„...Das vorliegende Buch ist eine Art Reisetagebuch und enthält nur Erlebnisse aus den ersten drei Monaten meiner Reise. Hier kannst du lesen, wie ich selbst dazu kam, überhaupt auf Wanderschaft zu gehen, und welche Hürden für mich zu überwinden waren...“
Mit diesen Zeilen aus den ersten Seiten weiß ich als Leser, was ich zu erwarten habe. In lockerem und humorvollen Schriftstil schildert der Autor seine Erlebnisse. Dabei lässt er auch Schwierigkeiten und Niederlagen nicht aus.
Aufgewachsen in der DDR erlebt der Autor in der 10. Klasse die Wende. Jetzt scheint vieles möglich. Sein Großvater, der als Geografielehrer gearbeitet hat, hat seine Interesse am Reisen geweckt. Nicht alles, wovon der Autor geträumt hat, geht in Erfüllung. Da die Zulassung zum Studium auf sich warten ließ, lernt er Dachdecker. Er entscheidet sich, auf die Walz zu gehen.
Das bedeutet, die Heimat für mindestens 3 Jahre und einen Tag zu verlassen und in dieser Zeit im Umkreis von 60 km zu meiden. Dazu musste er in die Zunft aufgenommen werden.Sehr detailliert beschreibt der Autor die Reise. Dabei lerne ich eine Menge darüber, was zu beachten ist. Wichtig ist die entsprechende Kleidung, an der die Handwerksgesellen zu erkennen sind. Auch unterwegs gibt es Regeln. Seine Begleiter führen ihn in diese ein.
„...Wir sprachen übers Schmalmachen, also darüber, bei Bäckern und Fleischern für eine gratis Wegzehrung vorzusprechen. Mir war das irgendwie nicht geheuer. Ich traute mich das ganz und gar nicht, fand das sogar äußerst peinlich, doch er sagte, ich solle mir klar machen, dass die Leute dies von den Wandergesellen regelrecht erwarten...“
Mit erfahrenen Begleitern führt der Weg über Erfurt ins Bergische Land. Dort findet er Arbeit. Schnell zeigt es sich allerdings, dass es ihm noch an Praxis mangelt. Die Zeit, die er an einer Arbeitsstelle bleiben darf, ist begrenzt. Das kann man auch so formulieren:
„...Schon einige Male hörte ich, daß es für einen Wandergesellen immer dann an der Zeit sei, weiter zu ziehen, wenn die Nachbarn zu grüßen beginnen und die Hunde nicht mehr bellen...“
Dieses Mal geht es gen Norden. Die Familie kann man ja höchstens irgendwo unterwegs einmal treffen.
Vor jedem Kapitel steht ein Zitat, dass zum Inhalt passt. Eines davon lautet:
„...Es kann nichts schiefgehen. Das einzige, was passieren kann, ist, dass die Dinge einen anderen Verlauf nehmen als geplant...“
Viele Fotos illustrieren die Geschichte.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen.