Cover des Buches Das Scheißleben meines Vaters, das Scheißleben meiner Mutter und meine eigene Scheißjugend (ISBN: B005K8L7NQ)
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Rezension zu Das Scheißleben meines Vaters, das Scheißleben meiner Mutter und meine eigene Scheißjugend von Andreas Altmann

Rezension zu "Das Scheißleben meines Vaters, das Scheißleben meiner Mutter und meine eigene Scheißjugend" von Andreas Altmann

von Duffy vor 11 Jahren

Rezension

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Duffyvor 11 Jahren
Ein zwiespältiges Buch. Eigentlich alles daran kommt einem zwiespältig vor. Das Lesen, das Reflektieren, das Rezensieren. Es ist das Buch einer Scheisskindheit und einer Scheissjugend mit viel brutaler Gewalt, Unterdrückung, Ausbeutung, psychologischem Druck. Dazu kommt der Ort dieser Jahre, Altötting, der Ort, der wie kein zweiter für die scheinheilige Kommerzialisierung des Katholizismus steht. Hier findet die Scheisse statt. Altmann schreibt in der Ich-Form, logisch, es ist seine Jugend. Das macht es aber so schwer, einzelne Kritikpunkte zu formulieren, denn das würde heißen, den Autoren persönlich anzugreifen. Der nach den hier geschilderten Ereignissen unangreifbar ist. So sollen nur ein paar halbwegs objektive Punkte erwähnt werden, die dem Rezensenten durch den Kopf gingen. Eine Scheißjugend haben viele. Vielen Kindern wurde auch durch die Kirche Böses angetan. Die Frage ist, ob man bei diesen individuellen und schmerzhaften Eingriffen in junges Leben unbedingt ein Buch machen muss, oder ob es nicht vielleicht besser für die Betroffenen ist, eine andere Art der Bewältigung zu finden, denn journalistische Beiträge zu diesem Thema gibt es - Gott sei Dank - genug. Natürlich werden die Befürworter dieses Buches sagen: Es ist für die in der gleichen Situation, damit sie dieser besser begegnen können. Die Frage ist nur: Können und wollen diese Leute das Buch lesen? Und für wen dann? Für die interessierten Leser, wie der Rezensent, der dem Ganzen ein etwas aufmerksameres und strafferes Lektorat gewünscht hätte, dem noch einiges unklar geblieben ist, der "Verschüttetes" suchte und nicht fand, dem das Thema Schule/Kirche nicht eng genug mit dem Rest verflochten war und der sich dann immer wieder fragte, ob das alles veröffentlicht werden muss? Keine leichte Sache, wenn man sich vorbehaltlos darauf einlässt. Interessant ist daher das Nachwort, denn obwohl sich Altmann auf 200 Seiten so manches Mal in seinem "Versagertum" suhlt (Verzeihung, es wurde ein paar Mal zu oft erwähnt), ist aus ihm ja etwas geworden und - wie er zugibt - durch viel Glück. Und gerade das werden 99% seiner Leidensgenossen nicht haben. Fazit: es gibt keins. Ist das Buch empfehlenswert? Jein. Man kann, man muss nicht. Persönlich würde ich es nicht empfehlen, mir war es manchmal, rein vom Astrakten, weil ich die Situation selbst nicht kenne, nicht fassbar genug, denn Altmann kann natürlich grossartig schreiben und diese Fähigkeit hat einiges an Schliff und Dramaturgie eingebracht, die mir nicht schlüssig sein will. Womit man denn schon wieder bei der Frage wäre, ob es notwendig ist, diese Art von Memoiren in dieser Form zu veröffentlichen. Da dreht sich auch der Rezensent im Kreis und wird dieses Mal auch keine Kommentare beantworten, denn selten war er über ein Buch so zwiegespalten.
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