Andreas Guski

 4,7 Sterne bei 6 Bewertungen
Autor*in von Dostojewskij und Dostojewskij.

Lebenslauf

200. GEBURTSTAG DOSTOJEWSKIJS AM 11. NOVEMBER 2021 Mit «Schuld und Sühne» hat Dostojewskij, so Thomas Mann, «den größten Kriminalroman aller Zeiten» verfasst. Kaum weniger fesselnd als seine großen Romane ist sein von äußeren und inneren Dramen geprägtes Leben. Als junger Mann verbringt er vier Jahre im Zuchthaus, am Ende seines Lebens wird er als Prophet der Nation gefeiert. Dazwischen liegen die Höhen und Tiefen seines literarischen Glücks wie seiner verzehrenden Spielsucht. Der Slawist Andreas Guski hat nach vielen Jahrzehnten die erste Biographie in deutscher Sprache vorgelegt. Anschaulich erzählt er Dostojewskijs Leben und erschließt sein gewaltiges Œuvre im Kontext der Zeit. Dostojewskijs Leben war ein Leben der Extreme. Buchstäblich über Nacht wird er mit 24 Jahren zum Star der Petersburger Literaturszene. Als er mit 27 Jahren aus politischen Gründen verhaftet wird, entgeht er seinem Todesurteil nur in allerletzter Minute. Nach zehn Jahren in Sibirien kommt er als gewandelter Mensch zurück und beginnt sein literarisches Comeback. Später flieht er vor seinen Gläubigern ins Ausland und vor der materiellen Not ins Glücksspiel. Andreas Guski verfolgt Dostojewskijs politische Wandlungen zwischen Revolte und Reaktion, seine Versuche, als professioneller Schriftsteller zu überleben, und seinen Kampf um den Leser. Während Dostojewskij selbst auch psychisch oft am Limit lebte, leuchtet er in seinen Werken noch die geheimsten Winkel der menschlichen Seele so gnadenlos wie feinfühlig aus. Seine Auseinandersetzung mit der modernen Welt machte ihn zum "Propheten des 20. Jahrhunderts" (Albert Camus). Dostojewskijs Romane und Erzählungen, die mit unerhörter Spannung aufgeladen sind und gleichzeitig von bohrender Sinnsuche zeugen, gehören bis heute zu den meistgelesenen Werken der Weltliteratur und werden in dieser Biographie glänzend erschlossen. Die erste Biographie in deutscher Sprache nach vielen Jahrzehnten Einmalige Sonderausgabe zu 20,00 € statt regulär 28,00€

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Andreas Guski

Cover des Buches Dostojewskij (ISBN: 9783406719486)

Dostojewskij

(5)
Erschienen am 15.08.2018
Cover des Buches Dostojewskij (ISBN: 9783406777127)

Dostojewskij

(1)
Erschienen am 08.03.2023

Neue Rezensionen zu Andreas Guski

Cover des Buches Dostojewskij (ISBN: 9783406719486)
Joseph_Weisbrods avatar

Rezension zu "Dostojewskij" von Andreas Guski

Joseph_Weisbrod
Freundschaft mit Dostojewskij: Eine meisterhafte Biographie und ein wahrer Roman über den großen Russen

Tochter Ljuba kritzelt auf die Rückseite seiner Tabakdose: „28. Januar 1881. Papa starb viertel vor neun.“ Die Beerdigung von Fjodor Michailowitsch Dostojewkij drei Tage nach seinem Tod ist die größte, die es in Russland gegeben hat. Eine Zeitung berichtet, es seien mindestens 100.000 erschienen, um dem großen Dichter in seinem Petersburg die letzte Ehre zu erweisen. Darunter auffallend viele junge Menschen. Ein Kutscher fragt am Rande des kilometerlangen Trauerzuges: „Wer soll hier begraben werden? Ein General vielleicht?“ Ein Student erwidert: „Ein General? Oh nein – ein ehemaliger Sträfling! Er wurde vom Zar zur Zwangsarbeit verschickt, weil er die Wahrheit sagte. Glaubst Du vielleicht, wir wären zur Beerdigung eines Generals gegangen?“

