Es ist ein selten kreativer Ansatz im unüberschaubaren Pulk der Ernährungs- und Essensratgeberliteratur mit einem neuen, unausgenutzten Terrain, wie der direkten Auswirkung verschiedenster Nahrungsmittel auf den Körperhaushalt samt Psyche, als erster die Fahne in neues Gourmetleseland zu stecken.
Überaus unerwartet, wie scheinbar harmlose Lebensmittel bei deren Metabolisierung zur Produktion homöopathischer Dosen verschiedenster Drogen in unserem Organismus beitragen. Seien es Gewürze, tropische Früchte, einheimische Gemüse, Schokolade oder gerade die Mischung bestimmter, in diesem Zusammenhang könnte man fast sagen Substanzen, deren Wechselwirkung erstaunliches zustande bringt. Durch den Körper in den Kopf sozusagen. So neigen abstinente Alkoholiker beziehungsweise angehende Exjunkies zum Konsum bestimmter Nahrungsmittel, da diese ähnliche Prozesse wie harter Alkohol/Drogen in weit milderer aber nicht minderer Verlaufsform in Gang bringen und damit den Entzug erleichtern.
Der Ansatz, die Geschichte unter dem Gesichtspunkt des
Gewürzhandels unter einem anderen Winkel zu betrachten, verdient besondere
Hervorhebung, da diese scharfen und pikanten Thesen fernab orthodoxer
Geschichtsschreibung laufen und daher als umstritten gelten. So könnten die
Kreuzzüge von Gewürzhändlern angeregt worden sein, um direkten Zugang zu den
Anbaugebieten zu bekommen und die Zwischenhändler in Form der Bevölkerung des
arabischen Raums zu unterwerfen und damit zu umgehen. Auch wurden vor der
Entdeckung Amerikas beträchtliche Mengen an Gold, Silber, Eisen und anderer
wertvoller Güter gegen Gewürze getauscht. Von dem Zeitpunkt des Ausbleibens dieser
Handelsgewinne an trug dieser Faktor beträchtlich zum Niedergang der einstigen
muslimischen Großreiche und dem Aufstieg Europas bei. Überaus interessantes
Kopfkino, das sich für Geschichtsinteressierte unter diesen Aspekten eröffnet.
Die Funktion des kleinen kalorischen Kraftwerks, das der Mensch darstellt, birgt ein solches Füllhorn an komplexen, mitunter noch unerforschten Wechselwirkungen mit den Konsumationen, die er tätigt, dass noch Generationen an Diätologen und Ernährungswissenschaftlern eine Heidenarbeit daran haben werden, die individuelle, wenn überhaupt allgemeine Wirkungsweise aufzuschlüsseln und zu verstehen.
Im Sinne von „Du bist was du ist“ sollte dieser kleine feine literarische Wurf noch mehr zum bewussten Konsum anregen, damit die internen, privaten harten Drogen, die unser physischer Unterbau großzügig herstellt, zumindest von lupenreiner Qualität sind. Und die Freude daran dadurch mit etwas Glück noch größer.