Rezension zu "König von Albanien" von Andreas Izquierdo
Otto Witte war ein deutscher Schausteller, Hochstapler, Lebenskünstler und - nach eigener Aussage - König von Albanien. Er trieb es sogar soweit, dass er sich im Deutschen Kaiserreich die Bezeichnung ehemaliger König von Albanien in seinen Pass eintragen lassen durfte (und später auf seinen Grabstein) - als Künstlernamen. Aber was ist Wahrheit, was sind Lügenmärchen?
Andreas Izquierdo erkundet die Geschichte so kundig wie unterhaltsam in seinem erstmals vor fast 17 Jahren erschienen Roman König von Albanien, den der Dumont Verlag in sehr schöner Gestaltung neu aufgelegt hat. Die Rahmenhandlung spielt 1913 in einer städtischen Psychiatrie nahe Salzburg. Der junge Psychiater Schilchegger steht ganz unter dem Einfluss seines Mentors, eines Professors, für den nur die Forschung zählt, nicht Patient oder dessen Wohlergehen. Folgerichtig interessieren ihn mehr die Gehirne seiner verstorbenen Patienten als die Heilungschancen der Lebenden. Doch dann taucht ebenjener Otte Witte als Patient auf und Schilchegger wird mehr und mehr in dessen aberwitzige Geschichte hineingezogen.
Wittes Eroberung des Throns in Tirana für einige Tage fabuliert der Autor dabei so gekonnt wie lustig als wilden Ritt durch das Europa des frühen 20. Jahrhunderts von Konstantinopel bis Triest. Er erzählt dabei ein Leben zwischen Orient-Express und Balkankriegen. Da stört es auch nicht, dass Witte wahrscheinlich - ganz der Hochstapler - nie wirklich König war…
Ein Roman, der Freunde historischer Unterhaltung und Fabulierkunst begeistern wird und gleichzeitig humorvoll geschrieben ist.