Was hat diesen Schriftsteller, der das Gegenteil von einem leicht zu lesenden Bestsellerautor war, zu einem von der „Intelligenzija“ bewunderten und vom russischen Volk bis heute verehrten Mythos gemacht? Andreas Guski, Slawistik-Professor an der Universität Basel, gelingt in seiner meisterhaften Biographie das Kunststück, Dostojewskijs leidgeprüftes, widersprüchliches Leben und phänomenales Werk im Kontext des zaristischen Russland wissenschaftlich akribisch zu erschließen und trotzdem verständlich, ja packend zu erzählen und zu erklären.

Kaum hat der gerade 24 Jahre alte Militärleutnant mit seinem Briefroman „Arme Leute“ über Nacht die literarische Bühne erobert, scheint sein Leben bereits vor dem Ende zu stehen. Zum Verhängnis wird dem jungen Starautor sein Engagement im Petraschewskij-Kreis, einem Zirkel utopischer Sozialisten. Guski beschreibt die sadistische Scheinhinrichtung Dostojewskijs und seiner 20 Leidensgenossen am frühen Morgen des 22. Dezember 1849 bei minus 21 Grad auf dem Semjonow-Platz in Petersburg minutiös. Nach dem Verlesen der Todesurteile ist der inzwischen 27jährige Fjodor Michailowitsch Dostojewskij als sechster Delinquent an der Reihe. Die Soldaten legen die Gewehre an. Doch das Kommando „Feuer“ bleibt nach qualvoller Stille aus. 

Dann verkündete man uns, schreibt Fjodor am selben Abend aus der Zelle an den geliebten Bruder Michail, „dass Seine Kaiserliche Hoheit uns das Leben schenkt.“ Für Dostojewskij ist die überraschende Begnadigung wie eine Wiedergeburt, obwohl ihn eine vierjährige Lagerhaft mit schwerster Zwangsarbeit und kaum zu ertragendem Schreibverbot in Sibirien erwartet. Über diese Leidenszeit hat Dostojewskij 1862 seine „Aufzeichnungen aus einem Totenhaus“ veröffentlicht – ein früher Vorläufer von Alexander Solschenizyns bahnbrechendem „Archipel Gulag“ über ein Jahrhundert später. 

In der zweiten Hälfte seines zehnjährigen Sibirien-Aufenthaltes, die Dostojewskij als gemeiner Soldat in fortgesetzter Unfreiheit verbringen „darf“, lernen wir auch die andere, die lebensgierige, leidenschaftlich liebende, unbeschwerte Seite Dostojewskijs kennen. Der niederländische Autor Jan Brokken erzählt in seinem schwungvollen Roman „Sibirische Sommer mit Dostojewski“ die ungewöhnliche Freundschaft zwischen dem jungen, deutschstämmigen Baron Alexander von Wrangel und dem nach Sibirien verbannten, zwölf Jahre älteren Häftling Dostojewskij. Wenige Jahre nach dessen Verschickung reist auch der 20jährige Adelsspross, als Gymnasiast von seinem Zimmerfenster aus entsetzter Zeuge der Scheinhinrichtung, ins ferne Sibirien. Der Absolvent des Kaiserlichen Elite-Lyzeums soll dort für seine diplomatische Laufbahn vorbereitet werden. 

Im entlegenen sibirischen Grenzgebiet Semipalatinks beginnt die intensive Freundschaft zwischen dem Schriftsteller, der nicht schreiben darf, und dem jungen Bezirksstaatsanwalt, der dem Verbannten sein hartes Los mit allen, nicht zuletzt finanziellen Mitteln erleichtern will. Hauptrefugium dieser Freundschaft wird das Sommerhaus, das der gut betuchte Aristokraten-Jüngling Alexander von Wrangel gemietet hat. 

