Angespornt durch die Lobeshymnen und von Frau Bleibtreu und Frau Heidenreich noch mehr neugierig gemacht stürzte ich mich am Wochenende auf dieses Buch. Leider wurde ich sehr enttäuscht. Was so hoch gelobt wurde ist nichts neues. Es ist ein Mord passiert und jeder im Dorf berichtet jetzt wie er die ermordete Familie erlebt hat, gekannt hat und wie er zu ihr gestanden ist. Einer davon ist der Mörder. Am Schluss wird das ganze natürlich aufgelöst, aber da ist man längst ermüdet von den ewigen meist gleichen Schilderungen der Dorfbewohnern. Wollen sie ein Buch wo verschiedene Stimmen zu Wort kommen und so ein Täterbild erstellt wird bzw. ein Mord aufgeklärt wird, dann greifen sie zu einem Jugendbuch und zwar Morten Rhue "Ich knall euch ab."
Andrea Marie Schenkel
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Andrea Marie Schenkel: Tannöd
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In der Einöde Tannöd passiert ein grausiger Mord. Alle Bewohner des Danner-Hofes wurden ermordet, auch die beiden kleinen Kinder. Die Bewohner der anderen Höfe haben nichts mitbekommen, aber jeder kann etwas über die Familie erzählen. Sie sollen eigenbrödlerisch und geizig gewesen sein.
Das Oberhaupt war unbeliebt.
Was hat dazu geführt, dass die gesamte Familie ausgelöscht wurde?
Aus der Sicht der Dörfler wird das Leben in der Einöde erzählt. Jeder gibt seinen Senf dazu, jeder hat seinen Eindruck von den Bewohnern des Danner-Hofes.
„Die, die ich dort traf, wollten mir von dem Verbrechen erzählen. Einem der nicht blieb, der zuhören und wieder gehen würde.“, Seite 5, das trifft den Schreibstil ganz gut: der Leser hört zu. Die Stimmung die beim Lesen erzeugt wird ist grau, einsam und düster. So empfand ich es.
Ich - als Leser - kam dem Geheimnis der Familie langsam näher und machte mir meine Gedanken wer der Mörder sein könnte. Durch Rückblicke aus Sicht der getöteten Familie, den Erzählungen der Dorfbewohner und des Täters wird die Geschichte zu einem Ganzen verwoben.
Was ich sehr faszinierend fand,ist, dass die Grundlagen zu diesem Krimi 1922 in Bayern zwischen Ingolstadt und Augsburg in Hinerkaifeck passierten. Dort wurden die gesamten Bewohner des Hofes brutal ermordet. Unter www.hinterkaifeck-mord.de kann man die Tat nachlesen.
Für mich war „Tannöd“ ein kurzer Krimi mit einer besonderen Atmosphäre für Zwischendurch.
Auf den Tannöd-Hof wird die gesamte Familie ermordet aufgefunden. Im "Mord-Dorf" ist seitdem nichts mehr, wie es früher war. Auch wenn die Bewohner des Einödhofes - Familie Danner - alles andere als beliebt waren, so haben die Dorfbewohner dennoch Angst vor dem unbekannten Mörder, der auch vor dem Mord an kleinen Kindern nicht zurückzuschrecken scheint. Anhand von Aussagen von Bekannten, Nachbarn und Dorfbewohnern wird versucht, dem Mörder auf die Spur zu kommen. Je mehr Informationen über die ermordete Familie zusammengetragen werden, umso klarer wird das Bild über diese eigenbrötlerische und geizige Familie. Wird man so dem Mörder auf die Spur kommen...?
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Meine Meinung:
Ein Krimi, der auf einem authentischen Verbrechen beruht und dessen erzählerischer Aufbau gänzlich von den üblichen Kriminalromanen abweicht: Hier erfährt der Leser anhand von Aussagen der Nachbarn, Bekannten und Dorfbewohner nach und nach immer mehr Einzelheiten über das Leben und Wesen der ermordeten Familie und kann sich anhand dessen ein genaueres Bild über die Familie Danner machen. Dabei ist der Erzählstil der der Aussagenden, z.B. der eines 8-jähriges Mädchen, das mit seinen einfachen und kindlichen Worten seine Beobachtungen mitteilt, eine ältere, etwas vergessliche Frau, die Bauern - sie alle haben ihre eigene Sprache, ihren Dialekt, die diesem Krimi eine ganz besondere Note geben. Man ist sofort mitten im Dorf - macht sich seine eigenen Gedanken über die Bewohner und nähert sich mit jeder neuen Charakterisierung der Familie Dannert nach und nach sowohl der grausamen Mordtat als auch dem möglichen Motiv und dem Täter.
Fazit:
Ein leider recht kurzer Krimi der besonderen Art: spannend, erzählerisch außergewöhnlich und dabei faszinierend.
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