Virolution von dem Arzt und Evolutionsbiologen Frank Ryan ist ein interessantes Sachbuch über die Rolle von Viren, im Besonderen von (endogenen) Retroviren, in der Evolution der Lebewesen sowie wahrscheinlich bei der Entstehung von Krebs, Autoimmunkrankheiten und vielen weiteren Erkrankungen.
Außerdem gibt es am Ende noch je zwei Kapitel über Hybridisierung und Epigenetik, in denen der Autor ebenfalls auf deren wahrscheinliche Rolle in der Evolution und bei der Entstehung diverser Krankheiten eingeht. Ryan zitiert dafür Virologen, Epidemiologen, Symbioseforscher, Epigenetiker und andere Wissenschaftler, die er interviewt hat und die auf diesen Gebieten geforscht haben, und beschreibt ihre Forschungsprojekte und deren Ergebnisse.
Zur Veranschaulichung nennt er Beispiele für Lebewesen, die in Symbiose mit Viren leben, und vor allem für die diversen Krankheiten, bei deren Entstehung laut den Forschungsergebnissen der genannten Wissenschaftler Viren, außer Kontrolle geratene epigenetische Mechanismen oder die genetischen Folgen von in der fernen Vergangenheit stattgefundenen Hybridisierungen beteiligt sind.
Besonders beeindruckend finde ich bei den Viren, die in Symbiose mit Lebewesen existieren, das Beispiel der parasitären Wespen, deren Larven ein Virus beim Überleben in den Raupen hilft, in die die Weibchen ihre Eier ablegen. Was das Virus (das für die Wespen selbst inzwischen normalerweise völlig harmlos ist) mit den Raupen anstellt, hat mich ein wenig an Akte X erinnert.
Zum Schreibstil des Autors ist zu sagen, dass er oft Fremdwörter benutzt, die zwar meist entweder direkt in den Kapiteln oder im Glossar am Ende des Buches erklärt werden, aber nicht in jedem Fall. Etwas Vorwissen, was die üblichen Fachbegriffe in den im Buch angesprochenen Themengebieten betrifft, kann also nicht schaden. Wenn man davon absieht, finde ich aber alle Erklärungen ziemlich leicht verständlich. Die Erklärungen werden jedoch nur selten durch Abbildungen ergänzt.
Meiner Meinung nach ist Virolution für alle empfehlenswert, die sich für die Themen des Buches interessieren und nichts gegen die häufige Verwendung von Fachbegriffen und die wenigen Abbildungen haben.