In diesem „Kosakengarten“ debattieren die beiden Idealisten nächtelang, lesen, essen, rauchen, gärtnern und trinken viel französischen Champagner zusammen. Vor allem aber trösten und beraten sie sich über ihre jeweiligen, zwischen Glück und Unglück schwankenden Liebesbeziehungen mit verheirateten Frauen. Nach der Begnadigung und Rehabilitation Dostojewskijs, die der angehende Diplomat und – im Geist seines Namensvetters Alexander von Humboldt – weltgewandte Forschungsreisende Alexander von Wrangel initiiert hat, trennen sich die Wege der beiden Freunde.

In seinen letzten 15 Lebensjahren erreicht Dostojewskij, der seine auf der Flucht vor den   Gläubigern im europäischen Exil u. a. in Baden-Baden und Wiesbaden ausgetobte Spielsucht endlich überwunden hat, den Gipfel seines Schaffens, der gesellschaftlichen Anerkennung und überfälligen Ehrungen. Zwischen 1866 und 1880 erscheinen („was für eine Zuchthausarbeit!“) seine weltberühmten Romane „Verbrechen und Strafe“ (in der originalgetreuen Übersetzung von Swetlana Geier), „Der Idiot“ (1869), „Die Dämonen“ (1872), „Der Jüngling“ (1875) und schließlich – ein Jahr vor seinem Tod – sein literarisches Vermächtnis „Die Brüder Karamasow“ (1880). 

Der letzten, zufälligen Begegnung der so ungleichen „sibirischen“ Seelenverwandten im Petersburger Herbst 1873 gilt Alexander von Wrangels alias Jan Brokkens ernüchternder Schlusssatz in diesem geschmeidigen Roman, der u. a. auf Originalbriefen, Memoiren, Dokumenten und Bilder der Ururenkelin Baron von Wrangels basiert: „Wir gaben einander die Hand, erkundigten uns nach der Gesundheit des anderen, warteten die Antwort nicht ab, gaben einander nochmals die Hand, verbeugten uns leicht und gingen wie Fremde auseinander.“ 

Der zeitlebens an Epilepsie leidende Dichter stirbt im Alter von 59 Jahren an einem Blutsturz nach einem Lungenemphysem. Am Morgen seines Todes sagt Fjodor Michailowitsch Dostojewskij zur geliebten Ehefrau: „Weißt Du, Anja, ich liege schon seit drei Stunden wach, denke die ganze Zeit nach und jetzt ist mir klar geworden, dass ich heute sterben werde.“ Am selben Mittwoch abend tritt der von seinem ganzen geliebten Russland betrauerte Tod eines der größten Schriftsteller aller Zeiten ein. 

Joseph Weisbrod

Info: Andreas Guski: „Dostojewskij – Eine Biographie“. Verlag C. H. Beck. 2018. Gebunden. 460 S. 28 Euro. Jan Brokken: „Sibirische Sommer mit Dostojewski – Roman einer Freundschaft“. Aus dem Niederländischen von Helga von Beuningen. Kiepenheuer & Witsch. 2018. 432 S. 22 Euro.

Cover des Buches Dostojewskij (ISBN: 9783406719486)
M

Rezension zu "Dostojewskij" von Andreas Guski

M.Lehmann-Pape
Nah heran an den Menschen

Nah heran an den Menschen

„Kinder spielen eine Schlüsselrolle in Dostojewskis Werk, doch über seine eigene Kindheit schweigt er beharrlich“.

Schon was den Beginn seines Lebens angeht (und das behält der Autor ein Leben lang bei), ist das „Private“ ausdrücklich nicht sein „öffentliches Thema“. Gerade aber dieses Private in Licht und Schatten ist es, was nun Andreas Guski überzeugend, umfangreich und dabei immer in den Bezug zum Werk setzend in dieser überaus gelungenen Biographie dem Leser nahebringt.

