Zur Integration der Familientherapie in die lebensweltorientierte Sozialarbeit
Zunächst „bearbeiten“ die beiden genannten Bereiche der Arbeit mit Familien auf unterschiedliche Weise unterschiedliche Lebensbereiche der betreuten Familien.
Auf der einen Seite steht die „praktische Lebenshilfe“, das „Wie“. Ein Achten auf Ressourcen, das Funktionieren äußerer Abläufe, Begleitung im Alltag, Meisterung alltäglicher Aufgaben. Ein Bereich, für den gilt, dass erprobt und getan wird, „was zu helfen scheint“.
Auf der anderen Seite findet sich die Arbeit mit der Familiendynamik im „inneren“ Bereich. Die Beziehungen zueinander, Formen innerer Stärkung der einzelnen Beteiligten, die therapeutische Aufarbeitung von Störungen und Problemen, eher also das „Warum“ liegen die Beziehungen so, wie sie sind und wo ist es sinnvoll, das zu ändern.
Für eine Integration beider Zugehensweisen bricht Andreas Gut in diesem Buch eine deutliche Lanze. Selbst als Sozialpädagoge und Familientherapeut mit jahrelanger Erfahrung in der Betreuung von Familien versehen, besitzt Gut ein gerütteltes Maß an Erfahrung in der verbindenden Arbeit von sozialpädagogischer Hilfe und therapeutischer Intervention.
In der „inneren Verbindung“ beider Handlungsweisen setzt Gut vorweg die „Thematik des Zusammenspiels von Lebensweltorientierung“ als Leitlinie der Familienhilfe und die Familientherapie als wichtiges und wertvolles „Handwerkszeug für die Arbeit an familiären Beziehungen“.
Als erweiterte Methode und Instrument der klassischen Familienhilfe also positioniert Gut (und weist dies in seinem Buch überzeugend auch mit einigen Beispielen aus der Praxis versehen nach) die therapeutische Kompetenz und Arbeit des Familienhelfers in diesem, seit den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts, gewachsenen festen Bestandteils der Jugendhilfe in Deutschland.
Gerade in den letzten Jahren ist es dabei zunehmend zu einer Verbindung lebenspraktischer Hilfe und therapeutischer Gesprächsführung gekommen, zunehmend besitzen im Bereich tätige eine therapeutische Zusatzqualifikation (aus eigener Motivation heraus zumeist).
Diesen „Ist-Zustand“ eines (noch) offizielle eher „Nebeneinanders“ beider Zugangsformen zu einem „kooperativen Miteinander“ zu gestalten und dafür, vor allem, die inhaltlichen Grundlagen zu setzen, dies ist das erklärte Ziel des Autors in diesem Buch. Ein Ziel, das er erkennbar durchgehend und strukturiert verfolgt und für das er überzeugende Argumente im Buch findet.
Wobei Gut in der Form zunächst im ersten Hauptteil die sozialpädagogische Familienhilfe Anhand ihrer Aufgaben und Zielsetzungen erläutert, mitsamt deren Vielfalt an potentiellen Handlungsansätzen, Konzepten und Methoden.
In der Folge legt Gut sodann eine vergleichende Darstellung verschiedener Handlungskonzepte vor, die zum einen auf Konzepte mit, aber auch auf Konzepte ohne Zunahme von therapeutischen Interventionen beruhen. In diesem Vergleich arbeitet Gut die Möglichkeiten, die Grenzen, die Problematiken, mithin ein differenziertes Bild eines integrativen Ansatzes heraus.
Die Ergebnisse des ersten Hauptteils überprüft Gut im empirischen zweiten Hauptteil anhand einer konkrete Fallstudie über 3 Jahre hinweg, in der beide Konzepte integrativ zum Tragen kamen.
Im letzten Hauptteil fließen die Ergebnisse der beiden ersten Teile in Form fundierter Arbeitshypothesen zusammen und bieten abschließend ein überzeugendes Bild für die weitere Diskussion und eine Sinnhaftigkeit eines integrativen Ansatzes in der Familienhilfe.
Sprachlich anspruchsvoll gelingt Andreas Gut mit seinem Werk ein wichtiger, inhaltlicher Schritt in der Annäherung beider „familiärer“ Herangehensweisen und der Nachweis des gegenseitigen Nutzens beider Kompetenzen in der praktischen Arbeit. Eine gelungene Darstellung.
Zur Integration der Familientherapie in die lebensweltorientierte Sozialarbeit