Cover des Buches Letale Dosis (ISBN: 9783426617137)
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Rezension zu Letale Dosis von Andreas Franz

Etwas spannender als der Vorgänger

von Aglaya vor 6 Jahren

Rezension

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Aglayavor 6 Jahren
Ein Angehöriger einer Freikirche wird tot aufgefunden. Schon bald wird klar, dass Gift dahinterstecken muss. Als weitere Mitglieder der Kirche sterben, steht Kommissarin Julia Durant vor einem Rätsel. Was ist das Motiv hinter den Taten?

"Letale Dosis" ist der dritte Kriminalroman um die Frankfurter Kommissarin Julia Durant. Die Bücher bauen inhaltlich nicht aufeinander auf und können daher unabhängig voneinander gelesen werden. Vorkenntnisse sind zum Verständnis nicht nötig.

Die Geschichte wird in der dritten Person in der Vergangenheit erzählt, meist aus der Sicht der Protagonistin Julia Durant. Besonders sympathisch war sie mir auch in diesem Band nicht. Sie führt eine Affäre mit einem verheirateten Mann und denkt dabei immer nur an sich. An seine Frau und seine drei Kinder verschwendet sie keinen Gedanken. Zudem regt sie sich sehr auf, als sie erfährt, dass ihr Arbeitskollege mit seiner Ehefrau über seine Fälle spricht (im Grunde zu Recht, denn Polizisten unterstehen dem Amtsgeheimnis), plaudert aber selber frisch-fröhlich mit ihrem Vater, ihrem Freund und wer ihr sonst noch so in den Sinn kommt über die Fälle. Sie ist daher ganz klar jemand, der mit zwei verschiedenen Ellen misst, was ich nicht leiden kann. Dass sie anscheinend ein Alkoholproblem hat und keinen Tag ohne ein paar Dosen Bier aushält sowie ihre Zigarettenstummel überall in die Landschaft wirft, macht die Sache auch nicht leichter.

Die Handlung zeigt gewisse Ähnlichkeiten mit den beiden vorhergehenden Bänden der Reihe auf. So befasst sich auch hier der Prolog mit Kindesmisshandlung und die Mordopfer sind in der gehobenen Gesellschaft zu finden. Auch die Hitzewelle, die bereits im Vorgänger ein Thema war, wird hier wieder erwähnt. Man könnte fast meinen, Frankfurt liege in den Tropen, so wie hier über die Hitze gejammert wird. Die Geschichte ist zwar einigermassen vorhersehbar, aber eine gewisse Grundspannung bleibt trotzdem vorhanden. Einzelne Logiklöcher stören etwas den Lesefluss. So verneint beispielsweise der Rechtsmediziner beim ersten Opfer einen möglichen Selbstmord, da das Opfer vor seinem Tod körperlich gesund war. Als ob es keine anderen Gründe gäbe, nicht mehr leben zu wollen, als an einer unheilbaren Krankheit zu leiden… Dass die schwangere Frau von Julia Durants Arbeitskollegen, die bereits eine Fehlgeburt hinter sich hat, bei einem gemeinsamen Grillabend mit Wein anstösst, erschien mir auch nicht besonders realistisch dargestellt. Der Gipfel der Unlogik ist aber wohl, dass Julia Durant abends auf dem Heimweg überfallen wird, sich mit Schusswaffengebrauch wehrt und dann – einfach nichts passiert. In Wirklichkeit würde dies wochen- bis monatelange Untersuchungen nach sich ziehen, sie würde entweder vom Dienst suspendiert oder zumindest zum Schreibtischdienst verdonnert, bis alles geklärt wäre. Die Szene hat im Übrigen überhaupt nichts mit der Haupthandlung zu tun und hätte ebenso gut weggelassen werden können.

Der Schreibstil des Autors Andreas Franz ist auch im dritten Band der Reihe recht mühsam zu lesen. Er verstrickt sich in Details, zählt bis ins Kleinste auf, wer was einkauft, isst, anzieht. Zudem verwendet er immer wieder die gleichen Formulierungen. Das machte die Geschichte oft ziemlich langatmig. Trotzdem kam für mich hier wieder etwas mehr Spannung auf als im direkten Vorgänger. Ich gebe die Hoffnung noch nicht auf, wieder die Faszination verspüren zu können, die mich bei der ersten Begegnung mit der Reihe vor rund 15 Jahren gepackt hat (zurzeit sieht es in dieser Hinsicht zwar nicht so rosig aus, aber eben, die Hoffnung stirbt zuletzt).

Mein Fazit
Etwas spannender als der Vorgänger
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