Rezension zu "Wahnsignale" von Andreas Hähle
„Ist es nicht sogar berechtigt, wenn ich ehrlich bin, mir zu misstrauen?“ (S. 13) Dieses Zitat bleibt mir beim Lesen des gesamten Buches im Kopf.
Eine Reise durch die Gedankenwelt des Protagonisten beginnt. Auf dem Silbertablet werden durch Metaphern, Vergleiche und Allegorien die teils dunklen, teils abgründigen Gedanken eines Protagonisten dargelegt, der die schlimmsten Übel der Gesellschaft überlebt. Und statt, dass er erlebt, dass seine dunkle Seite abgestoßen wird, trifft er auf Personen, die gerade diese Seite von ihm fördern. In einem leichten Spiel aus Intertextualität und dem Erschaffen einer neuen eigenen Gedankenwelt bekommt der Leser kaum Einblick auf das Umfeld. Landschaften, Personen und Situationen werden nur beschrieben, wenn dies unbedingt nötig ist.
Ein Mensch, der zwischen zwei Stühlen sitzt. An vielen Stellen bietet die Hauptperson Sympathiepunkte mit dem Leser und ich hatte nicht selten das Gefühl, dass meine Gedanken auf dem Papier geschrieben zu sehen. Es ist ein Taumeln von Gedanken und Gefühlen in einer Welt, die nicht zuhört und nicht versteht. Ein Denken außerhalb von schwarz und weiß und gut und böse. Die Hauptperson sucht nach Liebe, ohne Lieben zu müssen und das grundlose Glück, von dem er jedoch nicht denkt, es verdient zu haben. Dabei stellt er sich in einem philosophischen Diskurs grundlegend existenziellen Fragen, die niemand beantworten kann, und denkt Sätze, die mir nicht mehr aus dem Kopf gehen werden. „Schönheit lebt nun mal von ihrer Vergänglichkeit“ (S. 39), „Das Gefühl zu fallen ist […] das Gefühl zu fliegen“ (S. 168.) und „Mit geputzter Brille lässt es sich auch nicht immer besser sehen“ (S. 12) sind nur einige dieser Zitate.
Das Buch ist eine Abbildung der Melancholie des Lebens und die Gedanken eines Menschen, der versucht, sich selbst zu überleben.