Cover des Buches Ein allzu braves Mädchen (ISBN: 9783492055666)
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Rezension zu Ein allzu braves Mädchen von Andrea Sawatzki

Psychologische Studie

von Wortwelten vor 10 Jahren

Rezension

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Wortweltenvor 10 Jahren

Leseimpressionen

Eine völlig verstörte, in ein absurdes Paillettenkleid gehüllte junge Frau wird mitten im Wald aufgefunden. Sie scheint sich an nichts erinnern zu können, weder, wer sie eigentlich ist, noch, wie sie in den Wald gekommen ist. Vorerst wird sie in einer psychiatrische Klinik eingewiesen und dort von der Psychologin Dr. Minkowa betreut.

Zeitgleich dazu findet die Polizei den einundsiebzigjährigen Witwer Wilfried Ott ermordet in seinem Haus auf.

Natürlich ist dem Leser ziemlich rasch klar, dass die beiden Handlungsstränge miteinander zusammenhängen. Der Schwerpunkt dieser Geschichte liegt auf den Gesprächen zwischen der jungen Frau und ihrer betreuenden Ärztin, in denen nach und nach das Leben der Patientin aufgerollt wird. Am Anfang ist das noch sehr spannend, doch mit der Zeit wird die Dialogform zu einseitig. Der Leser erhält nichts als die Erinnerungen der jungen Frau, es gibt kaum Figuren außerhalb des Patientin-Ärztin-Gefüges und auch über Dr. Minkowa erfährt man eigentlich nichts. So entwickelt sich der Roman eher zu einer Art Kammerspiel mit karger Kulisse, völlig fokussiert auf ein zerstörtes Leben, das dem Leser häppchenweise zu Füßen gelegt wird. Doch auch diese Häppchen wiederholen sich stellenweise und lassen sich ziemlich schnell zu einem Ganzen zusammenfügen. Als literarisches Spiel mit der Psyche einer Figur ist das Werk interessant zu lesen, hätte aber deutlich mehr ausgebaut werden können, um stärker zu berühren. Die Reduktion auf bloße Erinnerungen, eingebettet in Träume, Reflexionen und Gespräche, wirkt allerdings unbefriedigend.

Die teilweise raue Sprache hingegen empfand ich weniger als störend, da sie zu der Figur und ihren Erlebnissen passt. Dementsprechend ist die Erzählweise recht authentisch und sie sorgt auch dafür, dass sich dieser ohnehin sehr kurze Roman schnell lesen lässt.

Fazit

Eine interessante, aber leider etwas einfach bleibende Untersuchung der Psyche einer gebrochenen Frau.

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