Rezension zu "Sie sind ja wirklich eine verdammte Krähe!" von André Müller
Er war ein wirklich begnadeter Journalist , der kürzlich in München verstorbene Andre Müller, der als freiberuflicher Autor für den Stern, die Weltwoche, den Spiegel und den Playboy über viele Jahre aufsehenerregende und oft lange wirkende Interviews mit mehr oder weniger berühmten Zeitgenossen führte.
Kaum ein anderer war in der Lage, so Gespräche zu führen, so zielgerichtet und direkt seine Gesprächspartner zu fragen wie er. Eine Mischung aus seiner unverwechselbaren, offenen und ehrlichen Persönlichkeit und einer für den Partner angenehmen Gesprächsatmosphäre war es wohl, die unzählige Menschen sich öffnen ließ. Fragen nach Liebe und Tod, in der Regel hoch tabuisiert, stellte er mit großer Regelmäßigkeit und brachte seine Gegenüber sehr oft dazu, dass sie sich um Kopf und Kragen redeten.
Viele seiner Gesprächspartner versuchten in nachhinein, als sie merkten, was sie da von sich gegeben hatten, die Veröffentlichung der Texte zu verhindern, denn sie waren über ihre eigenen Wahrheiten entsetzt, die sich da offenbart hatten. Andere Gesprächspartner hingegen waren Andre Müller für wichtige Geburtshilfen lange Zeit dankbar und erachteten das Gespräch mit Müller und seine Veröffentlichung als eine wichtige Etappe in ihrem eigenen Leben.
In dem hier vorliegenden mit einem Vorwort von Elfriede Jelinek versehenen Band kann man die wichtigsten seiner Interviews nachlesen. In ihrer Dichte und menschlichen Tiefe sind sie beeindruckende literarische Dokumente.