"Es gibt eben zweierlei Mitleid. Das eine, das schwachmütige und sentimentale, das eigentlich nur Ungeduld des Herzens ist, sich möglichst schnell freizumachen von der peinlichen Ergriffenheit vor einem fremden Unglück, jenes Mitleid, das gar nicht Mitleiden ist, sondern nur instinktive Abwehr des fremden Leidens von der eigenen Seele. Und das andere, das einzig zählt – das unsentimentale, aber schöpferische Mitleid, das weiß, was es will, und entschlossen ist, geduldig und mitduldend alles durchzustehen bis zum Letzten seiner Kraft und noch über dies Letzte hinaus.“
Stefan Zweigs einziger Roman erschien erstmals 1939 und spielt während weniger Monate vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs in einer kleinen Garnisonsstadt an der österreichisch-ungarischen Grenze.
Der junge Leutnant Hofmiller fordert bei einer Abendgesellschaft im Hause eines reichen, zum ungarischen Adeligen Lajos von Kekesfalva beförderten Juden dessen 17-jährige Tochter Edith zum Tanz auf, nicht wissend, dass diese gelähmt ist. Aus Scham über seine Ungeschicklichkeit flieht er überstürzt und versucht später, den Affront durch Blumen und Besuche wiedergutzumachen ohne zu bemerken, dass Edith sich längst in ihn verliebt hat. Die Tragödie nimmt ihren Lauf…
Ein psychologisches Meisterwerk, dessen Schicksalsverstrickungen mich bei jedem Wiederlesen tief bewegen.
Andreas Isenschmid
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Ungeduld des Herzens ist Stefan Zweigs einziger Roman. 1939 entstanden, wird er hier in einer wunderbaren neuen Ausgabe bei Manesse wieder aufgelegt. Sein Titel weist auf das zentrale Thema der Erzählung hin, das falsche Mitleid, das dem anderen nicht hilft, sondern schadet. Der Roman spielt unmittelbar vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs im österreichisch-ungarischen Grenzgebiet.
Der in einer kleinen ungarischen Garnisonsstadt stationierte Leutnant Anton Hofmiller erhält eine Einladung in das Schloss des ungarischen Magnaten Lajos von Kekesfalva. Dessen gelähmte Tochter Edith verliebt sich in den jungen Offizier, Hofmiller aber empfindet nur Mitleid für das »kranke Kind«. Aus Feigheit verschweigt er Edith seine wahren Gefühle, macht dem unheilbaren Mädchen Hoffnung auf eine baldige Genesung. Er versteigt sich sogar dazu, sich mit Edith zu verloben, verleugne sie aber in der Öffentlichkeit. Als Edith den Verrat Antons bemerkt, nimmt sie sich das Leben.
Als Roman bezeichnet, ist „Ungeduld des Herzens“ aber eher eine sehr lange Novelle, in der Zweig seinen Protagonisten seine Gefühle bis in die kleinsten Details beschreiben lässt, so wie er das in vielen seiner anderen Novellen auch getan hat. Gleichzeitig ist es eine Hommage an das habsburgischen Kaiserreich, dem Zweig im Exil nachtrauerte und dessen Untergang er nicht verwinden konnte. Zweig nahm sich 1942 in Brasilien das Leben.
EIne wirklich interessante Einführung in das literaturwissenschaftliche Arbeiten des Péter Szondi. Leider ist sie in meinen Augen ein wenig schwierig geschrieben für diejenigen, die noch nicht mit seinem Leben und Werk vertraut sind und könnte einige Zuhilfenahmen erforderlich machen.
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