Cover des Buches Kill Order (ISBN: 9783864432484)
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Rezension zu Kill Order von Andrea Gunschera

Ein Politthriller vom Feinsten

von odenwaldcollies vor 11 Jahren

Rezension

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odenwaldcolliesvor 11 Jahren

Der Russe Nikolaj Fedorow, ein ehemaliger Kämpfer der PLO und Auftragsmörder, lebt zurückgezogen im Libanongebirge als Maler und versucht, seine Vergangenheit hinter sich zu lassen. Durch einen Zufall erfährt der israelische Geheimdienst Mossad von Nikolajs Aufenhaltsort – der Geheimdienst ist an den Hintergründen und Auftraggeber von Nikolajs letzten Auftrag, den Mord an einem jüdischen Politiker, interessiert. In der Gruppe um Lev Katzenbaum, der die Aktion leitet, befinden sich der Libanese Rafiq Abou-Khalil und die Deutsche Carmen Arndt, ehemals gute Freunde und Kampfgefährten von Nikolaj, die vor vielen Jahren jedoch von ihm verraten wurden. Carmen wird auf Nikolaj angesetzt und soll ihn identifizieren.

Es gibt jedoch noch eine weitere Partei, die daran interessiert ist, daß Nikolaj dem Mossad nicht lebend in die Hände fällt – die Situation eskaliert dramatisch.


Wer einen Politthriller mit Spannung und Action sucht, indem es auch mal ordentlich kracht, liegt mit diesem Buch goldrichtig. Es bietet alles, was einen guten Politthriller ausmacht: Geheimdienste, politische Verstrickungen, rasante Verfolgungsjagden, undurchsichtige Machenschaften, politisch brisante Themen. Was mir aber an „Kill Order“ besonders gut gefällt: die widersprüchlichen Gefühle der Protagonisten sowie die zwischenmenschlichen Beziehungen spielen neben der Spannung ebenfalls eine wichtige Rolle und verleiht der Handlung Tiefe.

Im ersten Teil des Buches wechseln verschiedene Zeitebenen miteinander ab: der Prolog spielt im Januar 2001, wenige Stunden nach dem durch Nikolaj verübten Attentat auf den jüdischen Politiker Rosenfeldt in Berlin. Die aktuellen Geschehnisse spielen im Jahre 2005: die Jagd auf Nikolaj durch den Mossad. Diese Zeitebene wechselt sich mit den Ereignissen in der Südlibanesischen Sicherheitszone 1992 ab, in der der Leser etwas über die gemeinsame Vergangenheit von Nikolaj, Rafiq und Carmen erfährt.

Wie das gerne bei Polit- und Agententhriller ist, tauchen auch hier eine Menge Namen auf, die von dem Leser viel Aufmerksamkeit abverlangen, um sie nicht zu verwechseln. Und ebenfalls typisch sind die verschiedenen Hierarchien und Abteilungen von innerem und äußeren Geheimdienst, Abteilungen der PLO usw. - geübte Politthriller-Leser werden wahrscheinlich weniger Probleme damit haben.

Die Darstellung der Charaktere ist sehr gut gelungen: sie werden vielschichtig und jenseits von reinem Gut-und-Böse-Denken dargestellt. Nikolaj ist die Hauptperson, die auch am detailliertesten herausgearbeitet ist: der ehemalige Kämpfer der PLO und Auftragmörder hat sich von seinem mörderischen Beruf verabschiedet und sich zurückgezogen, um seiner Leidenschaft, der Malerei, nachzugehen. Geschickt webt die Autorin die Gründe für Nikolajs Werdegang in die Handlung ein.

Daneben gibt es noch Rafiq und Carmen, die mit Nikolaj vor vielen Jahren aus idealistischen Gründen zusammen in der PLO gekämpft haben. Nikolaj war wie ein Bruder für Rafiq – heute hat Rafiq nur noch Hass für ihn übrig. Die Gründe für Rafiqs Hass erfährt der Leser ebenso wie die Gründe, warum er und Camen aktuell für den israelischen Geheimdienst arbeiten.

Vordergründig geht es um die Verfolgung eines ehemaligen Attentäters durch den Mossad, der sich Auskunft über die Hintergründe und den Auftraggeber des Anschlags in Berlin erhofft.

Tiefergründig geht es aber um Lügen, Rache und Mißverständnisse, die dafür sorgen, daß sich Rafiq und Nikolaj, die einst wie Brüder waren, sich nun als Todfeinde gegenüberstehen und um die gleiche Frau, Carmen, kämpfen.

Einen klitzekleinen Kritipunkt habe ich noch: die Auflösung, wer hinter dem Attentat an Rosenfeldt steckt, hätte für meinen Geschmack zu einem späteren Zeitpunkt im Buch kommen können, auch wenn ich schon einen Verdacht hatte, mit dem ich richtig lag.

Mir hat Andrea Gunscheras Roman spannende Lesestunden beschert und ich hoffe, daß „Kill Order“ nicht der letzte Politthriller aus ihrer Feder sein wird.

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