André Groenewoud

 4,4 Sterne bei 16 Bewertungen

Lebenslauf

André Groenewoud, Jahrgang 1972, arbeitete als Chefreporter und Autor für die Bunte in München und Paris, schrieb für den stern und war Korrespondent der Reportage-Agentur Zeitenspiegel in New York. Zuletzt arbeitete er fürs ZDF im Südostasien-Studio in Singapur. Groenewoud veröffentlichte 2019 das Buch »Das wollte ich Ihnen noch sagen - ein Jahrhundert im Gespräch« und 2023 »Jahrhundertverbrechen - Opfer und Täter erzählen«.

Quelle: Verlag / vlb

Neue Bücher

Cover des Buches Ich dachte, bis dahin bin ich tot (ISBN: 9783462006902)

Ich dachte, bis dahin bin ich tot

(5)
Neu erschienen am 13.02.2025 als Gebundenes Buch bei Kiepenheuer & Witsch.

Alle Bücher von André Groenewoud

Neue Rezensionen zu André Groenewoud

Cover des Buches Ich dachte, bis dahin bin ich tot (ISBN: 9783462006902)
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Rezension zu "Ich dachte, bis dahin bin ich tot" von Silke Maier-Witt

hamburgerlesemaus
Das Leben einer Terroristin

ICH DACHTE, BIS DAHIN BIN ICH TOT

Meine Zeit als RAF-Terroristin und mein Leben danach

Silke Maier-Witt

André Groenewoud


Ich war das Kind, das in jeder Bank oder Post vor dem großen Plakat der RAF-Gesuchten stand, während meine Mutter am Schalter ihre Angelegenheiten erledigte. Jedes Mal glaubte ich, gerade eine dieser Personen gerade gesehen zu haben. Doch meine Mutter tat es als Hirngespinst ab - ohne zu ahnen, dass nur 300 Meter Luftlinie entfernt von der Post am Poppenbüttler Wentzelplatz, wo wir gerade standen, eine konspirative Wohnung der RAF lag. Hamburg war damals voller Polizeikontrollen; ohne Papiere fuhren meine Eltern nie los.


Eine dieser Terroristinnen war Silke Maier-Witt. Sie gehörte zur zweiten Generation der RAF. Gudrun Ensslin, Andreas Baader, Jan-Carl Raspe und Ulrike Meinhof saßen bereits in Stammheim ein - die verbliebenen RAF-Mitglieder versuchten die Inhaftierten freizupressen.

Wie gerät man in eine anarchistische Gruppe wie diese?

Silkes Kindheit war schwierig. Ihre Mutter starb früh, der Vater zeigte kaum Interesse an ihr und ihrer Schwester, schickte sie zu den Großeltern und später übernahm die Stiefmutter die Erziehung.
Trotz dieser unbeständigen Kindheit war Silke eine ausgezeichnete Schülerin. Das Gymnasium meisterte sie spielend. Als sie später erste Kontakte zur linken Szene knüpfte, brach sie ihr Medizinstudium ab. 1977, als sich ihr die Möglichkeit bot, der RAF beizutreten, beendete sie ihr Psychologiestudium, obwohl sie bereits an ihrer Diplomarbeit schrieb.

Zweieinhalb Jahre lebte sie im Untergrund, erledigte Botengänge, mietete konspirative Wohnungen in Deutschland und den Nachbarländern an und war schließlich an der Entführung des Arbeitgeberpräsidenten Hans Martin Schleyer beteiligt.

Als Schleyer nach der gescheiterten Flugzeugentführung der Lufthansa-Maschine „Landshut“ von der RAF erschossen wurde, „war unsere Daseinsberechtigung weggebrochen“ (S. 90).
Die RAF versuchte sich neu zu formieren, doch Silke Maier-Witt fühlte sich nicht mehr zugehörig und wurde von „den Illegalen“ verstoßen.

Die DDR nahm sie auf, gab ihr eine neue Identität und half ihr, sich einzugliedern - was ihr bis zum Mauerfall auch einigermaßen gelang.
Was danach geschah und ob Silke Maier-Witt je wieder ein normales Leben führen konnte, müsst ihr selbst nachlesen.

Fazit:
Das Buch war für mich eine Achterbahnfahrt. Die RAF hat mich schon immer interessiert, doch ich konnte nie verstehen, wie man bereit sein kann, für eine Ideologie so viel Gewalt zu rechtfertigen. Nicht immer konnte mich das Buch fesseln, einige Passagen haben mich schlicht gelangweilt, dann wieder gab es Abschnitte, wo ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte. Einige seltene Male konnte ich mit Silke Maier-Witt mitfühlen, an anderen Stellen wiederum dachte ich, dass sie ihre gerechte Strafe bekommen hat.

Stefan Austs Buch über die RAF habe ich damals verschlungen, und auch dieses Werk kann ich allen empfehlen, die ein Stück deutsche Geschichte aufgrund ihres Alters nicht selbst erlebt haben oder sich für die Geschichte der RAF interessieren.
3½/5


Cover des Buches Ich dachte, bis dahin bin ich tot (ISBN: 9783462006902)
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Rezension zu "Ich dachte, bis dahin bin ich tot" von Silke Maier-Witt

ReadingFoxy
Ein Leben in der RAF

Ein Leben in der RAF


So ziemlich jeder hat vermutlich schon von der RAF gehört. Ob man nun genau weiß, um was es bei ihnen geht oder nur den Begriff gehört hat. Ich bin zu jung um ihre Zeit selbst mitbekommen zu haben, doch habe ich hier und da mal etwas gehört und fand es insgesamt recht interessant, wie sie sich zusammengetan und organisiert haben. Ihre Taten natürlich nicht.


