Rezension zu Der vertauschte Sohn von Andrea Camilleri
Rezension zu "Der vertauschte Sohn" von Andrea Camilleri
von tedesca
Rezension
tedescavor 14 Jahren
Luigi Pirandello ist wohl einer der bekanntesten Schriftsteller, die der Süden Italiens je hervorgebracht hat, und ich muss zu meiner großen Schande gestehen, dass ich ausser einem oder zwei Theaterstücken noch nichts von ihm gelesen habe. Das werde ich nach dem Lesen dieser herrlichen Biografie sofort ändern. Camilleri beschreibt einmal mehr Sizilien, seine geliebte Heimat. Bezeichnenderweise ist die Hochzeit seiner Eltern am selben Dokument vermerkt wie die Pirandellos, und Camilleri war es auch, der etliche vergessene Dramen des Autors wieder auf die Bühne gebracht hat. Auf seine übliche Art, also mit einem Augenzwinkern aber auch der nötigen Sensibilität, beschreibt Camilleri das Leben eines Menschen, der bis kurz vor seinem Tode die Geister seiner Kindheit nicht loswerden konnte, und dessen Schicksal sich in dem seiner Kinder fast unverändert fortsetzt. Luigis Talent für das Schreiben wird bald erkannt, dennoch gelingt es ihm nur mit großer Mühe, sich auch finanziell aus den Klauen des übermächtigen Vaters zu befreien. Dazu kommt die schwere psychische Krankheit seiner Frau, die ihn einerseits über sich hinauswachsen lässt, ihm andererseits auch viel Stoff für seine Literatur bietet. Fast jedes Werk Pirandellos enthält autobiografische Elemente, und somit freue ich mich darauf, mich in der nächsten Zeit - so lange die Erinnerungen an diese Biografie noch frisch sind - auf eines davon zu stürzen.