Rezension zu "Die Gabe zu heilen" von Annette Maria Rieger
Annette Maria Rieger porträtiert in dem Hintergrundbuch zu Andreas Geigers gleichnamigen Dokumentarfilm zwölf Heilerinnen und Heiler. Jedes Kapitel ist einem Heiler zugedacht. Und diese sind recht unterschiedlich: vom Kräuter-Weiblein, über den Alpenhirten bis hin zum modernen Coach. Rieger beschreibt unvoreingenommen die Atmosphäre der „Praxis“, das jeweilige Heilungskonzept, den Werdegang des Heilers, die Haltung des Heilers zu den Patienten, zu seiner Gabe und zur Schulmedizin. Dabei fängt Rieger die Stimmung und den Charakter des Heilers so gekonnt ein, dass man das Gefühl hat, selbst mit dem Heiler im Gespräch zu sein, mit ihm eine Tasse Kaffee zu trinken und mit ihm über Gott und die Welt zu sprechen.
Man kann dieses Buch auf mehrere Arten lesen: als eine Art Einführung in unterschiedlichste Heilungsmethoden, als Kurzbiographie von erstaunlichen Persönlichkeiten, als Inspiration und als philosophischen Exkurs über die wichtigsten Themen unseres Lebens: Krankheit, Gesundheit, Tod, göttliche Existenz. Das Nachwort von Matthias Badura nimmt den Leser noch auf eine kulturgeschichtliche Reise zum Thema Geistesheilen mit.
Das Vorwort von Andreas Geiger, dem Dokumentarfilmer von „Die Gabe des Heilens“, beschreibt auf humorvolle Weise, wie Geiger das Heilen als Thema für sich entdeckt hat, was er während seiner Arbeit mit den Heilern erlebt hat und wie ihn das geprägt hat.
Ich habe leider den Film von Andreas Geiger im Kino verpasst und mir dann dieses Buch besorgt. Ich war sehr angetan von der flüssigen, atmosphärischen Porträtierung der Heiler durch Annette Maria Rieger. Durch ihre offene, unvoreingenommene Beschreibung kamen die Heiler und ihr Wirken sehr gut heraus und man kann sich selbst einlassen und eine Meinung bilden. Einige Porträts haben mich stark berührt, einige haben meine Skepsis geweckt. Und so soll es auch sein. Beeindruckt hat mich die Bescheidenheit und die Demut der Heiler, die sich allesamt nur als Vermittler, als Begleiter und nicht als allmächtige Wunderheiler sehen. Durch die tollen Porträtfotos von Stanislav Krupar hat man die Heiler auch bildhaft vor Augen.
Fazit: Atmosphärische Portraits von beeindruckenden Persönlichkeiten mit inspirierenden Nachhall.