Die Mischung der total unterschiedlichen Geschichten hat mich in dieser Zwielicht Classic-Ausgabe sehr gut gefallen. Von Steampunk bis Science Fiction ist gefühlt alles mit dabei. Jede einzelne Geschichte aber ist düster auf seine eigene Art und Weise, was man als Leser auch merkt. Einige Texte haben mich sofort überzeugt, für andere habe ich ein wenig mehr Zeit gebraucht. Insgesamt aber hatte ich ganz viel Spaß beim Lesen und habe mich sehr gut unterhalten gefühlt.
Mein absoluter Highlight diese Ausgabe ist ‚Meister Leonhard‘ von Gustav Meyrink. Im Text lernt man Leonhard kennen. Er sitzt da und denkt über sein Leben nach. Man erfährt, was er alles erlebt und wie er gelitten hat. Er hat versucht eine Lösung zu finden, das Richtige zu machen, mit dem umzugehen, was passiert ist, um dann am Ende zu erfahren, wozu das alles geführt hat. Ab dem ersten Satz war ich in dieser Geschichte gefangen. Ich konnte einfach nicht mehr mit Lesen aufhören, weil das Ganze mich so fasziniert hat. Die Art und Weise wie alles beschrieben wird ist grandios und hat mich nicht mehr losgelassen. Ich habe mit ihm mitgefiebert, war aber auch manchmal total sprachlos. Eine sehr starke, großartige Geschichte, die mir extrem gut gefallen hat.
Mit ‚Dampfherz‘ von Nadine Muriel habe ich etwas mehr Zeit gebraucht. Es handelt sich hier um eine Steampunkgeschichte und ich habe mich am Anfang ein wenig zurechtfinden müssen. Es war alles ziemlich verwirrend. Die Geschichte wird von Frau von Frankenfeld erzählt. Sie arbeitet in einer Klinik, die Menschen mit einem Kriegstrauma pflegt. Da ist sie ein großes Geheimnis auf der Spur. Ziemlich schnell merkt man als Leser, dass aber noch viel mehr nicht stimmt. Irgendetwas fühlt sich komplett falsch an. Nach und nach wird dann klar, was tatsächlich los ist. Beim Lesen habe ich gemerkt, wie die Geschichte mich immer mehr in seinen Bann gezogen hat. Obwohl ich das Gefühl hatte, ein wenig verloren zu sein, wurde es immer unheimlicher und hat mich dann auch nach dem Ende noch eine Weile beschäftigt. Es ist ein Text, den man ein wenig Zeit geben muss zum wirken, der dann aber seine ganze Stärke offenbart.
‚Trauerzeit‘ von Max P. Becker fand ich persönlich ein sehr besonderer Text. Ich habe es gerne gelesen, weiß aber nicht, ob ich alles richtig verstanden habe. Man muss sich einfach treiben lassen und die Darstellungen, die geboten werden in sich aufnehmen. Viel steckt in den Zeilen drin und auf mich hat es wie ein kleines Kunstwerk gewirkt. Es ist einzigartig und nicht ganz leicht. Trotzdem hat es mir gut gefallen.
Nicht alle Geschichten in dieser Ausgabe aber sind so schwer. Es gibt auch einige Texte, die sich locker lesen lassen und unglaublich viel Spaß machen. ‚Gewächse in Sebsprawl-U‘ von Andreas Flögel zum Beispiel, ist eine Science-Fiction-Geschichte mit einem ziemlich bösen Twist am Ende, die man einfach nur genießen kann. Und ‚Der alte Zauberer‘ von Friedrich Glauser ist eine Krimigeschichte, die ich sehr gelungen fand. Die Atmosphäre ist düster, die Auflösung nicht so überraschend, das Motiv des Täters aber umso mehr.
Am Schluss von Zwielicht Classic 15 gibt‘s noch drei Artikel. Meiner Meinung nach waren alle drei sehr interessant und gut geschrieben. August Derleth war für mich bis jetzt ziemlich unbekannt und deswegen bin ich sehr froh, ein wenig mehr über ihn und seine Texte erfahren zu haben. ‚Der dunkle Muse‘ von Karin Reddemann fand ich als Abschluss grandios. Sie schreibt einfach unglaublich gut. Obwohl sie über historisch bekannte grausame Mörder, Filme und Serien schreibt, hatte ich manchmal das Gefühl eine gute Horrorgeschichte zu lesen. Nie wurde es langweilig oder trocken und trotzdem extrem viel Wissen und Hintergründe vermittelt. Großartig.
Insgesamt hat mir diese Ausgabe sehr gut gefallen. Die Mischung der Texte war super, die Artikel interessant und das Lesen hat Spaß gemacht. Absolut empfehlenswert.