Andrea von Struve

 3,3 Sterne bei 84 Bewertungen

Lebenslauf

Petra Post und Andrea von Struve übersetzen seit mehr als 30 Jahren gemeinsam Belletristik und Sachbücher aus dem Englischen, mit Schwerpunkt Biografie, Zeitgeschichte und Frauenliteratur, darunter Werke von Morris Berman, Margaret Drabble und Ruth L. Ozeki.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Andrea von Struve

Keinen Eintrag gefunden.

Neue Rezensionen zu Andrea von Struve

Cover des Buches Die leise Last der Dinge (ISBN: 9783961611768)
Kathrin_Schroeders avatar

Rezension zu "Die leise Last der Dinge" von Ruth Ozeki

Kathrin_Schroeder
Konsum und Trauer

Die leise Last der Dinge von Ruth Ozeki gelesen dank Netgalley

Benjis Vater ist tot und seine Mutter kommt mit dem Leben nicht wirklich klar. Wirkliche Freunde hat er auch nicht und da ist es nicht wirklich überraschend, dass sein Umfeld ihm das Leben schwer macht. Dinge versuchen mit ihm zu reden. Es baut sich eine Erzählung seines Lebens durch SEIN Buch auf. Als er dann nach einem Aufenthalt in der Jugendpsychiatrie auch noch gemobbt wird, versucht er den Konfrontationen in der Schule in der Bibliothek zu entgehen. Alles verkompliziert sich, doch am Ende kommt Hilfe aus unerwarteter Ecke.

Dieses Buch erzählt von Trauer, vom Erwachsenwerden, von der Frage nach Realität und von Unterstützung aus unerwarteter Richtung. Es ist lang, erklärt manches mit Weisheiten – doch sieht zuerst die Unterschiede zwischen allen Gemeinsamkeiten, die für jede/n eine andere Sicht auf die Weisheiten zum Leben geben. Kein Buch, das sich ranschmeißt, sondern eine kleine, leise Geschichte, die nachklingt.

#DieleiseLastderDinge #RuthOzeki #NetGalleyDE! #KathrinliebtLesen #Bookstagram #Rezension 

Cover des Buches Die leise Last der Dinge (ISBN: 9783961611768)
P

Rezension zu "Die leise Last der Dinge" von Ruth Ozeki

porte-bonheur
Können Bücher sprechen? Und können sie lebensverändernd wirken?

Ich gebe kein weitere Inhaltsangabe hier wieder, die haben hier schon viele vor mir auf hervorragende Art verfasst.

Ich möchte meiner starken Bewunderung für dieses Buch Ausdruck geben und auch erklären, warum ich sie hege und diesen Roman in mein Top-100-Regal gestellt habe: die Geschichte um Benny Oh und seine Mutter hat mich nicht nur einfach so mitgerissen sondern mich richtiggehend aufgewühlt und das muss ein Buch ja erst mal schaffen! Dass dies bei mir gelungen ist und mich genau diese Geschichte so gepackt hat, andere Leser aber  - so muss man es ja den Bewertungen hier entnehmen - damit nur ziemlich wenig anfangen konnten, zeichnet großartige Literatur aus, jedenfalls meiner Meinung nach. Sie soll, ja, muss starke Gefühle auslösen und Ansichten hervorrufen, in die eine wie in die andere Richtung! Wie heißt es doch selbst im Text? "... , aber wenn ein Buch und ein Leser füreinander bestimmt sind, wissen es beide, ..." (S. 123) Bei mir war dies der Fall, auch weil das Buch Betrachtungen anstellt, die mir so auch schon oft gekommen sind: "Warum will der Mensch immer noch mehr? Was gibt Dingen die Macht, uns so zu bezaubern? Sind unsere Bedürfnisse je befriedigt?" (S. 153)

