefühl nicht beschreiben, daher umschreib ich es. Kennt ihr den Original Dawn of the Dead? Wo sich die Gruppe im Kaufhaus verbarrikadiert? Man sieht der Gruppe zu wie sie die Zeit rum bringen. So ist es auch hier. Man folgt den einzelnen Personen (Trips, Yut, Smilla) wie sie mit der Situation in der Klinik umgehen. Es kommt hier und da zu Spannungsspitzen und Gore Momenten, daher ist das Pacing besser gelungen als im Ultimate Cut von Dawn of the Dead. Man merkt gar nicht wie die Seiten vorbeifliegen. Ob das jetzt Jedermanns Geschmack trifft ist schwer zu sagen, es ist auf jeden Fall ungewöhnlich und ein wenig antik. Mir persönlich hat’s gefallen.
Nachdem die Zusammenführung der Figuren erfolgt ist und man eine Gruppe bildet kommt es zu Spannungen in der Gruppe. Die schlimmste Bestie ist immer noch der Mensch. Und in der isolierten Klinik, umgeben von tollwütigen Auberginen und gefährlichen Männern in Weiß, die erst Schießen und dann Fragen stellen, spitzt sich die Lage schnell zu. Vor Allem zwischen Smilla und Yut, wobei deren Vergangenheit da erheblich zu bei trägt. Und Smilla kennt noch lange nicht alle Taten ihres ehemaligen Freundes und die Lage eskaliert sehr schnell. Am Ende kommt es zum unvermeidbaren Duell das nicht Alle überleben.
Der Stil bis hierhin war Anders, gemächlich und plätschernd. Durch die ruhige Art lernte man die Figuren besser kennen, ihre Macken schätzen und verstand deren Motivation. Alles griff ineinander und bis zu dem Zeitpunkt wo Yut die Maske fallen lässt fährt der Roman mit der Handbremse. Diese wird ab dem Zeitpunkt gelockert und es geht Schlag auf Schlag. Die Zeit läuft erbarmungslos ab und von da an gibt es kein Zurück mehr.
Das Finale beantwortet viele Fragen und man bekommt einen mehr oder weniger tiefen Einblick was eigentlich genau passiert ist. Die Deus Ex Machina am Ende trübt das Ende ein wenig, aber dafür schließt der Autor den Kreis und lässt sich genügend Raum für eine Fortsetzung. Hinzu kommt das der Autor seine Figuren wirklich über ihren Breaking Point bringt und das glaubhaft nach all dem was passiert ist.
4 von 5 Sternen. Ungewöhnlich, spannend und mit glaubhaften Figuren ausgerüstet ist der Roman echt gelungen. Die Deus Ex Machina verhindert 5 Sterne, aber ansonsten passt Alles.