Die Rote Armee Fraktion wurde in den 1960/1970er Jahren gegründet. Ein genaues Datum gibt es nicht. Sie sind mit der Zeit gewachsen. Als erste Aktion gilt die Baader-Befreiung am 14. Mai 1970 (Wikipedia)


In diesem Buch geht es jedoch um Silke Maier-Witts als Person. Sie schreibt in ihrer Autobiografie "Ich dachte, bis dahin bin ich tot: Meine Zeit als RAF-Terroristin und mein Leben danach" von ihrem Leben in der Gruppierung und wie sie reingeraten ist. Denn sie wurde von der engagierten Studentin zur Terroristin der Roten Armee Fraktion. 


In diesem Buch schildert sie uns ihren Werdegang. Von ihrer Kindheit, Jugend, über ihre politische Einstellung während des Studiums. Bis sie sich 1977 letztendlich dazu entschied, sich der RAF anzuschließen. 


Sie beschreibt ihre Beteiligung an Aktionen wie der Entführung und Ermordung von Hanns Martin Schleyer und ihre anschließende Flucht in die DDR. Dort lebt sie anschließend unter falscher Identität.


Ich kann und will keine der Taten gut heißen oder schön reden. Verbrechen sind eben diese. Und wenn Menschen entführt, ermordet oder sonstwie geschädigt werden, muss es dafür Konsequenzen geben. Doch finde ich es spannend, wie sie hier ihre Taten reflektiert. Wie es dazu kam, dass sie in diese Kampf gekommen ist und dass eben diese Konsequenzen nach sich ziehen. Sie hat nach ihrer Haft einen ganz anderen Weg eingeschlagen und möchte nun einen guten und positiven Beitrag leisten.


Auch der Aspekt, wie leicht man in solche Organisationen geraten kann (das gleiche gilt für Sekten etc.) zeigt es sehr gut. Sie hören dir zu, geben vor, für dich da zu sein, um dich dann für ihre Dienste einspannen zu können. 

Für mich war es ein Buch, das mich zum Nachdenken angeregt hat. Ich werde mir sicher noch etwas mehr Literatur dazu ansehen und man kann am Ende nur hoffen, dass unsere Politik nicht so weit führt, dass es erneut zu solchen Dingen kommt.


ISBN: 978-3462006902

Umfang: 384 Seiten

Autorin: Silke Maier-Witt

Verlag: Kiwi

Erscheinungsdatum: 13.0225

Cover des Buches Ich dachte, bis dahin bin ich tot (ISBN: 9783462006902)
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Rezension zu "Ich dachte, bis dahin bin ich tot" von Silke Maier-Witt

Tschy
Das Ex RAF Mitglied

Silke Meier Witt hat keine einfache Kindheit, sie hat im Jahr ihrer Einschulung ihre Mutter verloren und ist danach sehr oft mit ihrem Vater und ihren Geschwistern und wechselnden Stiefmüttern umgezogen. Nach dem Abbruch ihres Medizinstudiums, hat sich Silke Meier Witt 1972 der Roten Hilfe angeschlossen. Einer Organisation, die politische Gefangenen und ihre Familien unterstützt. Es folgte der erste Hungerstreik der RAF Gefangenen und bald drehten sich alle Gedanken von Frau Meier Witt um die Hilfe der Gefangenen. 1977 schloss sie sich endgültig der RAF und ihrem innersten Kreis an. Ungefähr zweieinhalb Jahre ist sie Mitglied der RAF und hat verschiedene Rollen und Botendienste zu tun. Auch bei der Entführung von Schleyer ist sie beteiligt, sie kundschaftet die Wege aus und besorgt Waffen.. Der Tod einer Frau bei einem Banküberfall in Zürich 1979 öffnet ihr die Augen und sie gibt ihre Waffe ab und verlässt die RAF. Zunächst fällt sie in ein tiefes Loch, da sie nichts zu tun hat. Sie wird dann von der Stasi in der DDR untergebracht, bekommt mehrere Male eine neue Identität und wechselnden Aufenthaltsorte und arbeitet im Krankenhaus. Nach der Wende wird sie, inzwischen Büroleitung in einem Pharmaunternehmen, im Juni 1990 festgenommen. Die kurze Zeit in der Haft wird beschrieben und auch wo sie jetzt lebt, nämlich im Kosovo.

Ich fand das Buch sehr interessant, weil es zeigt wie die Radikalisierung passiert ist. Ich kann mich noch daran erinnern, wie in meiner Kindheit überall die Fahndungsplakate der RAF hingen und wie oft in den Nachrichten von gefundenen Wohnungen der RAF berichtet wurde. Diese Wohnungen hat auch Silke Meier Witt angemietet. Auch wenn Frau Meier Witt nicht mehr alles weiß oder sagen möchte, ist der Einblick in diese Terrorgruppe, die Deutschland lange in Angst und Schrecken versetzt hat, durchaus interessant. 

Gespräche aus der Community

Im Winter und zu Weihnachten machen wir es uns zu Hause gemütlich – am liebsten natürlich mit ganz vielen Büchern. Im LovelyBooks Adventskalender könnt ihr jeden Tag neue (Hör-)Buchhighlights entdecken und gewinnen.
Informativ und bewegend: Journalist André Groenewoud hat Interviews geführt über Verbrechen, die die Welt bewegt haben und stellt dabei das in den Mittelpunkt, 
was oft vergessen wird: Die Menschen.

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Letzter Beitrag von  Minzeminzevor einem Jahr

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