Und weil die Stelle für mich so eindrücklich ist, sei sie hier ebenfalls zitiert:
"Die Menschen werden mit unterschiedlichen Sensibilitäten geboren, und die Welt braucht jeden Einzelnen von euch, damit ihr sie in ihrer ganzen Vielfalt erfahren könnt und damit sie in ihrer ganzen Vielfalt erfahren werden kann. Wenn auch nur ein einziger Mensch fehlt, wäre das ein Verlust für die ganze Welt. Und Slavoj sagt auch, dass es nicht darauf ankommt, ob man kreativ ist oder nicht. Die Welt selbst ist kreativ, und ihr Teil dieses kontinuierlichen schöpferischen Prozesses. Die Welt hat euch Augen gegeben, um die Schönheit ihrer Berge und Flüsse zu erkennen, und Ohren, um die Musik ihres Windes und Meeres zu hören, und eine Stimme, um davon zu berichten. Wir Bücher sind der Beweis dafür, dass dem so ist. Wir sind hier, um euch zu helfen." (S. 331)

Von mir also volle Punktzahl für "Die leise Last der Dinge", ohne jeglichen Abzug, weil die Geschichte in allem überzeugt, mich jedenfalls! Es war mir ein Glück, diesem Buch zu begegnen und tief darin eintauchen zu können. Und ich weiß, die Geschichte wird mir lange nachgehen.

"Bücher werden immer das letzte Wort haben, auch wenn keiner mehr da ist, sie zu lesen." (S. 364) So ist es!

Cover des Buches Die englische Scheidung (ISBN: 9783895618697)
pardens avatar

Rezension zu "Die englische Scheidung" von Margaret Kennedy

parden
Zwischen Komödie und Drama...

ZWISCHEN KOMÖDIE UND DRAMA...

»Alec und ich gehen getrennte Wege. Wir lassen uns scheiden.« Nicht dass zwischen den Müttern von Betsy und Alec Canning je ein gutes Wort gefallen wäre, doch als Betsys Brief eintrifft, sind sie sich sofort einig: Die Scheidung muss um jeden Preis verhindert werden! Weder Betsys Geständnis, in der Ehe unglücklich zu sein, noch Alecs Seitensprünge ändern daran auch nur das Geringste. Ist das letzte Wort möglicherweise noch nicht gesprochen? Alec hofft, seine Frau umzustimmen, wenn er an sich arbeitet, und vielleicht bedenkt Betsy ja die Folgen einer Trennung für ihre drei Kinder. Doch die Mütter und all die anderen, die auf einmal unbedingt mitreden wollen – Hausangestellte, Nachbarn, Freunde –, machen das letzte bisschen Hoffnung auf eine Versöhnung zwischen den Eheleuten zunichte. Betsy und Alec sind den Rosenkrieg bald leid, aber da ist so mancher Fehler schon nicht mehr rückgängig zu machen… (Verlagsbeschreibung)

In England in den 1930er Jahren des vorherigen Jahrhunderts spielt dieser Roman (erschienen erstmals 1936), und er betrachtet die Geschehnisse innerhalb der Familie Canning. Die Eltern Betsy und Alec haben sich auseinandergelebt, und doch ist Alec überrascht von dem Vorschlag seiner Ehefrau, sich scheiden zu lassen. Diese Absicht tut Betsy auch in einem Brief an ihre Mutter kund, und von da an nehmen die Ereignisse ihren Lauf. Betsys Mutter, die die Trennung unbedingt verhindern will, nimmt Kontakt zu Alecs Mutter auf, die, von Natur aus dominant und überaus überzeugt von ihrer eigenen Person, gleich zu den Cannings fährt, um in ihrer wenig subtilen Art dafür zu sorgen, dass es nicht zu einer Scheidung kommt. Doch dieses Vorhaben läuft dann letztlich unter dem Motto "verschlimmbessern", und obschon Betsy zwischenzeitlich ein wenig ins Grübeln kam, ob eine Trennung wirklich der richtige Schritt ist, lässt sich die Scheidung nun gar nicht mehr verhindern. Was in aller Ruhe vonstatten gehen sollte, endet in einem Rosenkrieg, und alles verändert sich.