„Im Gegensatz zu vielen seiner Helden war ihm Selbstentblößung zuwider“!

Aber im akribischen Nachgang der Erinnerungen von Andrej, des jüngeren Bruders Dostojewskis schält Guski ein Bild dieser Kinderjahre heraus, dass er umgehend mit Atmosphären, Szenen, grundlegenden Gestaltungsräumen in den Romanen in Verbindung bringt. Mitsamt der klaren, direktiven, aber auch tiefen Frömmigkeit der Eltern und der eher zerrissenen Familiengeschichte, welche die jungen Jahre Dostojewskis prägte.

Bis dahin, dass in „Der Idiot“ auch das ihm selbst wichtige, „heilige“ mit genutzt wird, das Grab seiner Mutter als Teil der Erzählung eines Possenreißers mitaufzunehmen, wie auch so manche „Wohnsituation“ im späteren Werk deutlich angelehnt sind an eigenes Erleben in „fensterlosen Kabuffs“ der Kindheit.

Daher erschließt sich aus dem biographischen Erleben des Mannes sein Stil und Thema.

„Dostojewski ist ein Autor der Krise“, der eigene Erfahrungen immer wieder in seinen Romanen nutzt und eigene, innere Fragen und Haltungen darin zum Ausdruck bringt.

So geht Guski genau den anderen Weg als den, der nicht selten verbreitet ist und darin gipfelt, das „persönliche Leben des Autors als peinliches, nur leider unentbehrliches Anhängsel an (dessen) Werk zu betrachten“.

Person, Prägung, Geschichte, Erlebtes, Sicht der Welt und die Spiegelung der aufgeheizten Atmosphäre seiner Zeit finden sich daher in den Werken wieder und werden von Guski akribisch offengelegt.

Was unter anderem dazu führt, dass die innere Nähe der Weltbetrachtung inklusive Restauration der orthodoxen Kirche zwischen Dostojewski und Wladimir Putin ebenso aktuell herausgearbeitet wird, wie das gesamte Werk Dostojewski in seiner Pointierung der „Krisen seiner Zeit“ vielfache Parallelen zur Gegenwart aufweist und daher immer noch aktuell zu lesen ist und nicht nur im historischen Kontext als Lektüre einzuordnen ist.

Grundsätzliches, auch die Gegenwart wieder mitbestimmendes in Dostojewskis Leben erlebt worden du von Dostojewski unnachahmlich in Literatur gegossen worden.

Worin sich auch eine andere Zerrissenheit der Person widerspiegelt. Der Wunsch nach literarischer „Karriere“ und die Abscheu vor dem damit verbundenen „Anpassungsdruck“, Motive, die ebenfalls, wie Guski zeigt, in den Romanen verarbeitet werden. Mitsamt des „Lebensdurstes“, der nach 11jähriger „Verbannung“ und Strafarbeit sich teils maßlos Bahn brach.

Chronologisch arbeitet sich Guski dabei durch das Leben und die Stationen des Autors, weist Verbindungen auf zur grundlegenden Prägung des Mannes und seinem Werk, wie auch zu den Entwicklungsphasen dieses Lebens, die das Werk je mitbestimmt haben.

Heraus kommt eine überzeugende Darstellung des Mannes Dostojewski und eine kluge Werkschau, in der Guski Person und Idee, Werk und Leben miteinander gut lesbar in Korrelation setzt. Mit vielfachen Differenzierungen, die aufzeigen, dass wiederum das Werk eben nicht eins zu eins das Denken und Handeln des Autors wiedergibt, sondern aus dem eigen Erlebten, zusammen mit dem literarisch erdachten, eine eigenständige, andere Welt hervorbringt. Und die auch erklärt, warum Dostojewski ab einem bestimmten, konkreten Ereignis heran ein „guter Untertan“ geworden ist und dennoch sich rieb und rieb an äußeren Situationen und anderen Personen.

Sehr gelungen.

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