Rezension zu Das Paradies von Andrea H. Hünniger
Rezension zu "Das Paradies" von Andrea H. Hünniger
von Ein LovelyBooks-Nutzer
Rezension
✗
Ein LovelyBooks-Nutzervor 12 Jahren
Ich wurde 1986 in Ostberlin geboren und lebe deshalb Zeit meines Lebens in einem paradoxen Zwiespalt: Die DDR ist mein Heimatland und dennoch habe ich keine eigenen Erinnerungen an diesen Staat. Was ich weiß, weiß ich von meinen Eltern und anderen Verwandten oder aus den Medien. Die Schule war in der Hinsicht keine große Stütze, wurde die DDR doch fast vollständig aus dem Lehrplan ausgeklammert und stattdessen immer und immer wieder ausschließlich der Nationalsozialismus behandelt. Alles was danach kam – der Kalte Krieg, die Teilung Deutschlands in DDR und BRD, die Wiedervereinigung – war wohl nicht wichtig oder bedeutend genug bzw. „wurde um das Thema herumgetänzelt wie um einen Maibaum“ (S. 61). In einer ganz ähnlichen Situation befand sich Andrea Hanna Hünniger, Jahrgang 1984. Das Paradies: meine Jugend nach der Mauer ist ihr Versuch, sich mit diesem Zwiespalt auseinanderzusetzen. Ihre Eltern und überhaupt fast alle Menschen in ihrem Umfeld kommen dabei nicht besonders gut weg, denn sie äußern sich eher negativ über die Wende und blocken Gesprächsversuche und Fragen oftmals ab. Deshalb ist dieses Buch auch nicht mehr als ein Versuch; es fehlt der rote Faden, zu oft gibt es Zeitsprünge, die den Leser zunehmend verwirren. Die Lektüre war für mich nicht wirklich ein Genuss, zwar konnte ich an einigen Stellen bestätigend mit dem Kopf nicken, an anderen Stellen sogar einmal schmunzeln (z.B. bei der Gerichtsverhandlung ab S.93), insgesamt jedoch blieben sowohl die Protagonistin selbst als auch ihre Geschichte merkwürdig blass, farblos und beliebig. Literarisch betrachtet ist „Das Paradies“ kein Glanzstück, zu oft rutscht Hünniger in Alltagssprache. Angesichts des interessanten Themas aber, zu dem ich einen Bezug habe, gibt es gnädige 3 Sterne von mir.