Leidtragende sind dabei auch die drei Kinder, Kenneth, Eliza und Nesthäkchen Daphne. Durch die entstehenden Gerüchte und das allgegenwärtige Gerede von Bekannten und Verwandten über die Eltern sehen sich die Jugendlichen Kenneth und Eliza zudem gezwungen, sich für ein Elternteil zu entscheiden. Dadurch gerät auch das Verhältnis unter den Geschwistern in eine gehörige Schieflage. Während Eliza sich bemüht, in ihrem Umfeld für Ordnung und Struktur zu sorgen und die Zügel in der Hand zu behalten, wendet sich Kenneth von der Familie ab und gerät in schlechte Gesellschaft, aus der er sich nicht mehr zu befreien vermag. 

Der Aufbau des Romans gleicht der Methode des szenischen Schreibens (Margaret Kennedy schrieb u.a. auch für das Theater). In den einzelnen Szenen wird jeweils ein bestimmter Ausschnitt der Ereignisse beleuchtet, wobei jede Szene wechselnd aus der Perspektive eines der beteiligten Charaktere geschildert wird und damit jede:r seinen Auftritt hat. In der ersten Hälfte des Romans liegen die Szenen inhaltlich und zeitlich dichter aneinander, was eher wie aus einem Guss wirkt. In der zweiten Hälfte dagegen gibt es größere Zeitsprünge, und auch räumlich sind die Figuren, die zu Beginn alle in einem Haus wohnen, nun getrennt - und alles entwickelt sich auseinander. Im Grunde entspricht das ja auch der Entwicklung im realen Leben, nur dass das "Geschmeidige" im Lesefluss hier etwas fehlt und Brüche entstehen.

Der Autorin gelingt es, sowohl die Sitten und Gebräuche der damaligen Zeit einzufangen (und damit ein glaubhaftes Gesellschaftsportrait der gehobenen Mittelschicht Englands zu liefern) als auch die Gefühlslage der betroffenen Personen zu verdeutlichen und dabei alle Altersguppen gleich treffend zu charakterisieren . Das wirkte auf mich alles sehr authentisch.

Meiner Meinung nach zeigt der Roman einmal mehr, dass es sich lohnt, vergangene und womöglich oftmals schon in Vergessenheit geratene Autor:innen wieder ans Tageslicht zu zerren und ihre Bücher neu aufzulegen. Der Sprachstil wirkt keineswegs altmodisch, und auch wenn eine Scheidung damals sicher noch durch die gesellschaftliche Wirkung verstärkt ein einschneidendes Erlebnis war, so stellt dies auch heute noch oftmals eine Krise im Leben der Beteiligten dar. Vieles ist im Kontext der damaligen Zeit zu sehen, die Gefühle und Gedanken der handelnden Personen jedoch weisen auch allgemeingültige Aspekte auf. Die offenkundige Gesellschaftskritik, die Ironie sowie der immer wieder aufblitzende Humor haben mir gut gefallen, ebenso wie die eingestreuten lebensklugen Sätze, die stets treffend und keineswegs aufgesetzt wirken. 

Ein ungewöhnlich aufgebauter, stilistisch ansprechender Roman, ohne überbordenede Spannung, aber durch die Allgemeingültigkeit vieler Aspekte auch heute noch aktuell. Ein Stück gehobener tragikomischer Unterhaltungsliteratur, durchaus empfehlenswert.


© Parden

Gespräche aus der Community

Bisher gibt es noch keine Gespräche aus der Community zum Buch. Starte mit "Neu" die erste Leserunde, Buchverlosung oder das erste Thema.

Community-Statistik

in 168 Bibliotheken

auf 19 Merkzettel

von 1 Leser*innen aktuell gelesen

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks